12.05.2015
E-Commerce-Software
1. Teil: „Online-Shop in der Cloud eröffnen“
Online-Shop in der Cloud eröffnen
Autor: Harald Töpfer
Sashkin / Fotolia
Mit der richtigen Plattform ist Ihr neuer Webshop in wenigen Wochen online. com! stellt Ihnen cloud-basierte E-Commerce-Lösungen sowie deren Vor- und Nachteile vor.
Der Online-Handel boomt. Umsatzsteuerbereinigt prognostiziert der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland, kurz bevh, für 2015 ein Volumen von 39 Milliarden Euro. Dennoch haben viele Firmen, die Waren oder Dienstleistungen vertreiben, die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt.
Ein Online-Shop ist wie ein Eisberg“). Dabei macht es ein großes Angebot an cloudbasierten E-Commerce-Plattformen so einfach wie nie, eine virtuelle Filiale zu eröffnen.
Laut ibi research nutzen bisher nur 30 Prozent aller stationären Händler auch das Internet als Abverkaufskanal (siehe auch „Es spricht viel dafür, diese Angebote wahrzunehmen, statt selbst eine Shop-Software zu implementieren und zu betreiben: „Die größten Vorteile von E-Commerce-Plattformen lassen sich mit drei Schlagwörtern beschreiben: Reduzierung, Flexibilität und Effizienz“, sagt Tijen Onaran, Pressesprecherin beim Händlerbund, dem nach eigenen Angaben größten Online-Handelsverband Europas.
Cloud reduziere den eigenen IT-Aufwand, das Angebot an Speicher und Rechenkapazität lasse sich flexibel an den Bedarf anpassen und die ständige Aktualisierung der Systeme mache teure Updates oder Upgrades unnötig, so Onaran.
Die Auslagerung in die Pro und contra Cloud-Lösung
In der Flexibilität sieht auch Jan Griesel, Geschäftsführer beim Anbieter der E-Commerce-Plattformen plentymarkets, den größten Vorteil: „Cloud-Lösungen sind dann sinnvoll, wenn starke Skalierungseffekte zu erwarten sind. E-Commerce-Projekte haben im Regelfall genau diese Herausforderung.“
Aber nicht nur das schwer zu prognostizierende Wachstum stelle Eigenentwicklungen vor Herausforderungen, ergänzt Ingmar Böckmann, E-Commerce-Experte beim bevh, sondern auch die extremen saisonalen Schwankungen, die für den Handel typisch sind: „Zur Abdeckung von Spitzen lassen sich Ressourcen zukaufen, die später an den Dienstleister wieder zurückgegeben werden können.“
2. Teil: „Die Auslagerung eines Online-Shops in die Cloud“
Die Auslagerung eines Online-Shops in die Cloud
Die Auslagerung der IT und die flexible Ressourcennutzung bieten erhebliche Einsparpotenziale, kalkuliert Lars Schmoldt, Audience Marketing Manager bei Microsoft Deutschland: „Verglichen mit einer On-Premise-Installation lassen sich durch eine cloudbasierte Lösung zirka 40 Prozent der Betriebskosten einsparen.“ Durch die Flexibilität bei den Ressourcen, die in handelsarmen Zeiten einfach heruntergefahren werden können, ergäben sich weitere Kostenreduzierungen von 25 bis 30 Prozent.
Ein heikles Thema, vor allem wenn die Daten bei US-amerikanischen Providern lagern. Diese können nämlich prinzipiell dazu gezwungen werden, auch die Daten europäischer Kunden an US-Behörden herauszugeben. Ein solches Vorgehen wäre ein Verstoß gegen deutsches und EU-Recht, für den der Auftraggeber und nicht der Cloud-Betreiber verantwortlich gemacht würde (siehe dazu auch „Bieten deutsche Clouds wirklich mehr Schutz?“). Nicht umsonst nennt E-Commerce-Experte Böckmann vom bevh den Ort der Datenhaltung und -verarbeitung, neben Ausfallsicherheit, Aufwänden für Anpassungen und Betriebskosten als eines der wesentlichen Kriterien für die Auswahl einer E-Commerce-Plattform.
Auch einer der wesentlichen Vorteile der Cloud – die kontinuierlichen Updates und Upgrades – kann sich in seltenen Fällen in einen Nachteil verwandeln, warnt Felix Kaiser, Senior Principal Consultant beim E-Commerce-Dienstleister Namics: „Genau wie ein Anwender von der Weiterentwicklung des Produkts profitiert, ist er auch zu einem gewissen Grad von dieser abhängig.“ Das könne problematisch werden, wenn man vergeblich auf eine dringend benötigte Funktion warten müsse oder sich das Produkt in eine Richtung entwickle, die eher schade als nütze, so Kaiser.
3. Teil: „Die umfangreiche E-Commerce-Suite plentymarkets“
Die umfangreiche E-Commerce-Suite plentymarkets
Das Angebot an E-Commerce-Plattformen aus der Cloud ist groß, weshalb hier nur wenige Lösungen beispielhaft herausgegriffen werden können. Weitere Anbieter finden sich in der Tabelle „E-Commerce-Plattformen (Auswahl)“.
Alle Daten speichert plentymarkets in Deutschland. Ab Juni 2015 bietet das Unternehmen plentymarkets aber auch in den Rechenzentren von IBM SoftLayer und Amazon Web Services (AWS) an. „Diese Option ist besonders für internationale Online-Shops sehr interessant“, sagt plentymarkets-Chef Griesel. Der Anwender kann immer selbst entscheiden, welches Rechenzentrum in welchem Land verwendet werden soll. Datensicherheit, so Griesel weiter, sei aber an allen Standorten gegeben. Die plentymarkets-Cloud habe erst vor Kurzem das TÜV-Zertifikat für geprüfte Cloud-Sicherheit erhalten.
Tabelle:
Mit den in dieser Übersicht aufgelisteten Lösungen lassen sich sowohl einfache Webshops aufbauen wie umfassende E-Commerce-Lösungen entwickeln. Sie stellt eine kleine Auswahl aus zahlreichen am Markt verfügbaren Angeboten dar.
Beim Leistungsumfang kann der Kunde zwischen den Varianten Basic, Silber und Gold wählen. Sie unterscheiden sich vor allem im Support, den Benutzerlizenzen, der Zahl einstellbarer Artikel und den Transaktionskosten. Die Preise beginnen bei netto 99 Euro im Monat. Hinzu kommen Transaktionsgebühren. Pro Auftrag sind dies 25 Cent, im 500er-Paket fallen 49 Euro an. Darüber hinaus bietet der Hersteller eine Enterprise-Lösung sowohl zur Miete als auch zum Kauf, die zusätzlich Consulting-Dienstleistungen, Service Level Agreements (SLA) und individuelle Anpassungen enthält.
Wer sich für das Angebot des Unternehmens aus Kassel entscheidet, kann ohne lange Vorlaufzeiten ins Online-Business starten, verspricht Geschäftsführer Griesel: „plentymarkets verfügt bereits im Standard über einen sehr großen Funktionsumfang und weitreichende Konfigurationsmöglichkeiten. Individuelle Software-Anpassungen und damit verbundene Wartezeiten sind die Ausnahme.“ Die Systemeinrichtung kann entweder das Consulting-Team des Herstellers oder ein externer Partner übernehmen. Die Gestaltung des Webshops erfolgt im Regelfall über eine Agentur aus dem Partnernetzwerk des Anbieters. Für Einrichtung und Gestaltung sollte man inklusive Vorlauf einen Zeitraum von etwa sechs Wochen einplanen, so Griesel: „Die eigentliche Installation von plentymarkets Cloud ist binnen weniger Minuten erledigt.“
4. Teil: „Sphere.IO als Basis für eigene E-Commerce-Projekte“
Sphere.IO als Basis für eigene E-Commerce-Projekte
Was die Datenhaltung angeht, so setzt commercetools auf Hosting-Partner wie Rackspace UK, verspricht aber maximale Datensicherheit. „Sämtliche Daten werden stets nur lokal vorgehalten und verlassen niemals den jeweiligen Rechtsraum beziehungsweise das Rechenzentrum, ohne den ausdrücklichen Wunsch unserer Kunden“, sagt Hörig. Ein interner Datenschutzbeauftragter sowie externe Gutachter stellten kontinuierlich sicher, dass deutsches Datenschutzrecht eingehalten würde, so Hörig weiter.
Sphere.IO lässt sich 60 Tage lang kostenlos testen, danach fallen je nach Paket monatliche Gebühren zwischen 99 und 2000 Euro an. Die Pakete unterscheiden sich in der Zahl einstellbarer Produkte und Medien sowie in der Bandbreite. Auch die zusätzlich fälligen Transaktionskosten variieren. Sie liegen zwischen 1,25 und 2,5 Prozent des Umsatzes. „Für Enterprise-Kunden verhandeln wir individuelle Preise, bieten Premium-Support, Trainings sowie Professional Services an“, ergänzt Hörig. Die Implementierung geschieht entweder direkt durch den Kunden oder einen Agenturpartner.
Obwohl Sphere.IO-Projekte vergleichsweise anspruchsvoll sind und Programmierkenntnisse erfordern, verspricht Hörig eine schnelle Umsetzung: „Der Einarbeitungszeitraum ist für Entwickler extrem kurz. Klassische Webshops können so bereits in vier bis acht Wochen ausgerollt werden.“ Für komplexe internationale Projekte bei Großkunden veranschlagt der commercetools-Geschäftsführer weniger als sechs Monate: „Das ist im Vergleich zu anderen Lösungen wesentlich schneller.“
Wer Sphere.IO wieder verlassen möchte, dem legt commercetools keine Steine in den Weg: „Alle Daten können jederzeit exportiert werden. Die API ist ohnehin öffentlich dokumentiert. Zudem können Daten mittels CSV und XML importiert oder exportiert werden. Zu verschiedenen Systemen wie ERP, Payment, CRM, CMS und andere gibt es vorkonfigurierte Schnittstellen“, erklärt SphereIO-Chef Dirk Hörig.
5. Teil: „Elastic Path Java-Framework mit Shop-Funktionen“
Elastic Path Java-Framework mit Shop-Funktionen
Elastic Path ist ein Java-Framework, das E-Commerce-Funktionen in Content-Management-Systeme (CMS) integriert. Der Anbieter hat sich dabei vor allem auf CMS-Varianten spezialisiert, die dynamisch interaktive und stark personalisierbare Webseiten über verschiedene Kanäle ausspielen können.
Hoster ist das bereits erwähnte Rackspace. Der 1998 in San Antonio, Texas, gegründete Provider betreibt Rechenzentren in den USA, Australien, Großbritannien und Hongkong.
Über Preise schweigt sich das Unternehmen aus, dafür sind die Produkte wohl zu individuell. Dennoch soll eine Elastic-Path-Integration auch nur wenige Wochen dauern, verspricht Felix Kaiser vom Elastic-Path-Partner Namics: „Wenn es bereits eine Website mit Produkten gibt, dann kann man diese mit Elastic Path durchaus in vier bis acht Wochen um Shop-Funktionalitäten ergänzen.“ In der Regel dauerten E-Commerce-Projekte von Konzept bis Live-Gang aber eher zwischen sechs und zwölf Monaten, so der Experte weiter.
Auch Elastic Path legt laut Kaiser Kunden keine Fessel an: „Elastic Path ist so gebaut, dass es Informationen aus vielen Umgebungssystemen integrieren kann. Dementsprechend sind ausnahmslos alle Informationen auf demselben Weg auch wieder migrierbar.“
6. Teil: „Die Omnichannel-Commerce-Lösung hybris“
Die Omnichannel-Commerce-Lösung hybris
Die SAP-Tochter hybris bezeichnet ihr Produkt als Omnichannel-Commerce-Lösung und verspricht, Kunden über alle Kanäle hinweg ein konsistentes Kauferlebnis zu bieten.
Mit hybris lassen sich sowohl schlüsselfertige Webshops für B2B oder B2C erstellen als auch aus Modulen zusammengesetzte individuelle Lösungen. Für Letzteres gibt es eine Vielzahl an Optionen, zum Beispiel ein Print-Modul, die Anbindung von Asset-Management-Systemen, ein Order-Management oder die Integration in Enterprise-CMS-Systeme wie Adobe AEM, OpenText und FirstSpirit.
hybris lässt sich im eigenen Rechenzentrum installieren, wird aber unter dem Namen hybris Cloud for Commerce auch als Managed Service angeboten. Microsoft bietet alternativ die Möglichkeit, hybris in seiner Cloud Azure zu betreiben. Es hat dazu eigens den Hybris Deployment Accelerator entwickelt. „Damit sind Implementierungspartner und Kunden in der Lage, komplexe Shopsysteme auf Knopfdruck bereitzustellen, inklusive verteiltem Konfigurationsmanagement und einer zentralen Verwaltung der hybris-Installation“, verspricht Microsoft-Manager Schmoldt. Der Accelerator soll demnächst als Open Source auf Github zur Verfügung stehen.
Die Implementierung dauerte ein Jahr, ein weiteres ging mit der Optimierung ins Land. „Wir mussten nach der Umstellung auf hybris in eine Phase des Feintunings gehen, die etwas länger dauerte als geplant“, erinnert sich Vis. Jeder Webshop wurde für jedes Land separat auf die neue Lösung umgeschaltet. „Jetzt merken wir, dass die Optimierung nahezu abgeschlossen ist und Früchte trägt.“
Fazit
Angesichts der Vielzahl unterschiedlichster E-Commerce-Plattformen verwundert die Zurückhaltung deutscher Unternehmen beim Online-Handel sehr. Vielleicht ist es jedoch gerade diese Fülle, die eine Orientierung verhindert und die Entscheidungsfindung schwierig macht. Aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, die teuren Abmahnungen Vorschub leisten, bremsen ein noch stärkeres Wachstum im E-Commerce.
So viel ist sicher: Für den Eigenbetrieb eines Webshops gibt es kaum mehr gute Argumente. Ausfallsicherheit, Verfügbarkeit, Bandbreite und Flexibilität in einer Qualität bereitzustellen, die es mit der Leistungsfähigkeit der Cloud-Plattformen aufnehmen kann, das dürfte nur Unternehmen mit sehr großen, bereits weitestgehend virtualisierten Rechenzentren gelingen.
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