23.10.2011
Schnittstelle
1. Teil: „Alles über Thunderbolt“
Alles über Thunderbolt
Autor: Andreas Dumont
Die neue Schnittstelle von Intel und Apple ist da. Welche Vorteile bringt sie? Was brauchen Sie dafür? Hat sie das Zeug, USB zu verdrängen? Der Artikel beantwortet die zehn wichtigsten Fragen.
PCs, Notebooks und Netbooks haben gut ein halbes Dutzend Anschlüsse, über die sich Drucker, Monitore, Mäuse, Tastaturen, Sticks, Lautsprecher und andere Geräte anschließen lassen. Thunderbolt soll HDMI, USB, Firewire, eSATA und Display-Port durch eine einzige Schnittstelle ersetzen und so überflüssig machen.
Was Thunderbolt kann, was Sie dafür benötigen und ob die Schnittstelle wirklich so toll ist — all diese Fragen beantwortet dieser Artikel.
Was ist Thunderbolt?
Thunderbolt ist der Name für eine von Intel und Apple zunächst unter der Bezeichnung Light Peak entwickelte Schnittstelle. Sie verbindet zahlreiche Peripheriegeräte mit dem Computer. Dabei lassen sich bis zu sechs Geräte in Reihe an einem einzigen Thunderbolt-Anschluss anschließen. Maximal zwei davon dürfen Bildschirme sein. Am Ende der Schlange lassen sich auch Nicht-Thunderbolt-Geräte über einen Adapter einbinden, zum Beispiel Festplatten mit eSATA-Anschluss.
Thunderbolt überträgt Bild- und Tonsignale über das Display-Port-Protokoll. Dementsprechend ist der Anschluss zu Display-Port kompatibel und sieht auch sehr ähnlich aus. Daneben sind — anders als bei Display-Port — auch Datenübertragungen möglich. Dabei kommt das PCIe-Protokoll zum Einsatz. Die Datenübertragung erfolgt parallel in beide Richtungen.
Die maximale Kabellänge beträgt für Thunderbolt drei Meter. Später soll auch der Anschluss über optische Kabel möglich sein, die eine deutlich höhere Reichweite haben, aber teurer sind.
2. Teil: „Wie funktioniert Thunderbolt?“
Wie funktioniert Thunderbolt?
Die neue Technik vereint die Protokolle Display-Port und PCIe. Thunderbolt kann auf Grafikkarten implementiert werden oder auf dem Mainboard.
Auch die anzuschließenden Peripheriegeräte benötigen einen Thunderbolt-Kontroller, der die PCIe- und Display-Port-Daten zusammenführt.
Thunderbolt basiert auf dem von Apple entwickelten Mini-Display-Port und ist elektrisch damit identisch, verwendet aber einen kleineren Anschluss, der besser in Laptops und Kleingeräte passen soll.
Wie schnell ist Thunderbolt?
Thunderbolt überträgt in der ersten Generation theoretisch Daten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 10 GBit pro Sekunde. Damit ist der Standard Thunderbolt doppelt so schnell wie USB 3.0, das sich gerade verbreitet. Ältere Standards wie USB 2.0 und Firewire können da auch nicht annähernd mithalten. Wenn eine nachfolgende Thunderbolt-Generation Glasfaser- statt Kupferkabel verwendet, dann wird der Datendurchsatz nochmals deutlich ansteigen.
Weitere Detais zu USB 3.0 lesen Sie im Artikel "Alles über USB 3.0".
Ist Thunderbolt kompatibel zu USB?
Nein. Thunderbolt-Stecker sehen USB-Steckern zwar sehr ähnlich, sind aber nicht kompatibel. Thunderbolt ist stattdessen abwärtskompatibel zu DisplayPort und den entsprechenden Mini-Display-Port-Steckern.
Brauche ich dafür neue Kabel?
Wenn Sie herkömmliche Display-Port-Kabel mit Mini-Display-Port-Stecker anschließen, dann liefert der Thunderbolt-Adapterchip lediglich die üblichen Bild- und Tonsignale, sofern er am anderen Ende einen Monitor findet.
3. Teil: „Welche Geräte haben schon Thunderbolt?“
Welche Geräte haben schon Thunderbolt?
Lacie hat eine externe Festplatte namens Little Big Disk mit Thunderbolt-Schnittstellen angekündigt . Auch der Kamerahersteller Canon hat bereits Interesse bekundet.
Für welche Anwendungen ist Thunderbolt gedacht?
Thunderbolt zielt auf Anwendungen, die in kurzer Zeit große Datenmengen übertragen. Das sind zum Beispiel Backup-Anwendungen. Laut Intel lässt sich der Inhalt einer Blu-ray-Disc innerhalb von 30 Sekunden übertragen.
Wird Thunderbolt USB verdrängen?
Da USB und Thunderbolt vergleichbare Standards mit vergleichbaren Einsatzzwecken sind, werden langfristig wahrscheinlich nicht beide überleben.
Welcher Standard dabei gewinnen wird, lässt sich derzeit nicht voraussehen. Es ist gut möglich, dass sich USB 3.0 durchsetzt und Thunderbolt wieder in der Versenkung verschwindet, zumal sich USB 3.0 gerade immer weiter verbreitet. Viele Hersteller haben bereits die entsprechenden Chips in ihren Geräten verbaut und werden zumindest vorerst nicht auf die neue Technik umsteigen. Hinzu kommt: Thunderbolt ist zwar wesentlich schneller, aber wahrscheinlich auch deutlich teurer als USB-3.0-Chips und -Anschlüsse
Auch Apple setzt noch nicht ausschließlich auf die Thunderbolt-Schnittstelle. Das neue Mac Book Pro hat weiterhin auch USB- und Firewire-Anschlüsse.
Wie sieht es mit der Sicherheit aus?
Wenn ein Gerät per Thunderbolt angeschlossen wird, dann behandeln es BIOS und Betriebssystem wie eine eingebaute PCIe-Karte.
PCIe-Karten haben weitgehende Rechte: Das System gewährt ihnen beispielsweise einen Direct Memory Access. Hostadapter-Chips haben somit Zugriff auf den gesamten Hauptspeicher und mitunter sogar auf die Festplatte.
Theoretisch ließe sich das ausnutzen, um Daten zu stehlen oder Schadsoftware einzuschleusen. In der Praxis ist Derartiges aber bislang nicht vorgekommen.
Warum verwendet Thunderbolt derzeit noch Kupferkabel?
Thunderbolt wurde ursprünglich als optische Technik entwickelt, die Daten über Glasfaserkabel überträgt. Dennoch werden zunächst nur herkömmliche Kupferkabel verwendet.
Der Vorteil: Auf diese Weise lassen sich rund 10 Watt für die Energieversorgung der Peripheriegeräte übermitteln, ähnlich wie bei USB. Zum anderen ist die optische Übertragung noch teurer als die ohnehin schon recht kostspielige Thunderbolt-Technik per Kupferkabel.
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