04.01.2016
Kosten-Nutzen-Analyse
1. Teil: „Cloud-Strategien für CIOs“
Cloud-Strategien für CIOs
Autor: Konstantin Pfliegl
iStockphoto / erhui1979
Lohnt sich der Umstieg in die Cloud wirklich – und wenn ja, wie sieht die richtige Strategie aus? com! professional zeigt die Vor- und Nachteile verschiedener Cloud-Lösungen und gibt Tipps zur Umsetzung.
Selber machen oder auslagern? Für immer mehr Unternehmen ist mittlerweile klar: Eigene Server lohnen sich eigentlich kaum mehr – und es werden im großen Stil Server-Ressourcen und Anwendungen in der Cloud gemietet. Viele Analysten zeigen ja auch auf, dass die Betriebskosten in der Cloud weit niedriger ausfallen als bei der Nutzung von hauseigenen Ressourcen. Kein Wunder also, dass der Cloud-Markt auch in Deutschland trotz Bedenken, etwa in puncto Datensicherheit, weiter ungebremst wächst.
Zu den Vorteilen einer Cloud wie Flexibilität und einfache Skalierbarkeit kommt für viele Unternehmen die Aussicht auf Kostensenkungen als wichtiger Grund für den Wechsel in die Wolke hinzu. Doch ist das wirklich so? Spart die Auslagerung der IT in die Cloud automatisch Geld?
Und falls ja, wie sieht eine geeignete Cloud-Strategie aus? Wie entwickelt ein Unternehmen einen tauglichen Einsatzplan für den Weg in die Cloud?
TCO der Cloud
Folgendes Szenario kommt so oder ähnlich in vielen Unternehmen vor: Ein Abteilungsleiter benötigt einen Server. Er fragt in der IT-Abteilung an, die einen Server aufsetzen kann. Wartezeit: eine Woche. Kosten: mehrere Hundert Euro pro Jahr. Das sorgt bei dem Abteilungsleiter für Verwunderung. Privat bekommt er bei Hosting-Anbietern für wenige Euro pro Monat einen Cloud-Server. Wartezeit: keine.
Seinen Ursprung hat der Cloud-Erfolg im Consumer-Bereich – durch hohe Standardisierung kostengünstige Out-of-the-Box-Lösungen wie Dropbox & Co. lösten einen Boom aus. Die Erwartungshaltung ist entsprechend: Ein Wechsel in die Cloud muss schnell gehen und kostengünstig sein.
Für den Unternehmenseinsatz eignen sich solche Out-of-the-Box-Fertiglösungen jedoch nur selten. Meist müssen auf die jeweiligen IT-Voraussetzungen zugeschnittene, das heißt stark angepasste Cloud-Lösungen her.
Das IT-Beratungsunternehmen Saugatuck Technologies hat sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Cloud näher angesehen. Das Ergebnis: Es hängt maßgeblich von drei Faktoren ab, ob man mit der Cloud Geld tatsächlich spart: der Art des IT-Workloads, der Größe des IT-Workloads und – der wohl wichtigste Faktor – der Effizienz der hauseigenen IT. Je effizienter die hauseigene IT arbeitet, desto geringer fällt der Kostenvorteil der Cloud aus. Unternehmen sollten daher für jeden einzelnen Bereich der IT genau kalkulieren, ob sich ein Wechsel in die Cloud lohnt.
Nur wenige Unternehmen wie Start-ups sind in der komfortablen Situation, dass sie mit der Cloud bei null anfangen können und keinen Berg an Unternehmens- und Kundendaten mit in die Wolke umziehen müssen. Viele Firmen haben im Lauf der Jahre eine Vielzahl an Servern für die unterschiedlichsten Zwecke in Betrieb genommen, auf die sich die Daten jetzt verteilen.
Tim Minahan, Chief Marketing Officer bei SAP Cloud, warnt Firmen davor, sich beim Cloud-Umstieg in der TCO-Debatte zu verstricken. Auch wenn die Verlagerung der Geschäftstätigkeit in die Cloud meist mit erheblichen Kosteneinsparungen einhergehe, liege – so Tim Minahan – der eigentliche Nutzen der Cloud in zwei anderen Faktoren, nämlich der Innovation und der Flexibilität.
Die einfache Konfiguration und die Erweiterbarkeit der Cloud bieten Unternehmen die Flexibilität, die sie benötigen, um ihre Geschäftsprozesse den dynamischen Marktbedingungen schnell und einfach anzupassen.
2. Teil: „Darüber-hinaus-Lösung“
Darüber-hinaus-Lösung
Nicht wenige Unternehmen, die sich für den Umstieg in die Cloud interessieren, schrecken schließlich doch davor zurück, weil Systemhäuser und Cloud-Anbieter oft den Komplettumstieg in die Wolke empfehlen. Nur so ließe sich, so die Begründung, von den Vorteilen der neuen Technologie voll und ganz profitieren. Doch dieser Ansatz ist nicht weit genug gedacht. Laut SAP-CMO Minahan ist die Cloud keine Entweder-oder-Lösung und auch keine Und-Lösung. Die Cloud sei vielmehr eine „Darüber hinaus“-Lösung: Zufriedenstellend laufende On-Premise-Lösungen ließen sich durch passende Cloud-Angebote erweitern.
Cloud first
Trotz aller Kostenerwägungen und auch Nachteilen, die Cloud-Lösungen fraglos haben, geht ohne die Wolke wohl bald nichts mehr: „Cloud first“ wird, so die Analysten von IDC, zum neuen Mantra der Unternehmens-IT.
Bei der Public Cloud teilen sich alle Kunden die Server-Ressourcen des Cloud-Anbieters. Im Gegensatz zu einer Private Cloud – hier nutzt ein Unternehmen seine eigene Cloud-Infrastruktur. Diese kann im eigenen Unternehmen stehen oder bei einem Hosting-Anbieter.
Die Analysten von IDC gehen davon aus, dass 2017 bereits 60 Prozent der Unternehmen Public Clouds nutzen werden. Die Entscheidung „Selber machen oder auslagern?“ fällt immer häufiger zugunsten externer Cloud-Dienste aus.
Hybrid-Trend: Die Frage, ob Public Cloud oder Private Cloud, stellt sich für viele Unternehmen oft nicht mehr: Der Trend geht zu Mischformen. Hybrid Clouds kombinieren verschiedene Cloud-Modelle. Typischerweise handelt es sich bei einer Hybrid Cloud um eine Private Cloud, die um eine kostengünstige Public Cloud erweitert wird. Die Verbreitung von Hybrid Clouds ist im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel auf 20 Prozent gestiegen.
Das Beispiel zeigt, dass sich Unternehmen trotz Cloud-Hype nicht gezwungen fühlen sollen, etablierte Systeme zu ersetzen. So ist es durchaus sinnvoll, erfolgreich laufende On-Premise-Lösungen weiterhin einzusetzen und die Cloud als nützliche Erweiterung für einzelne Problemlösungen zu verwenden.
3. Teil: „Cloud-Fahrplan“
Cloud-Fahrplan
Die Auswahl geeigneter Cloud-Varianten und der richtigen Anbieter kosten Unternehmen viel Zeit. Oft fehlt bei den IT-Mitarbeitern bislang die Erfahrung mit Cloud-Diensten und vor allem mit dem Wechsel-Prozedere. Umso wichtiger ist es, die verschiedensten Stolpersteine rechtzeitig zu erkennen und über sie hinwegzusteigen.
Vor dem Wechsel steht ein Cloud-Readiness-Check an – eine Bestandsaufnahme: Welche Anwendungen sind im Einsatz und welche taugen auch für den Betrieb in der Cloud? Ein solcher Check beleuchtet nicht nur, ob Anwendungen implementierungstechnisch cloudtauglich sind, sondern auch, ob die Unternehmensorganisation einen Cloud-Wechsel zulässt.
In nächsten Schritt erstellt man einen Katalog mit den technischen Anforderungen an die Cloud: Welche Software und welche Techniken muss der Cloud-Dienst unterstützen? Dabei sollte man auch künftige Erweiterungen beachten. Unterstützt der Anbieter zum Beispiel APIs, um später etwa Amazon Web Services (AWS) zur Architektur hinzuzufügen?
4. Teil: „Abteilungen bei Cloud-Planung einbeziehen“
Abteilungen bei Cloud-Planung einbeziehen
Um Cloud-Dienste nachhaltig in die Unternehmensarchitektur zu integrieren und von allen Vorteilen zu profitieren, ist es wichtig, dass man bereits in der frühen Konzeptionsphase alle Fachabteilungen mit ins Boot holt und den Fahrplan in die Wolke gemeinsam erstellt.
Von Anfang an sollte definiert werden, welche Anwendungen irgendwann den Weg in die Cloud antreten sollen. So hat man nicht nur den aktuellen Bedarf im Blick, sondern kann auch zukünftige Entwicklungen miteinbeziehen. Folgende Fragen sollten zwischen der IT-Abteilung und den Fachabteilungen geklärt werden:
- Welches Ziel hat der Wechsel einer Anwendung in die Cloud?
- Wie wichtig ist die Verfügbarkeit einer Anwendung?
- Welche Folgen hat die Nichtverfügbarkeit einer Anwendung und welche Kosten entstehen bei einem Ausfall?
- Wie ist die erwartete Nutzungsdauer der Anwendung, die in die Cloud soll? Wie oft muss die Anwendung aktualisiert werden?
- Innerhalb welches Zeitraums soll eine Anwendung in die Cloud wechseln?
Vor allem sollte man klären, welche rechtlichen Anforderungen die Anwendung in der Cloud zum Beispiel in Bezug auf die Datensicherheit erfüllen muss – Stichwort Safe Harbor. Es ist unerlässlich, den Rat eines darauf spezialisierten Juristen einzuholen.
Falls die Übernahme einer anderen Firma oder eine Fusion geplant ist: Wie wirken diese sich auf die Nutzung der Anwendungen in der Cloud aus?
5. Teil: „Vendor-Lock-in“
Vendor-Lock-in
Ein Nachteil der Cloud: Die Anwendungen sowie die Daten befinden sich in fremden Händen. Das Unternehmen ist also der Infrastruktur und der Ausfallsicherheit des Cloud-Anbieters ausgeliefert. Wenn der Cloud-Dienstleister insolvent geht oder aus anderen Gründen den Geschäftsbetrieb einstellt, dann steht es häufig schlecht um die Unternehmensdaten.
Der Wechsel eines Cloud-Anbieters ist normalerweise nicht so ohne Weiteres möglich. Vielfach sind die Dienste der Anbieter untereinander inkompatibel. Es besteht also die Gefahr des Vendor-Lock-ins, der Abhängigkeit von einem Hersteller.
Die Abhängigkeit von einem Anbieter ist auch die größte Befürchtung vieler Unternehmen beim Wechsel in die Wolke: Laut dem Cloud-Scout Report 2015 der Intitiative Deutschland sicher im Netz e.V. wird unter den Hürden für den Umstieg auf die Cloud die mögliche Abhängigkeit von einem Cloud-Dienstleister bei Unternehmen jeder Größe mit Abstand am häufigsten genannt.
Daher entscheiden sich immer mehr Unternehmen bei ihrer Cloud-Strategie für Open-Source-Lösungen. So ist bereits bei fast einem Drittel der Unternehmen OpenStack im Einsatz. OpenStack ist eine Open-Source-Software für den Betrieb von Private und Public Clouds. Eine solche Open-Source-Lösung vereinfacht bei einem Wechsel des Cloud-Anbieters die Mitnahme der Unternehmensdaten.
Ohne Internet geht es nicht: Die Verbindung zur Cloud erfolgt in den meisten Unternehmen über das Internet. Fällt die Internetverbindung aus, aus welchem Grund auch immer, dann ist kein Arbeiten in der Cloud mehr möglich. Daher sollte man sich unbedingt Gedanken darüber machen, wie das Geschäft in einem solchen Fall weitergeht.
Oft kann übrigens schon ein kleiner Fehler zu großen Ausfällen und Problemen führen. Ein Beispiel ist die Webseite Radio.de. Vor einigen Jahren war das Unternehmen 48 Stunden lang ohne Daten und ohne Bürosoftware – und damit quasi lahmgelegt. Technisch war alles in Ordnung und auch die Internetanbindung arbeitete reibungslos. Google hatte Radio.de jedoch kurzerhand den Zugang zu seiner Bürosoftware und den abgelegten Daten gesperrt. Der Grund: Ein Fehler im Bezahlsystem von Goo gle hatte dafür gesorgt, dass ein für ein Unternehmen eigentlich läppischer Betrag von ein paar Hundert Euro nicht abgebucht worden war.
Kostenvorteile abschätzen
Welchen Kostenvorteil bietet die Cloud konkret für Ihr Unternehmen? Der TCO-Kalkulator der Analysten der Experton Group unter www.business-cloud.de/calculator gibt Ihnen einen groben Anhaltspunkt, wie viel Sie mit Ihrer vorhandenen IT- Landschaft bei einem Wechsel in die Cloud sparen können.
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