Software
01.09.2015
Application-Integration
1. Teil: „Mit EAI auf kritische Ereignisse reagieren“

Mit EAI auf kritische Ereignisse reagieren

Enterprise Application IntegrationEnterprise Application IntegrationEnterprise Application Integration
Fotolia / vallepu
Enterprise-Application-Inte­gration-Plattformen (EAI) erlauben Unternehmen eine einheitliche Sicht auf alle Geschäftsprozesse und die Daten ihrer Dienstleister.
Die Zahl der Datenquellen, aus denen Unternehmen geschäftskritische Informationen schöpfen, hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Nicht nur Applikationen aus internen Rechenzentren oder der Cloud, auch Maschinen und mobile Endgeräte sowie die Systeme von Geschäftspartnern, Lieferanten und Dienstleistern spülen ständig neues Material an.
  • Tobias Soppa, Geschäftsführer Ceiton Technologies: „EAI spielt nach wie vor eine wichtige Rolle.“
Dieser anschwellende Datenstrom wird nur von den Massen an Informationen getoppt, die jede Sekunde in den sozialen Netzen anfallen und die vor allem für Unternehmen im Endkundengeschäft äußerst wichtig geworden sind. Auf der anderen Seite stehen neue Analyseverfahren zur Verfügung wie Big Data und Predictive Analytics, die es ermöglichen, Riesenmengen an Daten auszuwerten sowie Ereignisse vorherzusagen und automatisch darauf zu reagieren.
Solche Systeme bringen große Wettbewerbsvorteile, funktionieren aber nur, wenn Daten aus verschiedensten Quellen zusammengefasst und konsolidiert werden können. Angesichts der Bedeutung dieser Aufgabe verwundert es etwas, dass Integration in vielen Firmen nicht mehr als strategisch angesehen wird. „Das Thema ist aus dem Fokus geraten“, sagt Wolfgang Kelz, Country Sales Director DACH beim Integrationsspezialisten Tibco Software.
Das war vor einigen Jahren noch ganz anders. Sogenannte Enterprise-Application-Inte­gration-Plattformen (EAI) erfreuten sich großer Aufmerksamkeit. Viele Hersteller boten mit ihrer Software nicht nur Lösungen für das Problem, verschiedene Applikationen in einen einheitlichen Geschäftsprozess zu integrieren, sondern sorgten durch proprietäre Schnittstellen auch dafür, dass ein Wechsel von einer Plattform zu einer anderen nur schwer möglich war.
Mit dem Siegeszug der Service-orientierten Architektur (SOA) schien sich das Thema Integration erledigt zu haben – man glaubte alles mit Webservices abdecken zu können und keine Integrations-Tools mehr zu brauchen. „Genau das Gegenteil ist der Fall“, sagt Tibco-Manager Kelz, „es sind neue Technologien dazugekommen, das Ganze ist immer noch sehr heterogen“. Integration sei daher weiterhin essenziell, so Kelz weiter, „und daran wird sich auch nichts ändern“.
„Die Integration von On-Premise-Anwendungen ist bei vielen Kunden immer noch ein wichtiges Thema“, pflichtet ihm Martin Wroblinski, Business Architect bei der Software AG bei. Ähnlich sieht das Tobias Soppa, Managing Director von Ceiton Technologies, einem Spezialisten für Prozessoptimierung: „EAI spielt nach wie vor eine wichtige Rolle“. Und Markus Eisele, Middleware Developer Advocate für JBoss Middleware bei Red Hat, findet: „Integration ist ein langweiliges Thema, aber heute aktueller denn je.“
2. Teil: „4 Trends zur Enterprise Application Integration“

4 Trends zur Enterprise Application Integration

Warum Integration für Unternehmen wieder wichtiger und gleichzeitig schwieriger geworden ist, hängt vor allem mit diesen vier Trends zusammen:
  • Wolfgang Kelz, Country Sales Director bei Tibco Software: „Integration spielt nach wie vor eine wichtige Rolle – und daran wird sich auch nichts ändern.“
Die Bedeutung von Echtzeitdaten wächst: Informationen wie Positions-, Wetter- oder Sensordaten, Streams, Tweets und Likes werden für Unternehmen immer wertvoller. In Kombination mit traditionellen Bestandsdaten aus Geschäftssystemen wie ERP (Enterprise Resource Planning) oder CRM (Customer Relationship Management) erlauben sie es, automatisiert auf Ereignisse zu reagieren oder diese sogar vorherzusagen. So kann etwa ein Einzelhändler anhand von Ortsdaten, die seine Apps übermitteln, personalisierte Angebote an Smart­phone-Nutzer senden, die gerade in der Nähe sind. Turbinen, Motoren oder Klimaanlagen ordern automatisch Ersatzteile und rufen einen Servicetechniker, wenn Vibrationsdaten bestimmte Schwellenwerte überschreiten. Das Regal beim Discounter löst selbstständig einen Bestellvorgang aus, wenn sein Artikelbestand einen definierte Größe unterschreitet, oder passt den Preis für ein Produkt automatisch an die Nachfrage an. Und das Transaktionssystem einer Bank sperrt automatisch eine EC-Karte, mit der in fünf Minuten Abstand Geld in Hamburg und München abgehoben wurde. „Solche Szenarien führen letztendlich dazu, dass ich mehr Integration brauche“, so Wolfgang Kelz von Tibco.
Kommunikation mit externen Systemen: Geschäftsrelevante Daten entstehen nicht nur intern, sondern auch bei Zulieferern, Kunden und Dienstleistern. Nur wenn man diese Informationen zusammenführen kann, erhält man eine einheitliche Sicht auf alle Geschäftsprozesse. Das ist sicher ein bekanntes Phänomen, das aber laut Gartner bisher nicht gekannte Dimensionen annehmen wird. Das Marktforschungsunternehmen schätzt, dass bis 2017 mehr als zwei Drittel aller neuen Integrationsprojekte Daten aus externen Quellen einbeziehen werden.
  • Martin Wroblinski, Business Architect bei Software AG: „Die Integration von On-Premise-Anwendungen ist bei vielen Kunden immer noch ein wichtiges Thema.“
Social-Media-Plattformen wie Facebook, Google Plus oder Twitter sind für Unternehmen weitere externe Datenquellen, die immer wichtiger werden. Vor allem in der Kommunikation mit privaten Endkunden setzen Marketingverantwortliche auf diese Kanäle. Der Fantasie, was man mit diesen Daten anstellen könnte, ließen sie sich automatisiert in Geschäftsprozesse integrieren, sind kaum Grenzen gesetzt. So könnte ein Unternehmen anhand der Diskussion in sozialen Netzen die zukünftige Nachfrage nach Produkten besser vorhersagen und automatisch die Produktion anpassen. Kritik könnte direkt in Qualitätssicherungssysteme gespeist werden und so Verbesserungsprozesse beschleunigen oder teure Rückrufaktionen vermeiden. Ob Partner oder soziale Medien – Daten aus externen Quellen ist gemeinsam, dass das Unternehmen nur sehr begrenzten Einfluss auf deren Format, Qualität, Struktur und Sicherheit hat. Das angelieferte Datenformat kann sich zudem schnell ändern. Moderne Integrationsplattformen müssen also flexibel und leicht anpassbar sein.
Cloud-Computing: Professionelle Anwender lagern mehr und mehr Daten und Anwendungen in die Cloud aus. So lange man sich innerhalb einer Plattform bewegt, ist die Inte­gration meist kein Problem, die Schnittstellen gehören zum Service des Cloud-Providers. Was aber, wenn mehrere Software-as-a-Service-Angebote in interne Umgebungen inte­griert oder Dienste aus verschiedenen Clouds miteinander kombiniert werden sollen?
Mobile Endgeräte: Smartphones und Tablets mit unterschiedlichen Betriebssystemen sollen so Zugriff auf Daten erhalten, dass ein Maximum an Produktivität erreicht wird, ohne dass dabei Sicherheitsrisiken entstehen. Für IT-Abteilungen bedeutet das vor allem, ständig neue Plattformen, Betriebssystemversionen und Geräte integrieren und mit den internen Datensystemen verbinden zu müssen. Reichte es noch vor wenigen Jahren, einen Blackberry Enterprise Server zu betreiben, so kommt heute kaum ein Unternehmen mehr darum herum, Android, iOS und Windows Phone zu unterstützen.
3. Teil: „Zwei Architekturen für Integrationsplattformen“

Zwei Architekturen für Integrationsplattformen

Integrationsplattformen lassen sich prinzipiell auf zwei Arten installieren. Die klassische ist die „Nabe-Speiche“-Architektur, Hub and Spoke genannt. Wie beim namensgebenden Rad sitzt die Integrationsanwendung in der Mitte. Alle Applikationen sind über Schnittstellen, die Adapter, an die Zentrale, den Message Broker, angebunden. Dieser verteilt die Daten und Prozesse zwischen den beteiligten Programmen, indem er die Informationen der Quellapplikation in das Format der Zielapplikation umwandelt. Solche Systeme sind leicht zu verwalten. Kommt eine Applikation hinzu, benötigt man nur einen neuen Adapter, bei Updates oder neuen Versionen muss ebenfalls nur ein Adapter aktualisiert werden.
  • Bus oder Hub and Spoke: Bei einer Hub-and-Spoke-Architektur sorgt eine zentrale Einheit für die Integration von Applikationen. Bei einer Bus-Architektur dient der Message-Bus nur der Informationsübermittlung, die Integrationsintelligenz ist in die Adapter verteilt.
Durch die zentralisierte Architektur lässt sich das System aber nur schwer skalieren und stellt außerdem einen neural­gischen Punkt für die Ausfallsicherheit der gesamten In­frastruktur dar. Sollte der Message Broker seinen Dienst quittieren, ist schließlich keine Kommunikation zwischen den Applikationen mehr möglich. Abhilfe schafft bis zu einem gewissen Grad ein verteiltes System mit mehreren parallel betriebenen Zentraleinheiten und einem Management. das die Infrastruktur verwaltet. So ein System lässt sich aber nur in groben Schritten skalieren. Man muss immer einen zusätzlichen Message Broker installieren, wenn man mehr Leistung braucht.
Wesentlich flexibler ist das Bus-System. Es besteht aus einer Vermittlungsschicht, dem Messaging Backbone, und Adaptern, die eigenständig die Übersetzung der Daten übernehmen. Mittlerweile kommt fast nur noch eine standardisierte Bus-System-Variante zum Einsatz, die als Enterprise Service Bus (ESB) bezeichnet wird. Diese Architektur wird noch oft eingesetzt, sagt Martin Wroblinski von der Software AG: „In vielen Fällen wird der klassische ESB verwendet, um bestehende Systeme service- beziehungsweise microservicefähig zu machen und homogen in eine moderne Architektur einzubinden.“

Das SOA-Konzept

Die Fähigkeit, IT-Komponenten zu kapseln und als Service standardisiert und plattformunabhängig anzubieten, hat das SOA-Konzept so erfolgreich gemacht. Die Dienste werden häufig als Webservices über Protokolle wie SOAP, REST oder XML-RPC angeboten. SOA wird oft als Allheilmittel für alle Inte­grationsprobleme angepriesen – zu Unrecht, wie Markus Eisele von Red Hat meint: „Wir haben alle schmerzhaft gelernt, dass man nicht überall SOA aus dem Lehrbuch anwenden kann.“ Es seien viele organisatorische Schritte notwendig, um SOA zum Erfolg zu führen, so Eisele weiter, „das lohnt sich für viele Unternehmen einfach nicht“. Viele Applikationen seien zudem unterm Schreibtisch entstanden, skaliert worden und irgendwann in den unternehmensweiten Produktiveinsatz gelangt, „da hat sich beim Design sicher keiner Gedanken um SOA gemacht“.
Laut Eisele könnte ein Refactoring hin zu Microservices diesem Dilemma abhelfen. Das Microservice-Konzept bringt das Service-Paradigma in die Applikationen. Statt aus großen Programmblöcken wie einer Server-Komponente, einer Datenbank und einer Bedienoberfläche bestehen microservicebasierte Anwendungen aus kleinen Einheiten, die separat ausgeliefert werden können und die untereinander über Standardprotokolle wie HTTP kommunizieren. Bei einem Update muss nur der betroffene Service aktualisiert werden, nicht die komplette Applikation. Der Ansatz hat viele Vorteile, macht aber die Kommunikation zwischen Systemen noch komplexer, da nun nicht nur ein Service nach außen kommuniziert, sondern viele kleine Dienste intern und extern Schnittstellen verursachen.
4. Teil: „Die wichtigsten Anbieter im EAI-Markt“

Die wichtigsten Anbieter im EAI-Markt

Nach einer massiven Marktbereinigung ist es im EAI-Markt übersichtlich geworden. Als einer der wenigen verbliebenen unabhängigen Anbieter ist Tibco Software zu nennen. Das Unternehmen hat sich von einem Spezialisten für Integrationslösungen hin zu Big Data und Predictive Analytics entwickelt. „Als wir 2001 gestartet sind, hatten wir eine Handvoll Produkte, heute sind es über 500 Komponenten“, sagt Wolfgang Kelz. Diesem Wachstum hat Tibco mit Zukäufen nachgeholfen. 2007 übernahm der Anbieter das Unternehmen Spotfire und ergänzte sein Portfolio so um Werkzeuge zur Datenanalyse, Forensik und Datenvisualisierung. Im vergangenen Jahr kam Jaspersoft hinzu, ein Unternehmen, das auf Open-Source-Basis Entwicklern Business-Intelligence- und Reporting-Werzeuge zur Verfügung stellt, die diese in ihre Software integrieren können.
  • Markus Eisele, Developer Advocate für JBoss Middleware bei Red Hat: „SOA lässt sich nicht überall anwenden.“
Die Integrationsplattform von Tibco nennt sich ActiveMatrix BusinessWorks. Applikationen lassen sich laut Hersteller über eine grafische Bedienoberfläche per Drag and Drop verbinden. Die mitgelieferte Bibliothek enthält Komponenten für die meisten Anwendungsfälle wie die Integration von Datenbanken oder Dateisystemen und die Anbindung über TCP, Messaging, SOAP oder REST. Über eine offene API definieren Entwickler aber auch eigene Konnektoren. Die Plattform lässt sich über Server, virtuelle Maschinen oder auch Cloud-Ressourcen verteilen, was Skalierbarkeit, Ausfallsicherheit und Fehlertoleranz gewährleisten soll.
Aus dem Open-Source-Umfeld kommt JBoss Fuse. Die Integrationsplattform basiert auf Fuse ESB, einem Produkt des Herstellers FuseSource, den Red Hat 2012 gekauft hat. JBoss Fuse stellt verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, mit denen sich Services zur Applikationsintegration verteilen, verwalten und überwachen lassen. Für die Anbindung an externe Anwendungen verwendet das Produkt die Routing- und Konvertierungs-Engine Apache Camel. Es unterstützt mehr als 150 Camel-Konnektoren, darunter Java Database Connectivity (JDBC), FTP/STP, HTTP/HTTPS, File und andere. Für bestimmte Endgeräte lassen sich benutzerdefinierte Komponenten programmieren. Mit der Messaging-Plattform A-MQ ist eine Integration von Echtzeitdaten möglich.
Tabelle:

Webmethods ist ein EAI-Anbieter, der 2007 von der Software AG übernommen wurde. Die Produkte sind weiter unter dem ursprünglichen Namen erhältlich. Die Webmethods Integration Platform basiert auf einem ESB und kann neben Applikationen und Datenbanken auch SaaS- und andere cloudbasierte Services integrieren. Externe Partner lassen sich ebenso anschließen wie mobile Endgeräte und soziale Netzwerke. Weitere Funktionen sind ein Lifecycle-Management für alle Services, Dokumente und Regeln, Managed File Transfers, In-Memory-Big-Data-Analysen und eine Stammdatenverwaltung.
Wer bei IBM nach einer Integrationslösung sucht, wird im Websphere-Produktportfolio fündig. Allerdings tragen nicht mehr alle Module das Websphere im Namen. So heißt etwa die Messaging-Plattform nur noch IBM MQ und aus dem Websphere Message Broker wurde der IBM Integration Bus. IBM bietet für so ziemlich jede Integrationsfunktion separate Produkte an, angefangen von der Anbindung externer Partner über Cloud-Systeme und Managed File Transfer bis hin zu Workflow-Management und Messaging. Eine ähnliche Strategie verfolgt Oracle mit der SOA Suite 12. Die Produktpalette reicht von Adaptern für Cloud-Services über die Integration von Big- oder Fast-Data-Analysen, einen API-Manager, der die Erstellung von Schnittstellen erleichtern soll, bis hin zur Integra­tion von mobilen Endgeräten und Applikationen.
Auch das System Web Workflow PPS von Ceiton Technologies ist einen Blick wert. Der Anbieter hat sich auf die Medienbranche spezialisiert und bildet in seiner Integrationsplattform typische Prozesse wie Budgetierung und Planung, Einbindung von Zulieferern, Kunden und Freelancern, Content-Aufbereitung und Abrechnung ein. Ein Web Gantt Chart namens Control fungiert als zentrales Element für die Disposition von Ressourcen. Über den Web Tree Control lassen sich Prozesse per Drag and Drop konfigurieren. Ceiton bietet standardmäßig zentrale Automation- und EAI/SOA-Funktionen, um Fremdsysteme in Workflows inte­grieren zu können. Über ein EAI-Modul können verschiedenste Schnittstellen ohne Programmierung frei selbst definiert und angepasst werden.
5. Teil: „Integration als Service im Cloud-Zeitalter“

Integration als Service im Cloud-Zeitalter

Wir wären nicht im Cloud-Zeitalter, gäbe es Integrationsplattformen nicht auch als Service. Zunächst nur für die Anbindung von Cloud-Diensten an interne Systeme konzipiert, sind die iPaaS (Integration Platform as a Service) genannten Dienste inzwischen vollwertige Integrationsplattformen und können auch externe Partner integrieren, lokal genutzte Applikationen verbinden oder mobile Endgeräte bedienen.
  • Applikationen &  Daten: Applikations- und Datenintegration wachsen zusammen. Nur in 19 Prozent der Fälle hatten die Firmen für beide Aufgaben komplett getrennte Teams.
Ein vielversprechender Anbieter ist laut Gartner Dell Boomi. Das Analystenhaus hat den Provider weit oben rechts in seinem aktuellen „Magic Quadrant for Enterprise Integration Platform as a Service“ positioniert. Der von Dell 2010 übernommene iPaaS-Pionier Boomi bietet mit Atomsphere eine Plattform, die ein Stammdatenmanagement mit Datenbereinigung, Validierung und Transformation, inhaltsabhängiges Routing, Protokolle und Formate für die B2B-Integration, Partnerverwaltung, Messaging, Webservi­ces, REST-Support, Prozessorchestrierung und ein API-Management ermöglicht.
Ein weiterer Anbieter von Integrationsservices ist Mulesoft. Die Stärken seiner Plattform CloudHub liegen in der Integration von Cloud-Diensten mit internen Ressourcen. Das Unternehmen bietet dafür mehr als 125 Adapter für Cloud-Schnittstellen und 70 Integrationsvorlagen, sogenannte Cloudstreams.
Ebenfalls im Leader-Quadranten befindet sich Informatica mit seiner Informatica Cloud iPaaS. Als Spezialist für die Datenintegration gestartet, liegt die Stärke des Cloud-Services im Stammdatenmanagement und der Sicherung der Datenqualität, bietet aber auch die Möglichkeit der Applikations- und Prozessintegration.

Fazit

Die Integration von Applikationen, Daten und Prozessen bleibt ein essenzieller Bestandteil einer leistungsfähigen IT-Umgebung. Ihre Bedeutung nimmt eher noch zu, denn Trends wie Industrie 4.0 oder Big Data spülen immer mehr Daten in immer neuen Formaten in die internen Systeme.
Wer diese Daten konsistent halten, möglichst in Echtzeit auswerten und automatisiert darauf reagieren kann, hat einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Da Integrationsplattformen inzwischen auch als Service zur Verfügung stehen, ist das Investitionsrisiko überschaubar und die Einstiegshürde niedrig.

Weitere Infos

6. Teil: „„Die Zahl der Anbieter ist dramatisch gesunken““

„Die Zahl der Anbieter ist dramatisch gesunken“

com! professional hat mit Rüdiger Spies über die Bedeutung der Prozessintegration in Unternehmen gesprochen. Spies ist Independent Vice President Enterprise Software Markets bei CXP Group/PAC.
  • Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Software Markets bei CXP Group/PAC
com! professional: Herr Spies, wie hat sich der Markt für Enter­prise Application Integration (EAI) entwickelt?
Rüdiger Spies: Die Zahl der Anbieter ist dramatisch gesunken, die großen Plattformen von Oracle, SAP oder Microsoft haben die Funktionen von EAI in sich aufgenommen. Es gibt wesentlich bessere Schnittstellen zwischen den Applikationen und die Pro­bleme mit Datenabgleich oder mit Prozessmodellen sind deutlich geringer geworden. Cloud-Plattformen liefern zudem die Integrationswerkzeuge gleich mit. Wird auf diesen Plattformen programmiert, hat sich das Thema EAI fast automatisch erledigt.
com! professional: Begebe ich mich nicht in eine problematische Abhängigkeit, wenn ich meine komplette IT auf der Cloud eines einzigen Anbieters integriere?
Spies: Das sehe ich gelassen. Egal welches Produkt Sie kaufen, Sie begeben sich immer in eine gewisse Abhängigkeit vom Anbieter. Das ist selbst bei relationalen Datenbanken so. Man hat immer Migrationsaufwand, wenn man die Plattform wechseln will.
com! professional: Was ist, wenn ich zwei oder mehr Clouds zusammenschalten möchte?
Spies: Dafür gibt es zwar Tools, das Ganze ist aber noch nicht ausgereift. Die Hersteller erkennen langsam das Problem und fangen an, Lösungen dafür anzubieten. So haben IBM und SAP etwa vor Kurzem angekündigt, das Talent-Management von IBM mit der Cloud-Plattform SuccessFactors von SAP zusammenzuführen und so ein integriertes Personalmanagement zu ermöglichen.
com! professional: Ein großer Trend neben Cloud ist Mobility. Gibt es hier besondere Integrationsherausforderungen?
Spies: Das ist eine ganz andere Baustelle. Mobile Apps werden typischerweise über einen Enterprise-App-Store zur Verfügung gestellt. Das ist ein Cloud-Element. Die Integration, die man von Applikation zu Applikation braucht, muss im Backend erledigt werden. Die Apps stellen vielfach nur ein erweitertes User Interface dar, um Daten abzurufen oder Transaktionen anzustoßen. Die Herausforderungen liegen also weniger in der Integration von Applikationen im mobilen Gerät, sondern mehr in der Kommunikation zwischen den Applikationen im Backend und sind somit wieder klassischer Natur.
com! professional: Wie sieht es mit der Integration von Big-Data-Analysen aus?
Spies: Das ist für mich eher ein Business-Intelligence- und Data-Warehousing-Thema, bei dem es vor allem um ETL (Extract, Transform, Load) geht, also die Frage, wie man Daten aus Systemen extrahiert, aufbereitet und in ein Data Warehouse lädt. Wenn Sie allerdings große Datenmengen in Echtzeit mit einem Streaming-Analyse-Programm bearbeiten wollen, um dann anhand der Ergebnisse zum Beispiel Events in einer ERP-Plattform zu triggern, dann ist das wieder ein EAI-Thema. Der erkennbare Trend, in Zukunft weniger zwischen operativen Daten and Analysedaten zu unterscheiden, eliminiert die Probleme teilweise.
com! professional: Welche Unterschiede gibt es zwischen EAI und SOA und wie sieht der Migrationspfad aus?
Spies: SOA ist ein Gesamtkonzept, das auf standardisierten Protokollen basiert. EAI in seiner Ursprungsform verwendete dagegen proprietäre Schnittstellen. Mittlerweile haben aber alle Hersteller ihre Lösungen um SOA-Schnittstellen ergänzt. Das Problem Migration hat sich damit zu 90 Prozent erledigt.
com! professional: Das heißt, das Thema Integration ist weitgehend durch?
Spies: So kann man das nicht ganz sehen. Herausforderungen sind auch Industrie 4.0 und Internet of Things. Die Sensorik von Industrieanlagen nutzt sehr häufig eigene Protokolle. Um diese Informationen in die Unternehmenssysteme zu bekommen, benötigt man Aggregatoren, die wiederum nach oben normale SOA-Schnittstellen bedienen müssen. Solche Protokollumsetzer spielen zukünftig eine wichtige Rolle. Das Thema Prozessinte­gration wird also eine Herausforderung in den Unternehmen bleiben.

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