PC
11.03.2015
Totgesagte leben länger
1. Teil: „Firmen & Privatnutzer kaufen wieder mehr PCs“

Firmen & Privatnutzer kaufen wieder mehr PCs

Notebook, Tablet und SmartphoneNotebook, Tablet und SmartphoneNotebook, Tablet und Smartphone
Foto: Mark Oleksiy / Fotolia.com
Der vielfach prophezeite Tod des klassischen Desktop-Computers lässt auf sich warten. Im Gegenteil: 2014 konnte Microsoft sogar zu einer Erholung des PC-Markts beigetragen.
Für die Hersteller von konventionellen Notebooks, Laptops und Desktop-PCs war 2014 vorsichtiges Aufatmen angezeigt. Noch im Jahr zuvor wähnten zahlreiche Kommentatoren den PC-Markt „im freien Fall“ – einige prophezeiten gar bereits den Tod des klassischen Desktop-Computers.
Tatsächlich hatte die Branche 2013 einen signifikanten Rückgang der weltweiten Verkäufe hinzunehmen. Um etwa 10 Prozent, von rund 350 Millionen Stück in 2012 auf etwa 315 Millionen verkaufte Einheiten, stürzte der Absatz 2013 ab. Auch die Prognosen für das Jahr 2014 fielen zunächst nicht rosig aus, etwa 7 Prozent weiteren Absatzverlust sagten führende Marktforscher wie Gartner und IDC voraus und erwarteten eine Fortsetzung dieses Trends bis 2018.

Tablets als große Rivalen

Die Schuldigen für die Negativentwicklung waren schnell ausgemacht. Nach zahlreichen fetten Jahren mit anhaltender Absatzsteigerung begannen die PC-Verkäufe ab 2011 merklich zu bröckeln. Ein Jahr zuvor hatte Apples iPad seinen Siegeszug angetreten und damit das Zeitalter der Tablet-Computer eingeläutet. Ultramobile Geräte wie Smartphones und Ta­blets boomten in ähnlichem Maß, wie der PC-Absatz zurückging. Besonders im Consumer-Bereich sahen viele Analysten den PC durch das Tablet bedroht, das vor allem den konventionellen Notebooks schnell das Wasser abzugraben schien.
  • PC-Verkäufe: 2015 sollen die PC-Verkäufe weltweit nach einer Durststrecke wieder zulegen.
Inzwischen hat sich diese pessimistische Sicht bereits wieder relativiert. So fiel Gartner im Oktober 2014 auf, dass Tablet-Nutzer offenbar länger bei einem Gerät bleiben, es also später durch ein neues ersetzen als erwartet. Auch der Zuwachs an Neukunden fiel schwächer aus als noch zu Jahresbeginn angenommen. Das lag Befragungen zufolge auch daran, dass viele Anwender im Alltag wohl doch keine wirkliche Verwendung für die flachen Spar-Computer haben.
Seine Prognose für das Wachstum bei Tablets für 2014 senkte das Marktforschungsunternehmen denn auch gleich von 21 auf 10 Prozent, nachdem auch IDC mit seiner Vorhersage bereits auf etwa 12 Prozent Zuwachs heruntergegangen war.
Zugute kommen sollten die Zuwachsverluste der Tablets vor allem flachen Ultrabooks und Convertibles – und damit dem herkömmlichen PC-Markt. Dem half in diesem Jahr noch ein zweites Phänomen, das offenbar in diesem Zusammenhang niemand auf dem Radar gehabt hatte: das Ende des Supports für Windows XP.
2. Teil: „Microsoft hilft großen Herstellern, PCs zu verkaufen“

Microsoft hilft großen Herstellern, PCs zu verkaufen

Im April 2014 stellte Microsoft den technischen Support für das betagte Betriebssystem XP ein und lieferte danach nicht einmal mehr Sicherheits-Updates dafür. XP-Rechner, vor allem solche mit Online-Anschluss, wurden damit zum Risiko. Der Umstieg auf eine leistungsfähigere Windows-Version bedingte vor allem im Unternehmensumfeld umfangreiche Hardware-Ersatzkäufe, die sowohl Gartner als auch IDC maßgeblich für die Erholung des PC-Markts verantwortlich machten.
  • Marktanteile der PC-Hersteller: Die fünf größten Hersteller liefern zusammen rund 66 Prozent der weltweit verkauften PCs.
Die wiederum kann sich sehen lassen, denn anstelle der zunächst erwarteten 7,1 Prozent sah Gartner die Verluste der PC-Hersteller für 2014 zuletzt nur noch bei 1,12 Prozent. Dabei erklärt das Marktforschungsunternehmen vor allem die großen Hersteller zu Gewinnern; diese hätten durchweg sogar Absatzzuwächse verzeichnet, während kleinere PC-Schmieden weiterhin Verluste zu verkraften hätten.
Satte zwei Drittel des Gesamtmarkts teilen sich laut Gartner die fünf größten PC-Hersteller: Lenovo lieferte demnach im vierten Quartal 2014 fast 20 Prozent aller weltweit verkauften Geräte, Hewlett-Packard knapp 19, Dell rund 13, Acer 8,1 und Asus 7,5 Prozent. Insgesamt bescheinigt Gartner dem Weltmarkt einen Zugewinn von einem Prozent im letzten Jahresabschnitt. Abweichend davon meldet IDC für das vierte Quartal Verluste von 2,4 Prozent.
Allgemein stellten die Analysten fest, dass die Marktstabilisierung im vergangenen Jahr vor allem dem Investitionswillen in den Industrieländern zu verdanken sei. Dagegen griffen Anwender in den Schwellenländern, vor allem im asiatischen Markt, im Zweifel doch eher zum preiswerteren Tablet.

PC-Land Deutschland

In Deutschland halten einer Studie von Dell zufolge zwei Drittel der Arbeitnehmer am Desktop-PC als wichtigstem Arbeitsgerät fest. Gleichzeitig nutzen aber 43 Prozent zusätzlich auch private Geräte wie Smartphones und Tablets für berufliche Zwecke oder können sich zumindest vorstellen, das zukünftig zu tun.
Der Branchenverband Bitkom meldete im Dezember für 2014 einen Umsatzanstieg im deutschen IT-Hardware-Markt von 5,8 Prozent. Verantwortlich seien dafür Ersatzinvestitionen bei Desktop-PCs und Notebooks – offenbar war hierzulande die Ablösung betagter Windows-XP-PCs also besonders deutlich zu spüren.
Dagegen erwartet der Verband einer Prognose des European Information Technology Observatory (EITO) folgend für 2015 einen Rückgang des gesamten deutschen Hardware-Markts um 1,2 Prozent und speziell des PC-Segments um sogar 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Verbandspräsident Dieter Kempf betont, die Talsohle habe die Branche durchschritten, auch wenn das kommende Jahr schwieriger werde als das vergangene: „Die klassische IT-Hardware hat es schwer, allerdings liegen die Umsätze in diesem Segment auch im kommenden Jahr über dem Wert von 2013.“
3. Teil: „So wird sich der PC-Markt im Jahr 2015 entwickeln“

So wird sich der PC-Markt im Jahr 2015 entwickeln

  • Lenovo Yoga 3 Pro: Ultramobile Convertibles behaupten sich gegen die günstigeren, aber auch schwächeren Tablets.
Für 2015 sehen die Auguren keine Helfer im richtigen Moment, die die Hardware-Verkäufe treiben könnten, wie es die Beendigung des Windows-XP-Supports 2014 getan hat. Dennoch rechnen die Analysten nach dem Stopp der Talfahrt im abgelaufenen Jahr für 2015 sogar wieder mit einem Anstieg der PC-Verkäufe. Gartner sagt ein Plus von immerhin 3,6 Prozent voraus und gründet diese Prognose auf eine erwartete Absatzsteigerung von über 70 Prozent im Bereich der Ultrabooks.
Gartner-Analyst Ranjit Atwal stellt dazu fest, dass die Nutzer mittlerweile ausgelotet hätten, wo die Grenzen des vermeintlichen „PC-Killers“ Tablet lägen: „Künftig werden Notebooks seltener durch Tablets ersetzt werden, weil sowohl Privatanwender als auch Firmen zunehmend das richtige Gerät für den jeweiligen Einsatzzweck erkennen. Wenn das geschieht, wird sich zeigen, wo zweckgebundene Geräte (wie Tablets) und Hybridgeräte (wie Convertibles) sich in den Gesamtmarkt einordnen.“
Tabelle:
Quelle: Gartner (Oktober 2014)

Auf dem absteigenden Ast befinden sich nach Beobachtungen der taiwanischen Marktforscher von Digitimes Research die All-in-one-PCs. Ins Display integrierte Rechner nach dem Muster der iMacs von Apple hatten 2014 entgegen dem Trend einen Absatzrückgang von etwa 2,4 Prozent zu verzeichnen.

„Vor allem Notebooks sind erfolgreich“

  • Wilfried Thom, Region Manager Central Europe bei Acer
Unser Interviewpartner ist Wilfried Thom, Region Manager Central Europe bei Acer.
com! professional: Was hat zur Trendwende am PC-Markt geführt?
Wilfried Thom: Die positive Entwicklung ist hauptsächlich auf den Erfolg der Notebooks zurückzuführen. Dabei kommen mehrere Faktoren zusammen: In den letzten Jahren haben die Anwender vor allem Tablets gekauft, doch inzwischen besitzt fast jeder ein passendes Gerät. In der Folge wenden sie ihr Augenmerk wieder den Notebooks zu, da die alten Modelle in die Jahre gekommen sind. Hinzu kommt, dass mit dem Ende des Supports für XP viele Anwender gezwungen sind, ihre alten Modelle durch aktuelle zu ersetzen. Und natürlich spielen auch das Design und die Funktionalität eine wichtige Rolle: Die neuen, ultraschlanken Modelle sind einfach schick und bieten mit ihren vielfältigen Formfaktoren ganz neue Einsatzmöglichkeiten.
com!: Wird sich der Trend auch in den kommenden Jahren fortsetzen?
Thom: Schon 2014 haben wir gesehen, dass immer mehr Anwender sich aufgrund der hohen Flexibilität für 2-in-1-Geräte und Convertibles entschieden haben. Dies hat sehr stark zum Aufwärtstrend des Notebook-Markts beigetragen. Wir sind davon überzeugt, dass sich dieser Trend noch verstärken wird. Ansonsten wird es im neuen Jahr weniger treibende Kräfte geben. Wir erwarten für 2015 deshalb einen stabilen PC-Markt.

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