Business-IT
28.09.2015
Daten visualisieren
1. Teil: „Business Intelligence im Mittelstand angekommen“

Business Intelligence im Mittelstand angekommen

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Analysewerkzeuge sind auch für kleine und mittelständische Unternehmen unverzichtbar, denn strategische Entscheidungen profitieren von einer klaren Sicht auf historische und aktuelle Daten.
Gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen werden heute noch viele Entscheidungen nach einem uralten Prinzip getroffen – dem Bauchgefühl. Daran ist prinzipiell nichts Falsches, so lange es sich um einfache Sachverhalte oder wohlbekannte Situationen handelt. In einer komplexen und vernetzten Welt mit Tausenden von Datenquellen und Millionen von Datensätzen sind Intuition oder gesunder Menschenverstand jedoch überfordert – das gilt auch für den Geschäftsführer.
  • Alexander Beck, Key-Account-Manager bei Insight Dimensions: „Die Bedienbarkeit einer BI-Anwendung steht ganz weit im Vordergrund.“
Es ist deshalb dringend geboten, vor weitreichenden Unternehmensentscheidungen eine einheitliche und um­fassende Sicht auf die Faktenlage im Unternehmen zu bekommen. Das ist aus verschiedenen Gründen jedoch nicht so einfach.
  • Daten sind zum größten Teil unstrukturiert
  • Informationen fallen in riesigen Mengen und auf verschiedensten Kanälen an
  • Silos verhindern einen Austausch und eine Konsolidierung der Daten
  • Die Datenqualität ist mangelhaft. Datensätze sind unvollständig, fehlerhaft oder in mehreren Versionen vorhanden
  • Komplexe Zusammenhänge lassen sich ohne Visualisierung nicht erkennen
  • Mitarbeiter sammeln – ob absichtlich oder nicht – lokal Wissen, das dem Unternehmen nicht zur Verfügung steht
Doch nicht nur langfristige strategische Entscheidungen profitieren von einer klaren Sicht auf historische und aktuelle Daten. Es wird für viele Unternehmen zudem immer wichtiger, kurzfristig auf Trends oder Fehlentwicklungen reagieren zu können. „Auch kleinere und mittlere Unternehmen sind durch die Globalisierung einem höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt. In diesem Umfeld gilt es, schnell auf wechselnde Marktbedingungen reagieren zu können“, sagt Wolfgang Kobek, RVP Southern Eu­rope & Managing Director DACH beim Anbieter von Business-Intelligence-Software Qlik.
  • Zufriedenheit mit BI-Projekten: Kleine und mittlere Firmen sind mit ihren BI-Projekten viel zufriedener als Konzerne.
Noch einen Schritt weiter gehen Anwender, die nicht nur die aktuelle Datenlage auswerten, sondern eine Prognose für die Zukunft stellen und darauf reagieren. Dieses meist als Predictive Analytics bezeichnete Vorgehen bewährt sich immer dann, wenn zwar komplexe, aber  auf klaren Regeln basierende Vorgänge analysiert werden können.
So erlaubt beispielsweise ein typisches Muster von Schreib- und Lesefehlern, den Ausfall einer Festplatte vorherzusagen, und auffällige Resonanzen in den Rotoren deuten auf einen bevorstehenden Lagerschaden hin. Kleinere Anomalien im Antwortverhalten eines Servers lassen auf größere Probleme in naher Zukunft schließen.
Diesen und ähnlichen Fragestellungen widmen sich Business-Intelligence-Lösungen (BI). Ihr Feld ist der „BI-Fünfkampf“, wie Wolfgang Seybold, CEO der Cubeware Group dies nennt: Sie müssen Daten managen, modellieren, ihre Qualität sichern, sie verteilen und visualisieren können.
2. Teil: „Gute Erfahrungen mit BI-Werkzeugen bei SMBs“

Gute Erfahrungen mit BI-Werkzeugen bei SMBs

  • Guido Adler, Solution Center Analytics Expert bei SAP Deutschland: „Separate BI-Projekte von einzelnen Fachabteilungen führen zu neuen Datensilos.“
Viele Mittelständler scheinen den Wert von Business-Intelligence-Werkzeugen erkannt zu haben. So haben laut einer Umfrage der Aberdeen Group in SMBs (Small and Medium Business) mit maximal 1000 Beschäftigten prozentual gesehen deutlich mehr Mitarbeiter mit analytischen Aufgaben auch wirklich Zugriff auf BI-Werkzeuge als in Großunternehmen. Laut einer Studie von Dresner Advisory Services sind Mittelständler außerdem zufriedener mit ihren Business-Intelligence-Lösungen als Anwender in Konzernen. In kleinen Betrieben bis 100 Mitarbeiter halten über 50 Prozent der Befragten die BI-Programme des Arbeitgebers für erfolgreich, in mittelgroßen Firmen mit bis zu 1000 Mitarbeitern sind es 40 Prozent und in Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern nur noch 30 Prozent. SMBs halten auch ihre Datenqualität insgesamt für besser und sind überzeugter davon, dass den Ergebnissen aus der Datenanalyse auch Taten folgen. Eher graduelle Unterschiede gibt es dagegen bei den Zielen, die Unternehmen mit dem Einsatz von BI verknüpfen.
Über alle Betriebsgrößen hinweg sind bessere Entscheidungen das am stärksten gewichtete Ziel, im Mittelstand gefolgt vom Wunsch, mit besseren Daten mehr Umsatz zu generieren, und der Hoffnung, durch BI Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Große Unternehmen nennen dagegen auf Platz zwei das Ziel, durch den Einsatz von Analysewerkzeugen die Effizienz im Betrieb zu steigern.
  • Dafür nutzen Firmen die Cloud: Deutsche Unternehmen haben noch kaum Interesse an Business-Intelligence-Lösungen aus der Cloud.
Kleine und mittelständische Unternehmen, die sich auf Business Intelligence einlassen, machen also in der Regel gute Erfahrungen damit. Dennoch gibt es immer noch Vorbehalte gegen die Einführung. BI ist für Großunternehmen konzipiert und für Mittelständler unerschwinglich, so lautet das häufigste Gegenargument. Nicht zuletzt die Vorstellung, ein Data Warehouse aufbauen und unterhalten zu müssen, lässt viele vor so einem Projekt zurückschrecken. „In den Erstgesprächen, die wir mit Unternehmen führen, hören wir oft den Punkt, dass BI-Systeme zu teuer seien, ohne dass wir überhaupt einen Preis genannt haben“, sagt Stefan Kuhlmann, Geschäftsführer der inovatus Systemhaus GmbH.
Das zweite Vorurteil, das Kuhlmann immer wieder zu hören bekommt: Die Einführung von BI dauere ewig. Und schließlich seien Mittelständler oft der Meinung, dass sie genauso gut mit vorhandenen Systemen Analyse betreiben könnten. Diese habe aber bei genauerer Betrachtung oft zahlreiche Einschränkungen, so Kuhlmann weiter. Davy Nys, VP EMEA & APAC bei Pentaho, sieht noch einen weiteren Aspekt, der gerade Mittelständler vor zu viel Analyse zurückschrecken lasse: „Viele mittelständische Unternehmen haben eine besondere Beziehung zu ihren Kunden, die auf Vertrauen basiert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie angesichts der Debatten um Big Data Angst haben, das Vertrauen durch den Einsatz von Analyselösungen zu verspielen.“
3. Teil: „Business-Intelligence-Lösungen für SMBs“

Business-Intelligence-Lösungen für SMBs

  • Wolfgang Kobek, RVP Southern Europe & Managing Director DACH bei Qlik: „Cloudbasierte BI-Anwendungen sind für Mittelständler interessant.“
Mögen auch manche der Sorgen nicht ganz von der Hand zu weisen sein – zumindest das Hauptargument, BI sei für Mittelständler viel zu teuer und zu komplex, lässt sich nicht aufrechterhalten. Die Anbieter haben kleine und mittelgroße Unternehmen längst als attraktive Zielgruppe erkannt und offerieren abgespeckte, modulare oder sogar maßgeschneiderte BI-Lösungen für SMBs.
Das macht es allerdings selbst für aufgeschlossene Unternehmen nicht unbedingt einfacher, bei den zahlreichen BI-Lösungen die richtige Wahl zu treffen. Sie scheitern oft angesichts des unübersichtlichen Marktes, sagt Hans Wieser, Business Lead Data Platform bei Microsoft Deutschland: „Das Angebot an BI-Lösungen ist riesig und komplex, alle werben mit denselben Schlagworten.“ Die größten Herausforderungen lägen darin, nicht nur mit den sich rasant entwickelnden Technologien Schritt zu halten, sondern auch die daraus resultierenden Konsequenzen für Datensicherheit, Datenschutz, Data Governance und Compliance zu verstehen, sagt Pentaho-Manager Nys. „Viele SMBs sind hier stark verun­sichert.“
SMBs sollten sich bei der Suche nach einer geeigneten BI-Lösung auf folgende Merkmale konzentrieren:
Integrierbarkeit: Eine geeignete BI-Lösung muss sich problemlos in die vorhandene IT integrieren lassen: Wer erst einmal in einen Server-Cluster oder gar ein neues Rechenzentrum investieren muss, um Business Analytics zu betreiben, dürfte vor dem unternehmerischen Risiko zurückschrecken. „Eine Lösung, die in der Implementation Unmengen an Beratertagen verschlingt und umfangreiche Schulungen der Mitarbeiter erfordert, passt nicht für SMBs“, sagt Frank Wenzel, Sales Director bei Tibco Analytics.
  • Zugang zu BI-Diensten: Mitarbeiter mit Analyseaufgaben haben in mittelständischen Unternehmen häufiger Zugang zu BI-Tools als in großen Konzernen.
Intuitive Bedienbarkeit: Für kleine und mittelständische Unternehmen besonders attraktiv sind Self-Service BI Tools – Werkzeuge, die der Anwender in der Fachabteilung ohne Hilfe der IT-Verantwortlichen einsetzen kann. „Die Bedienbarkeit solch einer Anwendung steht ganz weit im Vordergrund“, so Alexander Beck, Key-Account-Manager bei Insight Dimensions.
Schnelle Ergebnisse: „Da KMUs in der Regel nicht über die personellen und finanziellen Ressourcen wie Großunternehmen verfügen, ist es unabdingbar, dass BI-Lösungen von Anfang an Mehrwert generieren und einen schnellen RoI ermöglichen“, so die Einschätzung von Cube­ware-CEO Wolfgang Seybold. Deshalb stehe meist eine konkrete fachliche Lösung bei BI-Projekten von SMBs im Vordergrund.
Mitwachsen: Eine geeignete BI-Lösung muss mitwachsen können. Auch wer klein anfangen will, sollte auf die Entwicklungsmöglichkeiten der gewählten Lösung achten. Nichts ist ärgerlicher und kostspieliger, als mit seiner Software in eine Sackgasse zu geraten und wieder ganz von vorn anfangen zu müssen. „So wird aus einer preiswerten Investition von heute verlorenes Kapital von morgen“, sagt Tibco-Manager Wenzel.
Eine erste Orientierung bei der Auswahl kann die „IT-Bestenliste“ der Initiative Mittelstand sein. Hier findet man in der Kategorie Business Intelligence (www.bi-bestenliste.de) besonders geeignete Lösungen.
4. Teil: „Stolpersteine auf dem Weg zur richtigen BI-Strategie“

Stolpersteine auf dem Weg zur richtigen BI-Strategie

  • Wolfgang Seybold, CEO bei Cubeware: „BI-Lösungen für SMBs müssen von Anfang an Mehrwert generieren und einen schnellen RoI ermöglichen.“
Die Vielzahl an Anbietern und Werkzeugen lässt SMBs allzu gern nach der nächstbesten Lösung greifen, statt nach der besten. „Es fehlt oft an der BI-Strategie, die Frage nach dem geeigneten Werkzeug steht viel zu sehr im Vordergrund“, sagt Insight-Dimensions-Manager Beck. Anstatt die Anwendungsmöglichkeiten für das eigene Unternehmen zu erar­beiten, widmeten sich die Verantwortlichen ohne Anforderungsanalyse der Suche nach einem passenden Frontend. Der Blick falle dabei oft auf das bereits im Einsatz befindliche und deshalb vertraute ERP-System (Enterprise Resource Planning). Hat der ERP-Anbieter eine BI-Lösung im Portfolio oder kooperiert er mit einem BI-Hersteller, bekommt er oft den Zuschlag. Die Lösung werde gekauft „ohne zu beachten, dass ERP nur eines von vielen Vorsystemen sein wird, und ohne zu hinterfragen, ob dieses Werkzeug geeignet ist, die eigenen Anfor­derungen abzubilden“, warnt Beck.
Weil SMBs oft knappere Budgets sowie weniger Ressourcen und Technologie-Know-how haben, sollten sie bei der Wahl eine BI-Lösung nichts überstürzen, meint Pentaho-Manager Nys: „Gerade SMBs brauchen meist mehr Zeit, um sich neue Fähigkeiten und Denkweisen zu eigen zu machen.“
  • Hans Wieser, Business Lead Data Platform bei Microsoft Deutschland: „Das Angebot an BI-Lösungen ist riesig und komplex, alle werben mit denselben Schlagworten.“
Bei der Definition der Anforderungen gilt es, den goldenen Mittelweg zu finden. Wer zu viel will, verzettelt sich leicht, warnt Tibco-Manager Wenzel: „Selbst einfache BI-Tools haben heute eine großen Funktionsumfang. Dies verleitet manches Unternehmen dazu, sich am Anfang etwas zu viel vorzunehmen.“ Auf der anderen Seite kann aber auch die Konzentration auf die spezifischen Anforderungen und Wünsche der einzelnen Fachabteilungen neue Probleme generieren: „Ein großer Stolperstein kann sein, dass ein BI-Projekt separat von einzelnen Fachabteilungen getrieben wird. Dies führt dann häufig zu neuen Datensilos, die nur schwer und kosten­intensiv miteinander zu integrieren sind“, so Guido Adler, Solution Center Analytics Expert bei SAP Deutschland.
Auch persönliche Befindlichkeiten können ein BI-Projekt zum Scheitern bringen, sagt Cubeware-CEO Wolfgang Seybold: „Es mangelt an Akzeptanz, weil nicht alle Interessengruppen in den Einkaufsprozess einbezogen wurden.“ „Das gesamte Unternehmen muss im Fokus stehen, nicht nur taktische Motive oder die Wünsche einzelner Bereiche“, gibt ihm Guido Adler von SAP Recht.
Tabelle:
Die aufgeführten Produkte sind auch oder sogar ausschließlich für den Einsatz in kleinen und mittelständischen Unternehmen konzipiert.

Ein weiterer Stolperstein auf dem Weg zum erfolgreichen BI-Einsatz ist die Integration aller relevanten Datenquellen. „Die Herausforderung zur Schaffung einer analysefähigen Datenbasis wird oft unterschätzt“, sagt Beck von Insight Dimensions. Schlecht oder gar nicht dokumentierte Software kann die Einführung einer BI-Lösung ebenfalls erheblich erschweren, ergänzt Stefan Kuhlmann vom inovatus Systemhaus: „Nicht inte­grierte Softwaresysteme, die als Datenquelle dienen, sind eine große Herausforderung bei der Einführung.“
5. Teil: „Business Intelligence as a Service aus der Cloud“

Business Intelligence as a Service aus der Cloud

  • Stefan Kuhlmann, Geschäftsführer inovatus Systemhaus: „Nicht integrierte Softwaresysteme sind eine große Herausforderung bei der Einführung von BI.“
Gerade für Mittelständler sind BI-Werkzeuge aus der Cloud eigentlich das Mittel der Wahl. „Cloudbasierte BI-Anwendungen sind für Mittelständler so interessant, da der BI-Anbieter die IT-Ressourcen als Dienstleistung für sie bereitstellt und somit keine teure eigene Infrastruktur angeschafft werden muss“, sagt Qlik-Manager Wolfgang Kobek.
Unternehmen sollten sich ohnehin besser auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, statt sich mit dem Aufbau und Betrieb von IT-Systemen zu beschäftigen, führt Alexander Beck von Insight Dimensions aus: „Man betreibt ja in der Regel auch keine eigene LKW-Flotte mehr.“
Vor allem für Tests, aber auch, um Lastspitzen abzufangen, kommen Services infrage, sagt Hans Wieser von Microsoft: „Ich habe die Möglichkeit, in die Cloud hineinzuatmen.“ Wieser empfiehlt, schon bei der Auswahl des Anbieters auf eine Exit-Strategie zu achten: „Sonst springe ich in ein Loch, aus dem ich nicht wieder herauskomme.“ Geradezu prädestiniert für eine Cloud-Analyse seien Daten, die sich ohnehin schon in der Wolke befinden, etwa Bevölkerungsentwicklungen, Wettertrends oder Social-Media-Aktivitäten. „Es hat keinen Sinn, mit dem Datenimport und der Datenhaltung solcher Informationen Zeit und Energie zu verschwenden.“
  • Davy Nys, VP EMEA & APAC bei Pentaho: „Viele SMBs sind stark verunsichert.“
Die Angebote an BI aus der Cloud sind fast so zahlreich wie die an Softwarelösungen und Plattformen. Neben Herstellern, die sowohl Kaufversionen als auch Serviceangebote im Portfolio haben wie SAP oder Oracle, gibt es auch reine Cloud-Provider. Dazu gehören etwa Adaptive Insights, We are Cloud mit BIME oder Zoho mit Zoho Reports.
Trotz der Vorteile cloudbasierter Lösungen scheinen deutsche Unternehmen noch zurückhaltend zu sein, was die Auslagerung von BI-Analysen an Dritte betrifft. So gaben nur 6 Prozent der vom Branchenverband Bitkom und KPMG für den „Cloud Monitor 2015“ Befragten an, BI als Cloud-Anwendung im Einsatz zu haben. Ein Hauptgrund für die Zurückhaltung ist nach Ansicht von Microsoft-Manager Wieser der hohe Stellenwert, den Unternehmen der BI einräumen: „Gerade Mittelständler möchten Systeme, die in geschäftskritische Prozesse eingreifen, im eigenen Rechenzentrum behalten.“ „Anders als bei CRM oder Marketinglösungen, die schon etabliert in der Cloud verfügbar sind, ist zurzeit noch eine Zurückhaltung bei den Kunden zu spüren, die extrahierten Daten in eine Cloud zu geben“, pflichtet ihm Kuhlmann vom inovatus Systemhaus zu. Ein Cloud-Service nutze auch nur dann etwas, wenn er sich nahtlos in die Kernanwendungen integrieren lasse, so Wieser weiter: „Mit einem isolierten Service irgendwo in der Cloud habe ich nichts gewonnen.“
Tabelle:
BI as a Service als Alternative oder Ergänzung zur selbst implementierten Business-Intelligence-Lösung.

Fazit

  • Frank Wenzel, Sales Director bei Tibco Analytics: „Eine Lösung, die in der Implementation Unmengen an Beratertagen verschlingt, passt nicht für SMBs.“
Business Intelligence ist im Mittelstand angekommen. Für alle Unternehmensgrößen gibt es passende Werkzeuge. Der Trend zu Self-Service BI hilft gerade kleinen und mittelständischen Firmen, denen es an Fachwissen und Personal mangelt. Die größte Hürde auf dem Weg zu einem besseren Datenverständnis ist eher der Mensch, der sie bedienen soll. Tradition ist ein wichtiger Faktor im deutschen Mittelstand und traditionelle Methoden der Entscheidungsfindung werden nur ungern aufgegeben. Gegen Argumente wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ helfen womöglich nur Gue­rilla-Methoden. Wer zeigen kann, welche Datenschätze im Unternehmen schlummern und wie sich plötzlich die Sicht auf scheinbar Offensichtliches verändert, bekommt eher die Chance, dass ernsthaft über die Einführung von BI nach­gedacht wird. Für solche Demonstrationen reichen oft die kostenlosen Trial-Versionen der Anbieter, die dank des Self-Service-Gedankens auch von Nicht-IT-Kräften genutzt werden können.

Weitere Infos

6. Teil: „Was Business-Intelligence-Anbieter für SMBs tun“

Was Business-Intelligence-Anbieter für SMBs tun

com! professional hat mehrere Anbieter von Business-Intel­ligence-Lösungen und Systemhäuser gefragt, warum ihre Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen ge­eignet sind.
Wolfgang Seybold, Cubeware: „Cubeware-Lösungen haben immer auch auf die Anwendung in SMBs und in Fachabteilungen gezielt. Wir bieten eine klare Fachanwenderorientierung, kostengünstige Einstiegsmöglichkeiten für SMBs und spezielle, auf das jeweilige Bedürfnis abgestimmte Lizenzmodelle.
Unsere Lösungen sind schnell eingeführt, benötigen kein Skrip­ting und sind auch für Nicht-Betriebswirte ohne spezielle Anwendungskenntnisse verstehbar.“
Stefan Kuhlmann, inovatus Systemhaus (cubee): „Die Einführung unserer BI-Lösung cubee kann innerhalb kürzester Zeit erfolgen, sodass der Kunde direkt auf die ersten Ergebnisse seiner Unternehmensanalyse in Buchformat zugreifen kann. Durch vordefinierte Konnektoren kann er sehr schnell auf die Quelldaten von ERP-Systemen zugreifen.
Durch die Integration des IBM SPSS Modelers in cubee werden den SMB-Kunden Statistikfunk­tionalitäten zur Verfügung gestellt, die nicht nur den Blick in den Rückspiegel ermöglichen, sondern auch vo­rausschauende Analysen bieten.“
Alexander Beck, Insight Dimensions: „Insight Dimensions achtet bei BI-Projekten im SMB-Umfeld sehr stark darauf, dass die eingesetzten Technologien die im Vorfeld definierten Ziele auch langfristig unterstützen und dass die Unternehmen in die Lage versetzt werden, ihre BI-Strategie durchgängig zu leben. Alle unsere Lösungen sind immer sehr fachabteilungsnah und zeichnen sich durch eine schnelle Einführung aus.
Hierfür hat Insight Dimensions ein eigenes Vorgehensmodell entwickelt, welches auf einem iterativen Prozess aufsetzt. Darüber hinaus bieten wir den Kunden die Möglichkeit, ihre BI-Lösung sowohl On-Premise als auch in der Cloud zu betreiben.“
Hans Wieser, Microsoft: „Wir bieten die Plattform mit der größten Bekanntheit. In jedem BI-Tool ist der Export nach Excel eine der am meisten genutzten Funktionen. Darauf bauen unsere Werkzeuge, etwa das neue Power BI, direkt auf. Die Einstiegshürde ist deshalb sehr niedrig.
Wir haben außerdem ein großes Netzwerk von Partnern, die sich fachlich auskennen, aber auch lokal verfügbar sind. Mit unserer Cloud Azure haben wir zudem die Möglichkeit, jedes System, das ein Mittelständler betreibt, zu integrieren, anzu­reichern und flexibel zu skalieren.“
Davy Nys, Pentaho: „Pentaho Business Analytics ist eine offene und moderne Plattform, die vollständig auf Java-APIs aufbaut. Aufgrund dieser Offenheit konnte Pentaho erfolgreich in alle möglichen Softwareanwendungen von SMBs eingebettet werden. Die Fähigkeit zur Einbettung, die Leichtigkeit der Integra­tion und die Erweiterbarkeit von Pentaho BI machen diese zur idealen Wahl für im Wachstum begriffene Unternehmen, die auf Integration mit anderen Softwarelösungen und -anwendungen für Unternehmen angewiesen sind.
Unser Professional Service Team bietet darüber hinaus Schulungen und Consultingdienstleistungen, die genau auf die Datenanforderungen des jeweiligen SMBs zugeschnitten werden.“
Wolfgang Kobek, Qlik: „Als einer der Pioniere im Bereich Self-Service BI möchte Qlik Business Intelligence in die Hände der Fachabteilungen bringen. Der Mittelstand verfügt nicht immer über Data Scientists und hat oft auch keine Erfahrung mit hochkomplexen IT-Systemen. Insofern ist es wichtig, dass jeder Mitarbeiter eigenständig Analysen durchführen und modifizieren kann, um durch den Einsatz der Lösung neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Gerade mit unserem Produkt Qlik Sense stellt fehlendes IT-Spezialwissen kein Problem mehr dar: Personalisierte Analysen, Visualisierungen und Dashboards können einfach per Drag and Drop erstellt werden.“
Guido Adler, SAP: „Unsere BI-Lösung lässt sich einfach installieren, skalieren und intuitiv bedienen und kann mit dem Unternehmen wachsen.
Mit SAP Lumira kann der Fachbereichsmitarbeiter in wenigen Minuten eigene Visualisierungen und Storyboards erstellen, ohne auf die Unterstützung der IT-Abteilung angewiesen zu sein. Unternehmen bekommen von uns Analytics-Lösungen aus einer Hand: Standardberichtswesen, Dashboarding, Self-Services-Analysen, Datenintegration, Planungsanwendungen, Predictive Analytics et cetera.
Wir bieten attraktive Lizenzpakete an, die speziell für Mittelständler geeignet sind. Darüber hinaus liefern wir vorkonfigurierte BI-Inhalte aus, um die Implementierungskosten gering zu halten.“
Frank Wenzel, Tibco Analytics: „Die zentrale Frage muss sein: Wie schnell bekommt ein Mitarbeiter eine Antwort auf seine Fragestellung?
Nur wenn ein Anwender in kurzer Zeit und sehr einfach zu neuen Erkenntnissen kommt, erlebt er Analytics als Mehrwert. Dies setzt voraus, dass er weitestgehend autark von der IT-Abteilung arbeiten kann, also seine Reports ohne IT-Support erstellen kann. Gleichzeitig muss eine Lösung so flexibel sein, dass sie in vielen Abteilungen und für viele Fragestellungen einsetzbar ist – von Forschung bis Finance.
Tibco verfügt mit Spotfire und Jaspersoft über ein Lösungsportfolio, das keine Wünsche offen lässt und alle Anwendungsfälle und Anforderungen, die wir bisher in den verschiedensten Branchen angetroffen haben, abdeckt.“
7. Teil: „„BI wandert immer mehr in die Fachabteilungen““

„BI wandert immer mehr in die Fachabteilungen“

Carsten Bange, Gründer und Geschäfts­führer des Beratungsunternehmens Business Application Research Center (BARC), über die wichtigsten Merkmale mittelstandsfähiger BI-Lösungen und die Frage, warum kleine und mittelständischen Unternehmen Big Data brauchen, aber nicht wollen.
com! professional: Herr Bange, Sie befragen in Ihrem BI Survey seit zehn Jahren jährlich 2500 bis 3000 Anwender nach ihren Plänen im Bereich Business Intelligence. Welche Trends stellen Sie aktuell fest?
  • Carsten Bange, Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Business Application Research Center (BARC)
Carsten Bange: Einer der großen Trends im Markt ist, dass BI anwenderfreundlicher geworden ist. Die Fachbereiche können die Analysewerkzeuge ohne oder nur mit geringer Unterstützung der IT-Abteilung nutzen – Stichwort Self-Service BI. Davon profitieren natürlich gerade Anwender in mittelständischen Unternehmen, die häufig ohnehin keine große IT-Abteilung mit BI-Spezialisten zur Verfügung haben.
Wir konnten noch einen zweiten Trend beobachten: Technologie-Innovationen lassen sich grundsätzlich einfacher nutzen. Das sieht man gut am Beispiel In-Memory-Computing. Die lange Abfragedauer ist in unserer Umfrage seit Jahren auf Platz eins oder zwei der größten Probleme, die BI-Lösungen verursachen. Das nervt die Anwender gewaltig. Mit hauptspeicherbasierten Datenbanken kann ich die Abfragezeiten erheblich verkürzen.
com! professional: Wer sind die Hauptanwender von Business-Intelligence-Lösungen in den Unternehmen?
Bange: BI wird überwiegend in den Vertriebs- und Finanzabteilungen eingesetzt, diffundiert aber immer mehr in weitere Abteilungen wie die Produktion oder die Logistik. Dort wird heute stärker auf die Steuerung der Prozesse Wert gelegt. Wir sprechen von der Operationalisierung von BI. Statt klassisch historische Werte zu analysieren und zu fragen „Was ist im Zeitraum xy geschehen?“ geht BI näher an operative Prozesse heran und fragt: „Was passiert gerade jetzt?“.
com! professional: Was unterscheidet beim Einsatz von BI kleine und mittelständische Kunden von Großunternehmen?
Bange: Kleine und mittelständische Unternehmen gehen häufig pragmatischer vor. Sie suchen nicht die perfekte Lösung, sondern einfach eine, die funktioniert. Davon abgesehen sind die Aufgabenstellungen identisch. Wir haben immer das Thema Dateninte­gration, ich sehe auch im mittelständischen Bereich die Herausforderung, Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen. Das sind natürlich absolut gesehen deutlich weniger, aber die Grundaufgabenstellung bleibt die gleiche. Im Konzernbereich muss ich vielleicht große Cluster mit parallelisierten Datenbanken bauen, während im Mittelstand die Standarddatenbank reicht, die ich für mein ERP-System ohnehin schon betreibe. In Konzernen kommen natürlich auch viel mehr BI-Werkzeuge zum Einsatz. Bei kleineren Unternehmen genügen meist zwei oder drei, für den Rest tut es auch Excel.
com! professional: Obwohl Business Intelligence anwenderfreundlicher geworden ist, scheitern kleine und mittelständische Unternehmen häufig bei der Einführung. Woran liegt das?
Bange: Das größte Problem sehe ich darin, dass die Ergebnisse der BI-Analyse gar nicht oder nicht richtig genutzt werden. Viele Unternehmen führen Reporting- und Analysewerkzeuge ein, und dann wendet sie keiner sinnvoll an, oder die Entscheidungskultur basiert viel mehr auf Erfahrungswissen und Bauchgefühl statt auf der Basis von Zahlen. Manchmal haben die Unternehmen auch einfach nicht genug Leute, um die Systeme betreiben zu können. Diese technischen und fachlichen Herausforderungen sind keine reinen Mittelstandsthemen, aber dort findet man solche Situation häufiger als im Enterprise-Bereich.
com! professional: Was sind die größten Vorteile von BI für SMBs?
Bange: Die Transparenz von Geschäftsprozessen und die Steuerungsmöglichkeiten, die BI schafft, sind natürlich auch für Mittelständler relevant. Viele Entscheider im Mittelstand glauben zwar, den fehlenden Einblick durch Erfahrung kompensieren zu können aber auch im SMB-Bereich steigt der Wettbewerbsdruck. Themen wie Industrie 4.0 betreffen gerade viele mittelständische Unternehmen aus der Fertigung. Dort können die Vorteile von BI sehr schnell konkret sichtbar werden. Wenn ich in der Lieferkette effizienter werden, Lagerbestände reduzieren und schneller und flexibler auf Veränderungen reagieren kann, dann sind das gerade die Vorteile, die ein kleineres Unternehmens gegenüber einem großen Konzern mit langen Entscheidungswegen ausspielen kann. Wir machen Projekte mit mittelständischen Unternehmen, die bis in den Bereich Predictive Analytics reichen, wo wir auf Basis von datengestützten Vorhersagen die Auftragsplanung in der Fertigung und Logistik optimieren.

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