Cloud
29.12.2015
Storage
1. Teil: „Hybrid Clouds für Sicherheit & Kosteneffizienz“

Hybrid Clouds für Sicherheit & Kosteneffizienz

Hybrid Clouds haben das Potenzial, den gesamten Storage-Sektor umzukrempeln.Hybrid Clouds haben das Potenzial, den gesamten Storage-Sektor umzukrempeln.Hybrid Clouds haben das Potenzial, den gesamten Storage-Sektor umzukrempeln.
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Hybrid Clouds, also die Kombination von Private und Public Cloud sowie der traditionellen IT-Umgebung, haben das Potenzial, den gesamten Storage-Sektor umzukrempeln.
Der Storage-Markt brummt, denn der Bedarf ist jetzt schon riesig und steigt in Zukunft noch weiter. Das liegt vor allem an den vielen unstrukturierten Daten, die im Zuge der digitalen Vernetzung anfallen. Laut den Marktforschern von IDC sind rund 90 Prozent der weltweit zur Verfügung stehenden Daten unstrukturiert, also in keiner Datenbank hinterlegt. Unstrukturierte Daten sind beispielsweise Verträge, Rechnungen, Grafiken oder Videos. Sie werden in der Regel nur einmal erzeugt, kopiert und danach archiviert – für den Fall der Fälle.
  • Konsolidierung: Für 67 Milliarden Dollar übernimmt Dell den Konkurrenten EMC – die teuerste Übernahme der IT-Welt.
    Quelle:
    Dell/EMC
Diese Daten sind es, die Platzbedarf und auch Verwaltungsaufwand gleichermaßen in die Höhe treiben, was wiederum zu immensen Mehrkosten im Betrieb führt. Noch 2015 wird laut IDC das gespeicherte Datenvolumen weltweit auf über 5 Zettabyte (5 x 1021 Byte) anwachsen, danach kommt es alle zwei Jahre zur Verdoppelung. Es besteht folglich dringender Bedarf an Lösungen, die skalierbar, einfach zu managen und dabei auch noch möglichst kostengünstig sind.

Gewinner und Verlierer

Das aktuelle Marktvolumen der jeweiligen Unternehmensspeicherlösungen bildet den Zustand des Sektors treffend ab: Die Zeichen stehen auf Wachstum. Der Umsatz mit Unternehmenslösungen stieg im ersten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahr um 6,8 Prozent auf weltweit 8,8 Milliarden Dollar. Ein noch stärkeres Wachstum weisen in der IDC-Markterhebung die ausgelieferten Speicherkapazitäten auf: Sie sind innerhalb eines Jahres um gut 41 Prozent auf 28,3 Exabyte (= 28 Millionen Terabyte) hochgeschossen.
Um Marktanteile im boomenden Geschäfts­bereich streiten sich entsprechend viele Anbieter. EMC verteidigt seinen Spitzenplatz derzeit noch mit einem Marktanteil von 17,4 Prozent, hat allerdings gegenüber der Vorjahres­periode um 6,7 Prozentpunkte deutlich verloren. Auf Platz zwei folgt HP, das den Marktanteil auf nunmehr 14,6 Prozent ausbauen konnte.
Der Wettbewerb wird in der nächster Zeit weiter an Schärfe zunehmen. Das zeigt sich nicht zuletzt an dem Versuch von Dell, EMC für eine Rekordsumme von 67 Milliarden Dollar zu übernehmen.
2. Teil: „KMUs werden nur selten Rechenzentren betreiben“

KMUs werden nur selten Rechenzentren betreiben

Deutlich enger geht es direkt dahinter zu. Net­App fiel hinter seinen Konkurrenten Dell von Rang drei auf vier zurück. Während Dell seinen Anteil um 6 Prozent vergrößern konnte, weist NetApp einen Verlust von 10,5 Prozent auf. Die zuletzt veröffentlichten Umsätze (Q4 2015) gingen um 7 Prozent auf 1,54 Milliarden Dollar zurück. Beim Gewinn sieht es mit einer Veränderung von minus 32 Prozent auf 134,9 Millionen Dollar noch schlechter aus – gemessen an den eigenen Ansprüchen.
Tabelle:
HP hat im Vergleich zum Vorjahr stark zugelegt. Dell ist an NetApp vorbeigezogen.

Immerhin hat man den Schuldigen schnell ausgemacht: Net­Apps wichtigste Produktlinie Clustered OnTAP befinde sich in einem aktuell anhaltenden Umbauprozess, der Neuinvestitionen bei bestehenden EMC-Kunden hinauszögere, lässt der Hersteller verlauten. Man habe „die Komplexität des Übergangs unterschätzt“. Man könnte auch sagen: NetApp ist wohl der eigenen Trägheit zum Opfer gefallen. Die unmittelbaren Folgen schlagen gleich doppelt durch: Net­App streicht weltweit rund 500 Stellen und ist, um es positiv auszudrücken, der Rücktrittsbitte seines bisherigen CEOs Tom Georgens unverzüglich nachgekommen. „Kommissarischer Nachfolger“ ist George Kurian, der bisher als Vizechef für die Firmenpositionierung und Produkte-Roadmap verantwortlich zeichnete.
Kurian will die Storage-Management-Software OnTAP wieder auf Kurs bringen, indem die Vorteile der Verwaltungssoftware bei Software-defined Storage und Virtualisierung ausgespielt werden sollen. Ziel und Zweck: den Bekanntheitsgrad von NetApp auch im Bereich Software-Anbieter zu erhöhen. Daneben kooperiert man, als zweites großes Standbein, weiterhin mit Amazon Web Services (AWS) und will diese Hybrid-Cloud-Partnerschaft noch ausbauen.

KMUs wollen neue Lösungen

Ist NetApp, als Storage-Urgestein, ein Einzelfall? Nein. Das meinen zumindest die Marktforscher von IDC und Gartner. Dieses Mal sind sich beide Analystenhäuser einig: Die gesamte Branche muss sich dem massiven Umbruch stellen. Hardwareseitig gewinnen Flash-Arrays (Flash-Module oder SSD-Laufwerke), die konventionelle HDDs ablösen, stark an Bedeutung. Softwareseitig setzen Hersteller auf den Hype Software-defined Storage (SDS) in Kombination mit der offenen API-Schnittstelle OpenStack. Die Idee: SDS agiert als über­geordnete Layer-Schicht, die heterogene IT-Cloud-Infrastrukturen, sprich Private und Public Clouds sowie klassische On-Promise-IT, verwalten und per OpenStack-Schnittstelle Ressourcen zuweisen kann.
Bis 2018, so die Marktforscher, werden kleine und mittelständische Unternehmen auf solche Services immer häufiger zurückgreifen. Zum einen aus Kostengründen und der damit einhergehenden Wettbewerbsfähigkeit. Zum anderen wollen die Firmen ihre vorhandenen Ressourcen auf ihr Kerngeschäft ausrichten. Die Auswirkungen: KMUs werden nur noch selten eigene Speicherkapazitäten kaufen, geschweige denn Rechenzentren betreiben.
3. Teil: „Die Stunde der Cloud-Provider und Hoster“

Die Stunde der Cloud-Provider und Hoster

Des einen Leid ist des anderen Freud: Cloud-Provider und Hoster wie Green.ch oder Rackspace sind gefragt, da sie solche Projekte quasi in Auftragsarbeit erledigen können und schon heute gezielt auf die KMU-Bedürfnisse fokussieren. Der Schweizer IT- und Internetdienstleister Green.ch lancierte den Cloud-Speicherdienst ownCloud bereits vor gut einem halben Jahr. Kunden erhalten damit einen eigenen virtuellen Server, das Angebot ist skalierbar und lässt sich in eine bestehende IT-Infrastruktur nahtlos einbetten, so der Provider.
Die Aufsicht über die Sicherheitsrichtlinien und die Benutzerverwaltung bleibt unter voller Kontrolle des Kunden. Daten werden verschlüsselt übertragen und in den Schweizer Rechenzentren von Green.ch gehostet. Neben Clients für alle wichtigen Betriebssysteme (Windows, OS X, Linux, Android und iOS) bietet sich auch jeder Webbrowser für die Datensynchronisierung an. Also ideal für Anwender, die von unterwegs aus arbeiten und auf das Firmennetz zugreifen. own­Cloud gibt es in drei Ausführungen für bis zu 200 Mitarbeiter (Kosten: rund 400 Euro/Monat).
Vom Wandel zum Software-defined Storage hat auch der Cloud-Infrastruktur-Provider Rackspace profitiert. Bei einem kürzlich durch­geführten Projekt wurde die Webshop-Plattform DeinDeal in die Cloud migriert – und das innerhalb von drei Monaten. Der Webshop wird von Rackspace gehostet, was laut DACH-Manager Marco Schmid der Plattform „die optimale Flexibilität im Markt garantiert, um sich auf das tägliche Geschäft konzent­rieren zu können“.

Wenn Daten träge werden

Ein weiteres Hindernis in noch größeren Unternehmen im Enterprise-Bereich ist die Problematik der „Data Gravity“. Public Clouds, die auf Storage-Systeme von mehreren Petabyte (1015 Byte) zugreifen, sind langsam beim Zugriff. Ihre Daten haften quasi wie Klebstoff an der Wolke und bremsen den Datenfluss spürbar aus. Die Faustregel: Je höher die Vernetzung und das Datenaufkommen sind, desto träger werden die von A nach B zu bewegenden Daten.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Neben Verzögerungen beim Zugriff auf die Daten bremsen Compliance-Aspekte (Erfüllung der rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen sich Daten bewegen), aber auch die Bandbreite und deren fehlende Kontrollmöglich­keiten das Tempo aus. Und nicht zuletzt behindert der Zugriff durch mobile Apps und Cloud-Services den Datenfluss.
4. Teil: „Hybrid Cloud kombiniert IT- und Cloud-Dienste“

Hybrid Cloud kombiniert IT- und Cloud-Dienste

Die Hybrid Cloud, also die Kombination von Private und Public Cloud sowie der traditionellen IT-Umgebung, nimmt sich dieses Problems an. Die Idee: Unkritische Services laufen bei öffentlichen Anbietern, die normalerweise nicht dem Unternehmen zugehörig sind, über das Internet. Geschäftskritische, vertrauliche und datenschutzrelevante Applikationen liegen in der Private Cloud und sind direkt dem Unternehmen unterstellt.
Interessant ist dabei die Grenze: Die IT-Ressourcen einer Private Cloud gehören zwar dem Unternehmen, werden unternehmensweit verwendet und als Service über das Internet oder das LAN bereitgestellt. Die Hybrid Cloud lebt aber gerade vom dualen Gedanken. Anwendungen können sowohl in der Public-Cloud- als auch in der Private-Cloud-Umgebung gespeichert sein, wobei die Public Cloud je nach Bedarf des Unternehmens als Erweiterung der Private Cloud dient, um Spitzenlasten zu bewältigen oder Disaster Recovery bereitzustellen.
In komplexeren Konfigurationen werden bestimmte Daten sogar hin und her verschoben, etwa zwischen einer Customer-Relationship-Anwendung in der Public Cloud und einer Finanzanwendung in der Private Cloud. Und auch Tools, Apps und Anwendungen können verwendet werden, um Ressourcen umgebungsübergreifend zu managen. Ein riesiger Vorteil, der das Problem der angesprochenen Data Gravity elegant löst.

Wettbewerbsvorteil

Für die Unternehmen haben hybride Cloud-Lösungen immense Wettbewerbsvorteile, da sie sich auf nahezu jede Branche schnell adaptieren und frei skalieren lassen. Wächst das Unternehmen, kann es weitere Services zügig nach­buchen. Daneben stehen die Lösungen für ein variables Abrechnungsmodell und standort­unabhängigen Zugriff auf Anwendungen und Daten per PC bis hin zu Smartphones und Tablets.
Das ist ein großer Vorteil gegenüber klassischen IT-Umgebungen: Hier müssen Anwendungen und Hardware inklusive des Speichers in getrennten Schritten erworben, gemanagt und finanziert sowie üblicherweise über mehrere Monate hinweg implementiert werden. Dennoch wird klassischer On-Premise-Speicher auch in Zukunft seine Berechtigung haben: Geht es um Daten und Leistungen, die für ein Unternehmen mit direkter Wertschöpfung verbunden sind und zum Kerngeschäft zählen, bleibt On-Premise erste Wahl. Die bestehende IT-Infrastruktur lässt sich in ein effizientes Cloud-Management mit einer exakten Datenklassifizierung der Geschäftsprozesse integrieren. So kann man he­rausfiltern, welcher Speicher am besten für die Daten geeignet ist. Durch diese Gewichtung wird die gesamte Cloud-Architektur flexibler und gewinnt an Reaktionszeit.
Genau in der Kopplung der Storage-Architek­turen, so nochmals Marco Schmid von Rackspace, liegt die Stärke des DeinDeal.ch-Projekts. Die Shop-Lösung basiere in Teilen auf einer Public-Cloud- und Private-Cloud-Infrastruktur. So laufen etwa die präsentierten Angebote in der Public Cloud, der komplette Login-Prozess sowie der Check-out-Prozess, inklusive der Zahlungsabwicklung, finden hingegen im gesicherten Private-Cloud-Trakt statt. Um eine optimale Kunden­erfahrung zu gewährleisten, „lassen sich je nach Auslastung Ressourcen für die eine oder andere Cloud-Variante dynamisch hinzubuchen“, erklärt Schmid. Das Unternehmen nutzt so alle IT-Formen mit flexiblen Anteilen in einer Hybrid Cloud.

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