24.05.2015
Hotspots auf Schienen
1. Teil: „WLAN im Zug kommt mit Verspätung“
WLAN im Zug kommt mit Verspätung
Autor: Charles Glimm
Deutsche Bahn
Die Bahn will ab Mitte 2016 allen ICE-Passagieren kostenlose Hotspots bieten. Bislang kommen nur DB-Fahrgäste der ersten Klasse in diesen Genuß.
WLAN-Zugangs. Die Bahn bewirbt diesen Service mit dem Slogan „Reisezeit ist Nutzzeit“ und bietet ihn mittlerweile in ausschließlicher Kooperation mit der Telekom an. Die Anbindung der Züge ans Internet geschieht über die Mobilfunktechniken UMTS und LTE.
Bereits seit Ende 2014 kommen Fahrgäste in der ersten Klasse des Intercity-Express während der Fahrt in den Genuss eines kostenlosen Voraussetzung für die Verfügbarkeit von WLAN im Zug ist grundsätzlich eine entsprechende Abdeckung durch das Mobilfunknetz entlang der Bahntrassen. Dieses technische Problem sorgt – neben politischen Komplikationen – dafür, dass sich das WLAN-Angebot bisher auf den Fernverkehr beschränkt. Dabei werden regional etwa 20-mal so viele Reisende befördert wie auf den Fernstrecken. Für die allermeisten Zugpassagiere ist ihre Reisezeit heute also noch keine Internet-Nutzzeit, und das wird trotz der Ausbaupläne der Bahn noch für einige Jahre so bleiben.
Ginge es nach Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, sollten Bahnreisende allerdings auf allen Strecken und in allen Klassen mobiles Internet genießen. „Die Bahn kann das Verkehrsmittel des digitalen Zeitalters werden. Wir brauchen eine Modernisierungsoffensive, um dieses Potenzial voll auszuschöpfen“, forderte Dobrindt im September 2014.
2. Teil: „Wer finanziert das Gratis-WLAN im Nahverkehr?“
Wer finanziert das Gratis-WLAN im Nahverkehr?
Dass die meisten Landesvertreter für den Bahnverkehr andere Prioritäten als kostenlosen WLAN-Zugang sehen, verhindert neben der ungenügenden technischen Ausstattung von Zügen und Trassen eine baldige Einführung von Gratis-WLAN im Nahverkehr.
Durchaus nachvollziehbar argumentieren die Verantwortlichen auf Landesebene mehrheitlich, dass Probleme wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Verkehrsverbindung Vorrang haben müssten vor kostenlosem Internet. „Bei Kundenbeschwerden schimpft keiner, dass es im Regionalzug kein schnelles Internet gibt. Und keiner wird sich bei Verspätungen trösten lassen, dass er ja kostenlos im Zug im Netz surfen könne“, formuliert es Thomas Geyer, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (BAG-SPNV).
„Die Erwartungshaltung der Kunden wird wohl sein, WLAN in Nahverkehrszügen kostenlos nutzen zu können. Und der Kundenwunsch ist ein wichtiges Argument – ob dies aber umsetzbar ist, hängt letztendlich davon ab, dass die Mobilfunkbetreiber hier vernünftige Konditionen anbieten“, zitiert die Zeitung „Die Welt“ Frank Zerban, den Hauptgeschäftsführer des Besteller-Verbandes BAG-SPNV. Und sein Verbandspräsident, Thomas Geyer, ergänzt: „Realistisch ist, dass wir WLAN in circa fünf Jahren in nennenswerterem Umfang im Schienennahverkehr haben.“
3. Teil: „Kostenloses WLAN im Fernverkehr ab Juni 2016“
Kostenloses WLAN im Fernverkehr ab Juni 2016
Erst nach dem ICE ist dann auch der IC dran. Diese Züge sollen ab Juli 2016 mit Mobilfunk-Repeatern der neuesten Generation ausgestattet werden. Die ICE-Flotte erhält diese Repeater schon ab August 2015.
WLAN bei Tempo 300 km/h
Inzwischen wurde die seit 2006 zunächst eingesetzte, langsamere Flash-OFDM-Technik komplett durch UMTS und LTE ersetzt. UMTS wird laut Telekom vor allem in Tunneln und in Gebieten mit hohem 3G-Durchsatz weiterhin eine Rolle spielen. Durch LTE dagegen erreicht die verfügbare Bandbreite Messungen der Telekom zufolge im Schnitt 10 MBit/s, in der Spitze sogar 90 MBit/s. Ziel ist es laut Bahn, im Downstream eine Übertragungsrate von bis zu 6 MBit/s pro Endgerät, also pro Surfer, zur Verfügung zu stellen. Der Mobilfunk kommt im Übrigen nur zwischen Zug und Sendemast zum Einsatz. Sobald das Signal den Mast erreicht, wird es ins Glasfaserkabel eingespeist.
Während die Bahn noch für dieses Jahr den Ausbau ihres Internetportals mit Filmen, Podcasts und Spielen plant, ist die Nutzung ihres Dienstes bisher nicht immer ein Vergnügen, wie Redakteure des Internet-Magazins teltarif.de herausfanden: Bei mehreren Testfahrten auf der Strecke Bielefeld-Berlin Anfang letzten Jahres gelang es ihnen weder Webseiten noch Streaming-Dienste oder soziale Netze zufriedenstellend zu nutzen. Als eine Problemquelle nennt das Magazin die verwendeten Repeater, die nicht für den LTE-Verkehr ausgelegt seien und ab Sommer dieses Jahres ausgetauscht werden sollen.
4. Teil: „E-Mail und Zugriff auf Firmennetzwerke im ICE“
E-Mail und Zugriff auf Firmennetzwerke im ICE
Wer sich selbst von der Qualität des fahrenden WLANs überzeugen will, kann das über das Hotspot-Portal der Telekom nach einem sehr simplen Einwahlvorgang schnell tun (siehe Kasten). Es genügt, die wenigen Grundeinstellungen vorzunehmen, das Netzwerk „Telekom_ICE“ aufzurufen und eine beliebige „http://“-Adresse anzuwählen. Damit meldet sich der Hotspot automatisch. Je nachdem ob man in der ersten oder der zweiten Klasse reist, kann man dann sofort lossurfen oder muss sich erst noch einer Bezahlprozedur unterziehen.
Dass hier noch bis Mitte 2016 eine Zweiklassengesellschaft aufrechterhalten wird, liegt offenbar nicht an finanziellen Interessen, sondern an den derzeit noch vorhandenen Kapazitätsproblemen.
So formulierte Ulrich Homburg, Deutsche-Bahn-Vorstand Personenverkehr, im September 2014: „Mit dem kostenlosen Internetangebot in der ersten Klasse im ICE wollen wir testen, für wie viele Kunden wir einen stabilen und zuverlässigen Internetzugang anbieten können. Wenn wir mit unserem Partner Telekom eine stabile technische Verfügbarkeit für alle Kunden in einem ICE gewährleisten können, streben wir perspektivisch eine Ausdehnung auf die zweite Klasse an.“ Kurios erscheint dabei nur, dass der Dienst also offenbar gratis sein soll, sobald er vollständig zufriedenstellend läuft, während er bezahlt werden muss, solange er das nicht tut.
5. Teil: „So nutzen Sie die Telekom-Hotspots im ICE“
So nutzen Sie die Telekom-Hotspots im ICE
- DHCP = aktiviert (IP-Adresse automatisch beziehen)
- Kanalwahl = automatisch
- SSID = Telekom_ICE
- Verschlüsselung = deaktiviert
1. Klasse
In der ersten Klasse des ICE gehen Sie kostenlos online: Aktivieren Sie die WLAN-Funktion Ihres Smartphones, Tablets oder Laptops und wählen Sie das Netzwerk „Telekom_ICE“ aus. Öffnen Sie dann Ihren Webbrowser und geben Sie eine beliebige URL ein. Nur der Aufruf einer SSL-verschlüsselten Webseite (kenntlich am „https://“) ist aus technischen Gründen zum Start nicht zulässig. Das Hotspot-Portal wird nun automatisch aufgerufen. Hier geben Sie die angezeigte Zeichenfolge ein und wählen „Jetzt online gehen“ aus.
2. Klasse
In der zweiten Klasse steht der Hotspot ebenfalls zur Verfügung, ist allerdings kostenpflichtig. So gehen Sie online: Aktivieren Sie die WLAN-Funktion Ihres Endgeräts und wählen Sie das Netzwerk „Telekom_ICE“ aus. Geben Sie eine beliebige Webadresse ohne SSL-Verschlüsselung in den Browser ein, um automatisch zum Hotspot-Portal zu gelangen.
Wählen Sie aus, ob Sie den Hotspot einen Tag, eine Woche oder einen Monat nutzen möchten. Um Ihre Zugangsdaten für den Login festzulegen, müssen Sie nun eine gültige E-Mail-Adresse und das gewünschte Passwort eingeben.
Zuletzt wählen Sie aus, ob Sie mit Kreditkarte, Paypal, Clickandbuy, per Smartphone oder über Ihre Telekom-Rechnung bezahlen wollen.
Sind Sie bereits Hotspot-Kunde der Telekom, können Sie sich mit Ihren gewohnten Zugangsdaten über das Hotspot-Portal oder die Hotspot-App verbinden.
Weitere Informationen zu Telekom-Hotspots sowie die gültigen Preise finden Sie unter www.hotspot.de.
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