30.12.2014
Kaufentscheidung
1. Teil: „Netzwerk um NAS oder Server erweitern?“
Netzwerk um NAS oder Server erweitern?
Autor: Frank-Michael Schlede, Thomas Bär
Foto: iStock / mbortolino
Benutzer zentral verwalten oder nur Dokumente im Netz speichern – der Zweck entscheidet, ob ein NAS-System oder ein konventioneller Server besser ist.
Die Zeiten, in denen in der Firma nur ein einziger PC für die geschäftlichen Transaktionen zur Verfügung stand, sind vorbei. Mittlerweile gibt es auch in kleineren Betrieben mehrere PC-Arbeitsplätze, die einen oder mehrere Drucker, Scanner und andere Peripheriegeräte miteinander teilen. Nicht selten kommt auch noch das Notebook oder das Tablet des Chefs hinzu.
NAS und Server
Solche tief greifenden Entscheidungen lassen sich professionell nur dann treffen, wenn man einen Blick auf die Techniken wirft, die hinter den unterschiedlichen Lösungsansätzen stecken.
Server-Hardware: Traditionelle Server-Hardware zeichnet sich vor allem durch hohe Leistungsfähigkeit, Redundanz und eine auf die Aufgaben eines Servers ausgerichtete Konfiguration aus.
So ist der klassische Server üblicherweise mit mehreren Netzwerkkarten und einer größeren Anzahl von Festplatten bestückt. Anstelle schneller Grafikkarten werden meist schnelle Festplatten mit hohem I/O-Durchsatz eingesetzt, die zudem häufig in einem RAID-Verbund gegen Ausfälle gesichert sind.
Der Arbeitsspeicher ist meist großzügig ausgelegt und spezielle Speichermodule, sogenannte ECC-Speicher, sind durch die Berechnung von Parity-Werten auch beim Dauereinsatz besser vor Datenfehlern geschützt. Die Technik, mit deren Hilfe die Festplatten direkt mit den Servern verbunden werden, heißt DAS (Direct Attached Storage), Häufig wird sie auch als Server Attached Storage bezeichnet.
NAS (Network Attached Storage): Hierbei handelt es sich im Prinzip ebenfalls um einen kleinen Server, der aber als fertige Appliance ausgeliefert wird. NAS-Systeme werden vom Hersteller so vorkonfiguriert, dass sie sich einfach und schnell als Datei-Server in das Netzwerk integrieren lassen.
Da eine derartige Lösung in der Regel nicht mit der Leistung aufwarten muss, wie sie von einem Standard-Server aufgrund seiner vielfältigen Aufgaben gefordert wird, sind NAS-Systeme meist auch eher mit schwächeren Prozessoren ausgestattet, beispielsweise aus der Intel-Atom- oder -Celeron-Reihe.
NAS-Systeme gibt es in unterschiedlichen Varianten – angefangen bei kleinen Systemen mit einer Kapazität von 1 bis 2 Terabyte bis hin zu Kapazitäten von 48 Terabyte oder mehr.
2. Teil: „Pro und contra NAS-System und Server“
Pro und contra NAS-System und Server
Hinzu kommt die einfache Einbindung des Systems in das eigene Netzwerk, die sich in der Regel auf den Anschluss an das Netz und auf die Einrichtung der Netzwerkfreigaben über eine leicht zu bedienende Weboberfläche beschränkt.
Ein Problem beim Einsatz von NAS-Systemen besteht allerdings darin, dass sie als Komplettsysteme angeboten werden. Sie sind also bis zu einem gewissen Grad proprietäre Systeme. So können Nutzer sie nur in den seltensten Fällen beliebig erweitern, und die IT-Verantwortlichen sind bei auftretenden Sicherheitslücken in Firmware und Betriebssystem darauf angewiesen, dass der Hersteller diese möglichst bald beseitigt – wenn er dann das entsprechende NAS-Modell überhaupt noch unterstützt.
Ein Argument, das immer wieder gegen die Einführung eines eigenen Servers und damit auch gegen die Verwendung einer zentralen Domäne in der eigenen Firma angeführt wird, ist die höhere Komplexität. Hier muss Know-how eingekauft werden, wenn es in der Firma nicht vorhanden ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten: Leistungsstarke Server-Systeme sind sowohl bei der Anschaffung als auch im laufenden Betrieb teurer als ein kleines NAS-System.
Gegen NAS-Systeme treten sowohl Microsoft mit dem aktuellen Windows Server 2012 R2 Essentials als auch diverse Anbieter von Linux-Distributionen mit dem Konzept der sogenannten Small Business Server an: Sie sind grundsätzlich so konzipiert, dass sie als erster (oder auch als einziger) Server im Netzwerk zum Einsatz kommen können. Somit sind sie gerade für Betriebe ideal, die bisher noch keinen Server verwenden.
Weiterhin sind diese Systeme meist mit einer zusätzlichen Oberfläche – einem Dashboard – ausgestattet, die es auch weniger erfahrenen Anwendern erlauben soll, mit einer solchen Lösung umzugehen.
3. Teil: „Windows oder Linux als Server-Betriebssystem“
Windows oder Linux als Server-Betriebssystem
Ist die Entscheidung gefallen, einen Server anzuschaffen, steht man vor der Frage, für welches Server-Betriebssystem man sich entscheiden soll. Zwei Wege sind möglich: Entweder man bleibt der Microsoft-Welt treu oder man wechselt zu den Open-Source-Alternativen unter Linux.
Aktuell bietet Microsoft eine spezielle Windows-Server-Variante für diesen Einsatzzweck an: Sie trägt den Namen Windows Server 2012 R2 Essentials und ist die Weiterentwicklung einer Linie von Server-Produkten, die zu Zeiten der Versionen 2003 und 2008 von Windows Server mit der Bezeichnung SMB (Small Business Server) vertrieben wurden. Bei den früheren Versionen gehörten zum Betriebssystem auch der Mail-Server Exchange und die Collaboration-Plattform SharePoint dazu. Das ist bei dem aktuellen Essentials-Produkt nicht mehr der Fall.
Mit der Essentials-Variante auf Basis des aktuellen Windows Server 2012 R2 stellt Microsoft eine Server-Version zur Verfügung, die als erster Server in ein bestehendes Netzwerk integriert werden kann. Allerdings muss dieser Server dabei zwingend als Domänen-Server verwendet werden.
Allerdings sollten sich Anwender weder von der Dashboard-Oberfläche noch von den Versprechen des Anbieters Microsoft blenden lassen: Bei Windows Server 2012 Essentials handelt es sich um einen Server, der tiefer gehende Fachkenntnisse erfordert – das gilt zumindest für die Ersteinrichtung.
Ein weiterer Nachteil dieser Version: Die Firmen müssen sich entweder zusätzlich einen Mail-Server anschaffen oder – wie von Microsoft präferiert – auf die Cloud-Alternative Office 365 zurückgreifen.
4. Teil: „Linux als Server-Betriebssystem im Unternehmen“
Linux als Server-Betriebssystem im Unternehmen
Gerade die Tatsache, dass Microsoft beim Essentials-Server einige wichtige Features wie den Mail-Server gestrichen hat, veranlasst viele, einen Server auf Basis des offenen Betriebssystems Linux als Alternative in Betracht zu ziehen. Ein gewichtiger Vorteil von Linux: Die Systeme stellen auch in der jeweiligen Server-Version zumeist deutlich geringere Anforderungen an die Hardware, als dies bei einem Windows-Server der aktuellen Generation der Fall ist.
Drei Alternativen aus dem Umfeld der kommerziellen Linux-Server für kleine und mittelgroße Betriebe sollen hier als Beispiele dienen: der Univention Corporate Server (UCS), der auf Debian/GNU-Linux aufsetzt, der Zentyal-Server, der auf dem bekannten Ubuntu-Linux basiert, sowie der ClearOS-Server, der Red Hat Enterprise Linux als Grundlage nutzt.
Alle drei Server-Systeme bringen eine Weboberfläche mit, die es mit Hilfe eines Dashboards auch weniger erfahrenen Systembetreuern erlaubt, den Server einzurichten und zu administrieren. Zudem sind alle drei Alternativen dank der aktuellen Version 4 der Software Samba geeignet, einen Linux-Server als Domänencontroller in einem Windows-Netzwerk einzusetzen.
Allerdings sind auch hier tiefer gehende Systemkenntnisse nötig. Trotz Open Source muss hier also ebenfalls mit Zusatzkosten gerechnet werden, sofern es das Know-how nicht in der Firma gibt. Zudem stehen die Produkte von Zentyal und ClearOS aktuell nur in englischer Sprache zur Verfügung.
In der Praxis hat sich gezeigt, dass sich von diesen drei Systemen der Univention Corporate Server am schnellsten und einfachsten in das bestehende Windows-Netzwerk integrieren lässt und sich auch als Ersatz für einen Active-Directory-Server unter Windows eignet.
5. Teil: „Typische NAS-Systeme für den Firmeneinsatz“
Typische NAS-Systeme für den Firmeneinsatz
Viele der sogenannten kleinen Home-Lösungen lassen sich heute mit 8 oder mehr Terabyte Festplattenplatz ausrüsten und sind damit häufig auch für den Einsatz in Bürogemeinschaften und kleinen Betrieben durchaus ausreichend.
Sämtliche Systeme werden von den Herstellern mit einer einfach zu bedienenden Weboberfläche ausgeliefert, die das Linux-System, das darunter meist aktiv ist, vor den Nutzern verbirgt.
Die Unterstützung für unterschiedliche RAID-Level sowie eine integrierte beziehungsweise mitgelieferte Software für möglichst einfache Backups gehören mittlerweile ebenso zum Standard wie die Möglichkeit, das NAS-System auch als Print-Server einzusetzen. Dazu muss oft nur der Drucker über ein USB-Kabel an das NAS angeschlossen werden.
Über den Erweiterungsschacht lässt sich das NAS zusätzlich mit einem 10-GBit-Netzwerkadapter mit zwei Anschlüssen ausstatten. Damit verfügt das System anstelle der standardmäßigen zwei Gigabit-Ethernet-Adapter über insgesamt vier NICs (Netzwerkkarten), die sich bei Bedarf sogar per 802.3ad LACP (Link Aggregation Control Protocol) zusammenbinden lassen. Bei LACP handelt es sich um ein Netzwerkprotokoll, das es ermöglicht, mehrere physische Netzwerkkomponenten dynamisch zu einer Netzwerkverbindung zu bündeln, was in verschiedenen Situationen einen entsprechenden Gewinn beim Durchsatz und bei der Geschwindigkeit bewirken kann.
Das TS-470-NAS ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was ein modernes NAS-Gerät leisten kann: Alles, was für einen professionellen Betrieb notwendig ist, steht hier zur Verfügung. Das reicht von der Einbindung in eine Domäne über einen integrierten Sicherungsmanager, eine Software für die Synchronisation auf ein weiteres NAS und Cloud-Services bis hin zu einer integrierten Antivirenlösung.
Energie-Zeitpläne, Benachrichtigung per E-Mail oder SMS, VPN-Dienste, Nutzbarkeit des eingebauten MySQL-Servers für die frei verfügbaren Webserver-Dienste, Übertragung der Konsolenmeldungen auf einen Syslog-Server, Einbindung in RADIUS und ein eigener TFTP-Server-Dienst werden mitgeliefert.
6. Teil: „Kleine Server-Modelle gibt es bereits für 180 Euro“
Kleine Server-Modelle gibt es bereits für 180 Euro
Wer sich etwas auf dem Markt umsieht, wird feststellen, dass es gerade für kleinere Betriebe auch Server gibt, deren Preise sich nicht im fünfstelligen Bereich der großen Enterprise-Systeme bewegen.
Frontseitig findet der Käufer hinter einer abschließbaren Tür vier 3,5-Zoll-Einschübe für SATA-Festplatten, die jedoch nicht Hot-Plug-fähig sind – also nicht im laufenden Betrieb ausgetauscht werden können.
Bei vier SATA-Schächten bietet sich der Einsatz als selbst gebautes NAS-System oder als Server an, doch hier haben die Entwickler von HP gespart. Der AMD-SATA-Controller im N54L ist zwar in der Lage, ein RAID 0 oder RAID 1 zu bilden, jedoch handelt es sich um ein Software-RAID, das erst durch die Treiber für Linux und Windows funktionell wird.
Dennoch ist ein solcher Server für Anwender und IT-Fachleute, die ihr Netzwerk mit einem Server ausrüsten wollen, ein gutes Beispiel dafür, dass dies auch mit geringeren Kosten möglich ist.
Fazit
Sollen die Mitarbeiter vor allen Dingen sicher und konsistent auf gemeinsame Dokumente, Bilder, Präsentationen und andere gemeinsame Daten zugreifen, ist ein NAS-System die richtige Entscheidung.
Das gilt insbesondere dann, wenn abzusehen ist, dass sich die Menge der Daten in den nächsten Jahren nicht wesentlich vergrößern wird – ein NAS ist ein geschlossenes System, das sich nur bis zu einer festgelegten Speicherplatzgröße ausbauen lässt, die von der Anzahl der Einschübe und Festplattengröße definiert wird. Prozessortausch und Arbeitsspeicher-Upgrades sind vor allem bei kleinen Systemen nicht möglich.
Wer aber auch gemeinsam auf Anwendungen und Peripheriegeräte zugreifen möchte und zudem einen Mail-Server benötigt, für den ist der eigene Server die bessere Entscheidung, da er die flexiblere Lösung darstellt. Je nach Größe des Unternehmens reicht hier oftmals bereits ein Small- Business-System.
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