Mobilfunktarife
28.04.2015
Mobilfunk-Revolution
1. Teil: „SIM-Karten mit freier Wahl des Netzbetreibers“

SIM-Karten mit freier Wahl des Netzbetreibers

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LostINtrancE / Shutterstock
Ohne viel Publicity legt Tablet-Hersteller Apple dem iPad SIM-Karten bei. Doch das könnte der Beginn einer Umwälzung des Mobilfunkmarkts sein.
Apple-Chef Tim Cook kündigte bei der Vorstellung der neuen iPad-Generation im Herbst ganz nebenbei eine eigene SIM-Karte an. Sie sollte es Kunden ermöglichen, in verschiedenen Ländern und Netzen ohne Wechsel der Karte unterschiedliche Netzbetreiber mit kurzfristiger Bindung zu nutzen. Noch unterstützen aber nur drei Anbieter in den USA (AT&T, Sprint, T-Mobile) und einer in Großbritannien (EE) die Apple-SIM, die auch nur als Datenkarte im iPad Air2 fungiert und nicht zur Sprachtelefonie dient.
  • Folgenreich: In den USA können iPad-Käufer über ein Menü den Netzbetreiber wählen.
Dieser Versuchsballon könnte allerdings das Ende der klassischen langjährigen Verträge von Kunde und Netzbetreiber einleiten. Bisher erschwert die Kombination aus subventioniertem Gerät, Vertragslaufzeit und an den Netzbetreiber gebundener SIM-Karte einen Wechsel zwischen den Netzen.
Bei der M2M-Kommunikation, dem Austausch von Daten zwischen Geräten, kommen heute schon fest verbaute SIM-Karten zum Einsatz, die erst mit der Aktivierung den Provider festlegen – etwa bei Autos, für die auf verschiedenen globalen Märkten Verkehrsinfos und der E-Call für Notrufe gefordert werden.
Doch das Szenario, das Apple nur andeutet, geht viel weiter: Eine aus der Ferne immer wieder umprogrammierbare SIM-Karte würde nicht nur die Grenzen zwischen den Providern, sondern auch zwischen den Ländern einreißen. Der Kunde könnte je nach Aufenthaltsort die für ihn günstigsten  Datenpakete buchen. Technisch wäre das auch für die Sprachtelefonie möglich, an die hat sich Apple jedoch noch nicht herangetraut.
In der Folge wäre Apple ein virtueller Netzbetreiber, auch wenn gegenwärtig die Kunden ihre Pakete noch direkt bei den Anbietern buchen. Zukünftig könnten sie das auch über den App-Store machen. Apple könnte sogar eine globale Flatrate einführen.
2. Teil: „Netz-Revolution der Smartphone-Hersteller“

Netz-Revolution der Smartphone-Hersteller

Für ein derartiges Szenario wäre allerdings die Kooperation der Netzbetreiber nötig, die sich bislang noch sehr zurückhalten. Sie würden in einem solchen Modell nämlich zu reinen Transporteuren. Sie würden ihre Identität und vor allem den Zugriff auf die Kunden weitgehend einbüßen. Diese Anwender – oder eine Automatik in ihrem Gerät – würden wohl fast immer das beste Netz wählen und so den Abstand zwischen den Großen und den Kleinen weiter vergrößern. Andere Hardware-Hersteller dagegen müssten Apple langfristig folgen, wenn sie nicht einen gravierenden Wettbewerbsnachteil erleiden wollen.
An diesem Punkt könnte die Revolution ausbrechen: Denn es ist schwer vorstellbar, dass selbst ein Global Player wie Apple den Weg als Einzelkämpfer gegen die Netzbetreiber gehen kann. Wenn sich jedoch weitere große Betriebssystemanbieter oder Hardware-Schmieden mit ähnlichen Vorhaben herauswagen, könnte der Widerstand einbrechen, da die Netzbetreiber alle Hersteller dauerhaft  boykottieren könnten. Und einzelne Netzbetreiber könnten ihre Abwehr aufgeben, wenn sie sehen, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist.
Bilderstrecke
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Ein noch weiter gedachtes Szenario wäre die in Smartphones oder Tablets fest eingebaute SIM-Karte, die als „embedded SIM“ weltweit in vielen oder allen Netzen ohne einen vorher festzulegenden  Anbieterwechsel funktioniert. Globale Konzerne wie Microsoft, Amazon oder Google könnten so Kunden an sich und ihre Angebote in anderen Bereichen binden. Der Telefon- und Datenservice ließe sich über Werbung oder die Hardware finanzieren. Würde es ein solcher Provider schaffen, seine Flat-Preise direkt mit den global tätigen Netzbetreibern zu verhandeln, entfiele zudem der aufwendige Abrechnungsprozess beim Roaming komplett.

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