Cloud
11.02.2016
Systemhäuser
1. Teil: „Cloud-Angebote nach Maß statt von der Stange“

Cloud-Angebote nach Maß statt von der Stange

Cloud-Angebote nach Maß statt von der StangeCloud-Angebote nach Maß statt von der StangeCloud-Angebote nach Maß statt von der Stange
Fotolia / jijomathai
Unternehmen, die Cloud-Services erfolgreich einbinden wollen, benötigen meist fachkundige Hilfe. Die Schlacht der Systemhäuser ist dabei in vollem Gang.
Glaubt man dem jüngsten „Cloud Radar“ des System­hauses Fritz & Macziol, dann ist die Cloud in deutschen Unternehmen flächendeckend akzeptiert. Von mehr als 2200 IT-Verantwortlichen, die den Cloud-DNA-Check, einen Online-Selbsttest des Anbieters, durchgeführt haben, sind 90 Prozent an der Nutzung externer Cloud-Services interessiert. Dabei würden mehr als 35,5 Prozent auf Infrastructure as a Service (IaaS), rund 32 Prozent auf Platform as a Service (PaaS) und gut 22 Prozent auf Software as a Service (SaaS) setzen.
Natürlich verzerrt das Befragungsdesign die Ergebnisse erheblich, denn wer einen Cloud-Selbsttest macht, hat sehr wahrscheinlich ein prinzipielles Interesse am Thema. Bei einer repräsentativen Auswahl der Umfrageteilnehmer, wie sie etwa das Beratungsunternehmen KPMG im Auftrag des Branchenverbands Bitkom für den jährlich erscheinenden „Cloud-Monitor“ vornimmt, sehen die Zahlen nicht ganz so beeindruckend aus. Immerhin standen im vergangenen Jahr bereits 65 Prozent der befragten Unternehmen dem Thema eher aufgeschlossen oder zumindest neutral gegenüber – ein Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der tatsächlichen Cloud-Nutzer stieg ebenfalls um 4 Prozent von 40 auf 44 Prozent.
  • Der Netto-Umsatz von AWS: Der weltweite Netto-Umsatz von Amazons Cloud-Sparte AWS stieg vom zweiten Quartal 2014 bis zum zweiten Quartal 2015 um 81 Prozent auf über 1,8 Milliarden Dollar.
Die Public Clouds der großen Anbieter wie Amazon, Goo­gle oder Microsoft spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Nur 16 Prozent der von KPMG und Bitkom befragten Unternehmen haben Public-Cloud-Services im Einsatz, dem Cloud Radar von Fritz & Macziol zufolge setzen 95 Prozent der Befragten auf eine gehostete Private Cloud oder zumindest auf eine Hybrid-Lösung. Laut Crisp Research betrug das Marktvolumen gemanagter Infrastructure-as-a-Service-Angebote aus der Cloud (IaaS) von Anbietern wie T-Systems, BT, IBM oder Claranet im vergangenen Jahr rund 85 Milliarden Dollar, die der sogenannten Hyperscaler Amazon, Google und Microsoft nur 12 Milliarden Dollar.
In den Umfragezahlen spiegelt sich wohl auch das Wunschdenken der IT-Verantwortlichen wider, die nicht zugeben wollen, dass sie zum Teil die Kontrolle über die Unternehmens-IT verloren haben. In Wirklichkeit nutzen Fachanwender fleißig die Cloud-Services der amerikanischen Giganten, auch wenn das laut Andreas Weiss, Direktor EuroCloud Deutschland_eco e. V., im „Compliance-Bereich grenzwertig“ ist (siehe Interview).
„Rund drei Viertel aller Geschäftsprozesse in den Unternehmen werden nicht mehr von der zentralen IT-Abteilung, sondern von den Fachabteilungen direkt umgesetzt“, sagt Rudolf Hotter, COO beim Systemhaus Cancom. Vor allem Amazon profitiert davon und konnte mit seinen Web Services im zweiten Quartal 2015 rund 1,8 Milliarden Dollar erwirtschaften –
80 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahrs.
2. Teil: „Probleme der unkontrollierten IT-Beschaffung“

Probleme der unkontrollierten IT-Beschaffung

Die unkontrollierte Art der IT-Beschaffung stellt die Verantwortlichen zunehmend vor Probleme. „Dieses Vorgehen befeuert die Schatten-IT, etabliert Subkulturen und schafft IT-Inseln“, warnt Jörg Mecke, Business Unit Manager Business Productivity bei Fritz & Macziol. Erich Vogel, Cloud Leader, Consulting Services bei Computacenter, hat dafür Verständnis: „Lange Zeit hatten die IT-Abteilungen keine Antwort auf die Forderungen nach Flexibilität, Agilität und Geschwindigkeit der Servicebereitstellung.“
  • Einsatzszenarien für die Cloud: Die IT-Führungskräfte setzen bei der Cloud auf ein breites Spektrum an Einsatzszenarien. Am häufigsten nutzen sie Cloud-Lösungen für Entwicklungszwecke, für Backups und für Mobility-Lösungen.
Mittlerweile arbeiteten die IT-Abteilungen daran, die Schatten-IT einzufangen und die Kontrolle über die Verwendung von Cloud-Services zurückzuerlangen, so Vogel weiter: „Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass Mitarbeiter die Ser­vices nicht mehr nutzen dürfen, sondern vielmehr, dass die IT-Abteilung wieder am Ruder sitzt und die Services steuern, verwalten und kontrollieren kann.“ „Die Fachabteilungen müssen in die Prozesse mit einbezogen werden, sie sind es schließlich, die dann damit arbeiten müssen“, pflichtet ihm Hotter bei. Cancom  bietet dazu Workshops und Schulungen an, etwa zum sicheren Gebrauch mobiler Endgeräte.
Auch wenn die Fachabteilungen nach Ansicht von Computacenter-Manager Vogel die treibende Kraft hinter dem Wandel hin zur Cloud sind, arbeiten die Systemhäuser bei Cloud-Projekten in der Regel mit den zentralen IT-Abteilungen zusammen. „Noch kommt der größte Teil der Nachfrage von den IT-Organisationen“, sagt Mike Wagner, Mitglied der Geschäftsleitung bei Allgeier IT Solutions. Das hat zum einen sicher historische Gründe. Die IT-Abteilung war traditionell immer der Ansprechpartner für Systemhäuser. Zum anderen wenden sich eher die IT-Verantwortlichen als die Fach­anwender an ein Systemhaus, weil sie oft nicht nur irgendeinen Cloud-Service buchen, sondern die interne IT strategisch mit Cloud-Angeboten erweitern und verbessern wollen.
„Wenn Unternehmen Cloud-Services beziehen, bedeutet es keineswegs, dass die IT einfacher wird – es werden nur Aufgaben und Verantwortungen verschoben“, gibt allerdings Erich Vogel von Computacenter zu bedenken. „Werden Dutzende Services von unterschiedlichen Service-Anbietern konsumiert, ist die technische, prozessuale und vertragliche Verwaltung sowie die Integration in die eigene IT eine enorme Aufgabe.“ Oft müssen Bestandsdaten migriert und lokale, zum Teil exotische Altsysteme integriert werden.
„Den Hyperscalers wie Google oder Amazon fehlt das Wissen über komplexe Zusammenhänge oft historisch gewachsener IT-Strukturen“, sagt Cancom-COO Hotter. Nicht nur den Anbietern, auch den Nutzern selbst mangelt es am Know-how. Die Experton Group schätzt die „Cloud Readiness“ auf Anwenderseite, also die Fähigkeit, Cloud-Services rechtlich, wirtschaftlich und technisch sinnvoll in die Unternehmens-IT einzubinden, in Deutschland auf maximal 15 Prozent. Jedes zweite Unternehmen nutze Cloud-Services, ohne dass diese wirklich integriert und an den unternehmensweiten Compliance- und Security-Vorschriften ausgerichtet seien.
3. Teil: „Die Stärke der Systemhäuser im Cloud-Geschäft“

Die Stärke der Systemhäuser im Cloud-Geschäft

Genau hier sehen die meisten Systemhäuser ihre Stärke: „Das Systemhaus kann die gesamte ITK des Kunden mit Service und Support aus einer Hand betreuen und nicht nur jeweils eine Insellösung“, sagt Rüdiger Sievers, Geschäftsführer beim Deutschen Mittelstandsrechenzentrum (DMRZ), das unter anderem mit Systemhauspartnern zusammenarbeitet. Systemhäuser zeichneten sich zudem durch regionale Nähe, Verständnis für den lokalen Markt, schnelle Reaktionszeiten und ein partnerschaftliches Miteinander auf Augenhöhe aus, so Sievers weiter: „Wer Unterstützung mit plattformübergreifendem Fach-Know-how benötigt, bleibt bei den großen Anbietern oft im Regen stehen.“
In der Tat sind vor allem kleine und mittelständische Firmen für die Hyperscaler kleine Fische, die im besten Fall Telefon-Support beanspruchen können. „Der persönliche Kontakt, das gegenseitige Vertrauen und ein eigener Ansprechpartner, der kundenindividuell beraten kann, das sind unsere Stärken“, sagt Dirk Schlia, CEO des Systemhauses cloudTEC, das vor allem KMUs ab zehn Mitarbeitern, aber auch viele Start-ups betreut. „Die stärksten Argumente für ein Cloud-Angebot eines Systemhauses sind Nähe, Vertrauen und Erfahrung“, pflichtet ihm Mike Wagner von Allgeier IT bei.
Schließlich sind Systemhäuser auch wichtige Partner bei der Auswahl und Evaluierung von Cloud-Angeboten, denn der Markt wird immer unübersichtlicher. Für seinen „Cloud Vendor Benchmark 2015“ zählte das Marktforschungsunternehmen Experton 490 Anbieter, die im deutschen Markt Cloud-Technologien, -Services und -Transformationsdienstleistungen offerieren. Im Jahr zuvor waren es noch 380. „Die Auswahl der richtigen Produkte ist ein wichtiger Punkt“, sagt Kim Vahsen, Head of IT-Consulting bei Comparex, „hier berät das Systemhaus das Unternehmen und versucht gemeinsam mit ihm herauszufinden, welche Technologie es letztendlich benötigt und welche nicht.“
Service-Modelle in der Cloud
Cloud-Dienste werden im Wesentlichen auf drei Ebenen as a Service angeboten.
  • Software as a Service (SaaS): Der Anwender nutzt ein Programm oder bestimmte Funktionen bedarfsabhängig als Dienstleistung. Die Applikationen sind von verschiedenen Endgeräten abrufbar, in der Regel über einen Browser.
     
  • Platform as a Service (PaaS): Der Cloud-Betreiber stellt eine Plattform mit Betriebssystem, Middleware und Entwicklungswerkzeugen bereit, auf der der Kunde eigene Applikationen entwickeln und/oder betreiben kann.
     
  • Infrastructure as a Service (IaaS): Der Kunde stellt sich aus (in der Regel bereits virtualisierten) Komponenten seine eigene Laufzeitumgebung zusammen, installiert oder wählt ein eigenes Betriebssystem und kontrolliert, welche Anwendungen zur Verfügung stehen.
Quelle: National Institute of Standards and Technology (NIST)
Doch nicht nur die Integration der Cloud-Services erfordert mehr Know-how und Zeit als die meisten IT-Abteilungen zur Verfügung haben, auch beim Management sind die Systemhäuser gefragt. „Bisher haben Unternehmen den Betrieb der kompletten Infrastruktur verantwortet beziehungsweise diese Verantwortung vertraglich an einen Dienstleister übertragen. Bei der Verwendung von XaaS muss jedoch sichergestellt werden, dass die notwendigen Service Level Agreements eingehalten werden. Es müssen also alle Betriebsprozesse – meist nach IT Infrastructure Library – erweitert, verändert oder neu eingeführt werden“, sagt Cloud-Experte Vogel von Computacenter, „hierbei ist ein Systemhaus mit Betriebserfahrung ein idealer Partner.“
4. Teil: „Was Kunden am Cloud-Markt nachfragen“

Was Kunden am Cloud-Markt nachfragen

Der Cloud-Markt wächst bezogen auf die gesamten IT-Ausgaben und IT-Investitionen weiter. Nach Untersuchungen der Experton Group werden im B2B-Markt 2015 knapp 10 Prozent des Umsatzes in Cloud-Technologien, -Beratung und -Services fließen. 2020 könnte laut Experton der Cloud-Markt schon 30 Prozent des gesamten IT-Markts ausmachen.
  • IT-Abteilung als Service-Owner: Die eigene Verantwortung eines Unternehmens für seine IT-Infrastruktur nimmt ab. Fast jeder zweite IT-Verantwortliche will aber die Kontrolle und Verantwortung für die Daten und Anwendungen des Unternehmens zwingend behalten.
Die Systemhäuser spüren diesen steigenden Bedarf, wenn auch noch in verhaltenem Maß: „Die Nachfrage ist sicher geringer, als es die Präsenz des Themas in den einschlägigen Fachmedien und der Werbung derzeit erwarten lässt“, sagt DMRZ-Geschäftsführer Sievers, „aber der Markt hat enormes Wachstumspotenzial und wird sich letztlich gegenüber klassischen Lösungen immer mehr durchsetzen.“ Sievers rät den Systemhäusern deshalb, den Anteil von Cloud-Dienstleistungen am Gesamtgeschäft sukzessive zu erhöhen.
„Die Nachfrage nach Cloud-Services nimmt bei uns kontinuierlich zu, sie haben sich als ernstzunehmende und zukunftsweisende Variante etabliert“, sagt Mike Wagner von Allgeier IT. Das Systemhaus hat sich im Bereich SaaS (Software as a Service) positioniert und erhält auch die meisten Kundenanfragen aus diesem Segment. Ähnlich ist es bei Comparex: „Stark nachgefragt sind Produkte wie Microsoft Office 365 in Kombination mit Exchange Online oder Skype for Business, aber auch SharePoint Online“, sagt Kim Vahsen.
Computacenter-Manager Vogel sieht ebenfalls Bedarf an Standardbürosoftware as a Service, darüber hinaus aber auch einen zunehmenden Trend zu IaaS (Infrastructure as a Service): „Hinsichtlich der verwendeten Services sind bei unseren Kunden Office 365, Azure IaaS, AWS IaaS sowie VM­ware IaaS die meistgenutzten Angebote. Daneben spielen ‚traditionelle‘ Cloud-Services wie WebEx weiterhin eine große Rolle.“ Nur PaaS (Platform as a Service) scheint derzeit noch kein Thema zu sein. „PaaS ist in Deutschland noch nicht angekommen“, sagt Jörg Mecke von Fritz & Macziol.
Betriebsmodelle einer Cloud
Cloud wird landläufig mit Diensten wie Office 365 oder Dropbox gleichgesetzt, die aus einer öffentlichen, allen zugänglichen Infrastruktur bedient werden. Es gibt aber auch andere Bereitstellungsmodelle.
  • Private Cloud: Die Cloud-Infrastruktur steht einem Unternehmen oder einer Abteilung zur alleinigen Nutzung zur Verfügung. Sie kann im unternehmenseigenen Rechenzentrum lokalisiert sein, aber auch von einem Provider über das Netz zur Verfügung gestellt werden.
     
  • Public Cloud: Die Cloud-Infrastruktur steht öffentlich allen Nutzern zur Verfügung. Sie wird von einem Unternehmen, einer Behörde oder einer akademischen Einrichtung betrieben.
     
  • Hybrid Cloud: Kombination aus den vorgenannten Modellen. Typischer Anwendungsfall ist eine Private Cloud, die für Lastspitzen durch Public-Cloud-Services ergänzt wird.
     
  • Multi Cloud: Kombination verschiedener Public-Cloud-Angebote in einer eigenen Cloud-Infrastruktur.
Quelle: National Institute of Standards and Technology/Crisp Research
Was die Beschaffungsmodelle anbelangt, so geht der Trend klar in Richtung Hybrid Cloud, darin sind sich die meisten Befragten einig: „Insbesondere hybride Szenarien stehen zurzeit auf der Tagesordnung“, sagt Niels Ophey, Leiter Competence Center Microsoft Cloud Solutions beim Bechtle-IT-Systemhaus Hamburg. Die neue Cloud ist hybrid, davon ist auch Kim Vahsen von Comparex überzeugt: „Es wird in Zukunft keine reinen Public- oder Private-Dienste mehr geben.“ Jörg Mecke von Fritz & Macziol sieht diese
Einschätzung durch den systemhauseigenen „Cloud Radar“ bestätigt: „Im deutschen Mittelstand dominieren hybride Lösungen.“
5. Teil: „Was Systemhäuser ihren Cloud-Kunden bieten“

Was Systemhäuser ihren Cloud-Kunden bieten

Die Cloud-Strategien der Systemhäuser sind unterschiedlich. Computacenter etwa offeriert selbst keine Cloud-Services, sondern konzen­triert sich auf Beratung, Integration und Betrieb: „Wir bieten derzeit im Bundle mit unseren Consulting- und Betriebsleistungen Services von Amazon, Microsoft und VMware an”, sagt Cloud Leader Erich Vogel, „diese strategischen Partner werden wir künftig je nach Marktanforderung durch weitere ergänzen.“
Eine ähnliche Strategie verfolgen laut Niels Ophey die Systemhäuser bei Bechtle: „Wir bieten Cloud-Angebote namhafter Hersteller an, bauen hybride Infrastrukturen auf Lösungen unserer langjährigen Partner auf und realisieren für unsere Kunden Private-Cloud-Szenarien.“ Bechtle zeichne sich besonders durch seine große Erfahrung mit klassischer Rechenzentrumsinfrastruktur aus: „Auch deshalb können wir die Transformation zu Cloud-Services als Partner zuverlässig begleiten.“
Darüber hinaus bietet Bechtle IaaS und SaaS in den Bereichen Server, Storage, Security, ERP, Kommunikation und Monitoring. Das Unternehmen hat eigene Cloud-Marken geschaffen wie Bechtle Exchange Online (BEO) oder Bechtle Secure Mail (BSM). Mit einem Rechenzen­trum beim Bechtle-IT-Systemhaus Friedrichshafen kann der Anbieter das für viele Kunden wichtige Kriterium eines Rechenzentrums­standorts in Deutschland erfüllen.
Das richtige Systemhaus wählen
Wer ein Cloud-Projekt plant, sollte bei der Wahl des Integrationspartners auf einige Punkte achten.
  • Ist Know-how für alle Lösungen vorhanden, die in der Cloud betrieben werden sollen? Gibt es hierfür Nach­weise und Referenzen?
     
  • Kann das Systemhaus diese Lösungen tatsächlich selbst betreuen oder werden nur Standardprodukte durchgereicht?
     
  • Entspricht das Rechenzentrum des Systemhauses beziehungsweise dessen Infrastrukturpartner den rechtlichen und technischen Anforderungen?
     
  • Welche Reaktionszeiten und Servicelevel gibt es?
     
  • Kann das Systemhaus auch individuelle Anforderungen des Kunden umsetzen, die ein Konzernanbieter nicht umsetzen würde oder könnte?
     
  • Hat das Systemhaus eine ausreichende finanzielle und personelle Basis, um als langjähriger Partner fungieren zu können?
Quelle: Deutsches Mittelstandsrechenzentrum (DMRZ)
Allgeier IT betreibt Private-Cloud-Services ebenfalls im eigenen Rechenzentrum in Deutschland und hat sich auf die Kernfelder ERP, ECM, Business Process Management und Produktivität spezialisiert. Eine eigene Produktgruppe mit Sicherheitslösungen soll das Portfolio von den Konkurrenten abheben. So gibt es etwa Produkte zur Verschlüsselung der Datenablage und des Datentransports. „Sicherheit in der Cloud hat bei uns und unseren Kunden einen hohen Stellenwert“, sagt Geschäftsleitungsmitglied Wagner.
Bisher hat das Systemhaus vor allem vorhandene Produkte in Ergänzung zu lokalen Installationen als Cloud-Service angeboten. Nun evaluiert das Unternehmen laut Wagner Dienste, die als reine Cloud-Angebote konzipiert sind, zum Beispiel einen ERP-Dienst für Makler als Variante der auf Microsoft Dynamics NAV basierenden Allgeier-Lösung iTrade, eine einfach buchbare Verschlüsselung von Daten in Cloud-Ablagen, oder die auf Office 365 basierende Rocket Suite – vorkonfek­tionierte Arbeitsplätze für bestimmte Kundensegmente.
6. Teil: „Rundum-Service für kleinere Unternehmen“

Rundum-Service für kleinere Unternehmen

Cancom wiederum hat mit der AHP Private Cloud eine eigene Cloud-Marke geschaffen. Diese Referenzarchitektur soll es Kunden ermöglichen, schnell und mit überschaubaren Kosten eine Cloud-Infrastruktur aufzubauen. „Mit ihrer hohen Standardisierung, Skalierbarkeit und ihrem zentralen Management macht die AHP die Arbeit von Anwendern und Administratoren einfacher und transparenter“, verspricht Cancom-COO Hotter.
Das Systemhaus behauptet von sich, der einzige deutsche Anbieter zu sein, der ein ganzheitliches Portfolio mit vollkommener Wahlfreiheit beim Cloud-Computing vorweisen könne. „Dafür wurden wir auch in diesem Jahr wieder von der Experton Group ausgezeichnet  – und zwar siebenfach“, sagt Hotter. Die Analysten bescheinigen dem Unternehmen im aktuellen Cloud Vendor Benchmark „ausgeprägte Bodenständigkeit und Umsetzungskraft“: „Kunden werden auf internationalem Level lokal beraten und können sich sicher sein, dass der ‚One-Stop Shop Prozess‘ als Cloud Architect, Cloud Builder & Provider sowie Cloud Reseller bis ins Detail durchdacht ist“, heißt es weiter.
cloudTEC bietet für kleinere Unternehmen einen Rundum-Service aus der Cloud. „Alle unsere Services sind echte Cloud-Dienste, außer die von Technikern im Störungsfall erbrachten Dienstleistungen vor Ort“, sagt CEO Schlia. Das Portfolio umfasst von der Systemüberwachung und dem Patch-Management über Security, Backup und Archivierung bis hin zu Kommunikation und Mobile Device Management praktisch alle Aufgaben, die in der IT anfallen. Das Systemhaus betreibt die Dienste in verschiedenen Rechenzentren, die laut Schlia alle höchsten Sicherheitsanforderungen entsprechen und in Deutschland liegen. „Nicht jedes Rechenzentrum kann jeden Cloud-Dienst gleich gut abbilden“, so der cloudTEC-Chef.
Cloud-Angebote von Systemhäusern
Die Systemhäuser fahren teils sehr unterschiedliche Cloud-Strategien. Viele bieten nicht nur Unterstützung bei der Integration und beim Betrieb von Cloud-Anwendungen, sondern offerieren auch eigene Cloud-Dienste.
Comparex ist besonders stark im Lizenzmanagement. Mit SoftCare bietet das Systemhaus ein cloudbasiertes System, mit dem Unternehmen die Beschaffung, Nutzung und Verwaltung von Softwarelizenzen optimieren können. Als Teil von SoftCare erlaubt SAM2GO Firmen eine kontinuierliche Erfassung und Kontrolle ihrer Lizenzen. „So können nicht nur Risiken minimiert, sondern auch Kosten gesenkt werden“, sagt Comparex-Manager Vahsen.
Weitere Cloud-Dienste des Systemhauses umfassen einen Multi-Vendor-Helpdesk sowie Schulungsangebote der Comparex-Akademie.
Darüber hinaus will das Systemhaus Unternehmen auch dabei helfen, wieder aus der Cloud herauszukommen beziehungsweise den Anbieter zu wechseln. „Dafür muss vorgesorgt werden und unbedingt eine entsprechende Flexibilität beibehalten werden“, sagt Vahsen.
Fritz & Macziol nennt seine Cloud-Marke AnyCloud und versteht darunter die Integration von Private Cloud, Hosted Private Cloud und Public-Cloud-Angeboten. Nach eigenen Aussagen verfolgt das Systemhaus im Unterschied zum Wettbewerb eine eindeutige Cloud-Strategie. „Mit unserer Use-Case-zentrierten Beratung setzen wir uns sowohl von Unternehmensberatern als auch von anderen Systemhäusern ab, da wir Technologie, Prozess-Know-how und Nutzwertanalysen für Cloud-Computing verbinden“, sagt Manager Jörg Mecke. Die Analysten von Experton bestätigen diese selbstbewusste Einschätzung und nennen Fritz & Macziol in ihrem Cloud Vendor Benchmark 2015 den „Porsche unter den Systemhäusern“.
7. Teil: „Fazit und Praxis-Beispiel Steuerkanzelei“

Fazit und Praxis-Beispiel Steuerkanzelei

Cloud und Systemhaus – das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Im Gegenteil: Unternehmen, die eine langfristige Cloud-Strategie entwickeln und umsetzen wollen, kommen kaum um die Hilfe eines Systemhauses oder Systemintegrators herum. Zu komplex sind die rechtlichen und technischen Anforderungen, wenn interne IT und Cloud verbunden werden sollen. Kommen noch proprietäre Altsysteme mit exotischen APIs hinzu, sind die meisten internen IT-Experten überfordert.
Nicht alle Systempartner haben diesen Trend erkannt, manche versuchen eher, ihren Kunden die Cloud auszureden, um nicht ihr margenstarkes Kerngeschäft zu gefährden. In der Tat kann die Cloud schmerzhafte Umsatzeinbrüche für die Systemhäuser bedeuten, sind doch viele Dienste standardisiert, austauschbar und deshalb nur über den Preis zu differenzieren. „Die Schlacht der Systemhäuser ist in vollem Gang“, schreiben die Marktforscher der Experton Group.
Kunden sollten sich von solchen Tricks nicht verunsichern lassen. Jeder IT-Verantwortliche kann durch eine geschickte Kombination von Cloud, Hosting, Outsourcing und interner IT Geld sparen und Flexibilität gewinnen. Nur sollte er nicht versuchen, den letzten Euro aus dem Systemhauspartner herauszupressen, nur weil es irgendeinen Service irgendwo anders etwas günstiger gibt. Das Gesamtpaket muss stimmen und das Systemhaus muss auch in Cloud-Zeiten wirtschaftlich sinnvoll agieren können. Ein Massensterben unter den Systemhäusern würde niemanden nutzen, zuallerletzt den Kunden selbst.
Steuerberater Dirk Bremenkamp
PHOTO MENGEDE, Mülheim/Ruhr
Beispiel: Cloud-Services in der Steuerkanzlei
Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Steuerberater Dirk Bremenkamp konnte mit den Cloud-Diensten des Systemhauses cloudTEC die Datensicherheit in seiner Kanzlei erhöhen und Ausfälle seiner IT-Systeme minimieren.
Die Kanzlei Bremenkamp ist seit 1972 in Mülheim an der Ruhr ansässig. Sie wurde von Wolfgang Bremenkamp gegründet, seit 2010 führt dessen Sohn, Dirk Bremenkamp, die Geschäfte. Neben dem Stammsitz in Mülheim gibt es eine Zweigniederlassung in Essen.
Zum Cloud-Computing kam Bremenkamp auf Empfehlung eines Mandanten: „Vorher haben wir nur Web-Hosting genutzt. Unsere IT wurde von unterschied­lichen Dienstleistern je nach Softwareprodukt betreut“, sagt Bremenkamp. Mit dieser Lösung war Bremenkamp schon länger unzufrieden: „Es blieb immer eine gewisse Unsicherheit beim Betrieb unserer Server und Clients.“
Der Mandant hatte ihm das Systemhaus cloudTEC empfohlen, mit dessen Geschäftsführer, Dirk Schlia, Bremenkamp schnell einen Termin vereinbaren konnte. Schon beim ersten Treffen beschlossen beide Parteien, einen Anforderungskatalog zu erstellen. „Unser Bedarf wurde umfassend analysiert und ein an unsere Bedürfnisse angepasstes Angebot erstellt“, so Bremenkamp.
Das Angebot umfasste das Systemmonitoring und Patch-Management für Server und Clients sowie Managed Antivirus (Server & Clients) und Webprotection (Clients) als Cloud-Services. Auch das Web-Hosting übernahm cloudTEC.
Die Einführung des Systemmonitorings inklusive Patch-Management, Antivirus und Webprotection vor Ort dauerte lediglich zwei Stunden. Die Mitarbeiter konnten bis auf den kurzen Moment der Agenteninstallation weiterarbeiten. Die Server mussten nicht neu gestartet werden. Die restlichen Konfigurationsarbeiten führte das Team von cloudTEC über den Servicedesk durch. „Die Installation verlief reibungslos und schneller als von mir erwartet“, sagt Bremenkamp.
Die Steuerkanzlei konnte mit der neuen Lösung die Ausfall­zeiten der Server und Clients deutlich reduzieren. Im Fall eines Virusbefalls wird die betroffene Datei automatisch unter Quarantäne gestellt und der cloudTEC-Servicedesk alarmiert. „Die Techniker setzen sich zeitnah mit uns in Verbindung und haben bereits Informationen zum Virusfund an der Hand, sodass der Mitarbeiter beruhigt werden kann“, sagt Bremenkamp.
Die monatlichen Kosten für die Cloud-Anteile ohne Dienstleistung liegen bei circa 100 Euro, für die Installation ist laut Bremenkamp ein „mittlerer dreistelliger Betrag“ fällig geworden. Gut angelegtes Geld, wie er findet: „Durch die reibungsloseren Prozesse wird mehr Geld eingespart als die Lösungen monatlich kosten.“
Die positiven Erfahrungen haben Bremenkamp ermuntert, weitere Dienste in die Cloud auszulagern. Ein Backup ins Rechenzentrum der cloudTEC GmbH ist in der Umsetzung, der Umstieg auf Hosted Exchange befindet sich in der Entscheidungsphase.
8. Teil: „Interview mit dem EuroCloud Deutschland Direktor“

Interview mit dem EuroCloud Deutschland Direktor


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