Business-IT
08.09.2014
Business-Allianz
1. Teil: „Apple & IBM - Eine hoffnungsvolle Beziehung“

Apple & IBM - Eine hoffnungsvolle Beziehung

Die ehemals erbitterten Konkurrenten Apple und IBM pflegen inzwischen die Coopetition. Im Fokus steht dabei, Apples iOS den Weg in die Unternehmen zu ebnen.Die ehemals erbitterten Konkurrenten Apple und IBM pflegen inzwischen die Coopetition. Im Fokus steht dabei, Apples iOS den Weg in die Unternehmen zu ebnen.Die ehemals erbitterten Konkurrenten Apple und IBM pflegen inzwischen die Coopetition. Im Fokus steht dabei, Apples iOS den Weg in die Unternehmen zu ebnen.
Die ehemals erbitterten Konkurrenten Apple und IBM pflegen inzwischen die Coopetition. Im Fokus steht dabei, Apples iOS den Weg in die Unternehmen zu ebnen.
Kurz nach der Besiegelung der neuen Allianz hieß es in einer knappen Meldung von IBM im Juli dieses Jahres: „IBM und Apple schließen eine Partnerschaft zur Entwicklung industriespezifischer Anwendungen und Apps exklusiv für iPhone und iPad.
Die mobilen Apple-Produkte profitieren dabei von den Big-Data- und Analyse-Funktionalitäten, die IBM in die neuen Software-Anwendungen einbringt, sowie von den ausgereiften Sicherheitslösungen des Unternehmens.“
Die Partnerschaft soll sich auf vier Kernbereiche konzen­trieren:
  • Apps: Entwicklung von über hundert Apps und Anwendun­gen, die „für einzelne Industrien maßgeschneidert“ werden sollen.
  • Dienste: Neue, für das Betriebssystem iOS optimierte Mobile- und Cloud-Services. Als Beispiele nannte IBM Dienste in den Bereichen Device Management, Sicherheit, Analytics sowie zur Integration mobiler Geräte.
  • Support: Vorbereitung eines neuen „Apple Care Service“ sowie von Support-Angeboten für Unternehmenskunden.
  • Mobility: Neue Infrastrukturlösungen und Komplettpakete von IBM für das Lifecycle-Management mobiler Geräte.
Apple bringt seine mobilen Geräte in das Abkommen ein, während IBM seine Software-Erfahrungen im Business-Umfeld sowie Support-, Service- und Cloud-Angebote in die Waagschale wirft. IBM wird sich auch um den Absatz von iPhones und iPads kümmern, die mit – noch zu entwickelnden – Enterprise-tauglichen Apps ausgerüstet sind.
  • Die Chefs von IBM und Apple, Ginni Rometty und Tim Cook, haben jetzt ein gemeinsames Ziel: IBM soll Apple den Weg in die Unternehmen bereiten, diesmal aber durch den Vordereingang und nicht mehr durch die Hintertür.
    Quelle: IBM/Paul Sakuma
Geplant ist eine Vermählung von Enterprise- und Consumer-Business. Und das soll ganz ohne die Animositäten über die Bühne gehen, die in früheren Epochen der Informationstechnik-Ära das Verhältnis zwischen den beiden Giganten belastet haben. So zum Beispiel 1981, als sich Steve Jobs in einer Anzeige im „Wall Street Journal“ über den ersten IBM-PC lustig machte („Welcome IBM. Seriously“), oder 1984, als Apple in einem Superbowl-Spot zur Einführung des Macintosh-Computers den Konkurrenten IBM als Orwellschen Big Brother darstellte.
Damals tummelten sich die beiden Partner von heute noch auf den gleichen Feldern von PCs und Servern, aber das hat sich spätestens vor drei Jahren geändert, als Apple die Produktion seines Servers XServe einstellte. IBM hatte schon 2004 seine PC- und Notebook-Produktlinien an Lenovo verkauft.
2. Teil: „Das große kleine „i“ in der Business-IT“

Das große kleine „i“ in der Business-IT

Apple hat sich vor allem mit iPod, iPhone, iPad, iTunes und Apps für die Consumer-Schiene entschieden. Mit großem Erfolg, wie jeder weiß. IBM hat unterdessen konsequent seinen Enterprise-Weg verfolgt und sich im Lauf der Jahre von vielen Geschäftsbereichen getrennt, die nicht mehr den eigenen Profitvorstellungen entsprachen.
Hinzugekommen sind nach und nach Consulting (auch im Nicht-IT-Bereich), Software, Services oder die mit der Übernahme von Texas Memory Systems 2012 sehr ertragreiche Flash-Division. Die aktuellen Trendsetter des Konzerns heißen Big Data/Analytics, Cloud und Mobility. Bei den Cloud-Services hat man im vergangenen Jahr die eigenen Angebote komplett ersetzt. Sowohl die Hard- und Software als auch die weltweiten Rechenzentren stammen von Softlayer.
Als Steve Jobs nach einem Zwischenspiel bei Next, einem noch heute von Spezialisten hochgelobten Hersteller von Servern, nach Cupertino zu Apple zurückkehrte, konnte er nicht nur auf die finanzielle Unterstützung durch Micro­soft für seine fast bankrotte Firma bauen, sondern er entledigte sich 2006 auch des Power-PC-Chips von IBM, mit dem seit 1994 die Mac-Rechner ausgestattet waren, und wechselte zu Intel-Chips. Aber wohl weniger aus persönlichen Rachemotiven heraus, sondern schlicht deshalb, weil sich die Intel-Technologie als der eindeutige und zukunftssichere Marktführer herausgebildet hatte.
Der Power-PC-Chip war aus einem Joint Venture von Apple, IBM und Motorola entstanden. Basierend auf einer RISC-Architektur (Reduced Instruction Set Chip) sollte er eine Alternative zu Intel-Chips werden. Aber außer in den Mac­intosh-Computern von Apple fand er lediglich in Spiele­k­onsolen und Embedded Systems größere Verwendung. IBM setzt ihn noch heute für seine Unix-Rechner ein.
Aus solchen Details so etwas wie eine Erbfeindschaft zwischen beiden Konzernen herauslesen zu wollen, wie es viele verwunderte Beobachter in ihren Kommentaren zu dem Deal getan haben, ist ziemlich verkehrt. Immerhin handelt es sich um Unternehmen und um Geschäftsleute, die zwar manchmal in der Öffentlichkeit etwas gegen andere Hersteller auftrumpfen, aber ansonsten keine Angst davor haben, selbst mit dem Teufel einen Vertrag aufzusetzen.
Coopetition nennt man das in der Branche. Wobei Apple und IBM schon lange nicht mehr direkt miteinander konkurrieren, sondern getrennte Geschäftsfelder beackern – Consumer dort, Business hier.
Apple-CEO Tim Cook beschreibt das in einem Interview, das der US-Fernsehsender CNBC mit ihm und IBM-CEO Ginny Rometty geführt hat: „Es gibt keine Überschneidungen zwischen unseren Unternehmen, und es gibt keine Konkurrenz. Beide Unternehmen ergänzen sich völlig.“ Man habe sich von der früheren Konkurrenzsituation weit entfernt und sei heute „unglaublich komplementär“.
3. Teil: „Coopetition statt direkte Konkurrenz“

Coopetition statt direkte Konkurrenz

Das ist in der Tat der Punkt, auf den es ankommt: IBM und Apple kommen sich mit diesem Abkommen nicht in die Quere, sondern wollen versuchen, gemeinsam die Apple-Consumer-Geräte und -Apps endgültig in der Business-Welt zu verankern. Denn beide Hersteller sind damit konfrontiert, dass unerwartet viele Apple-Devices Eingang in die Unternehmen gefunden haben.
Cook spricht davon, dass man heute „in mehr als 90 Prozent der Fortune-500- und der Global-500-Unternehmen vertreten“ sei – ohne das ausdrücklich gewollt zu haben. Erst ab der zweiten Generation des Apple-Betriebssystems iOS sind allmählich Business-Funktionen integriert worden. Anwender in den Unternehmen müssen sich deshalb noch immer in Eigeninitiative auf die Suche nach geeigneten Tools wie Documents von Readdle oder Pa­rallels Access begeben, um mit anderen Endgeräten wie Windows-PCs und -Notebooks zu kommunizieren.
Von IBM-Seite aus ist die Situation ebenfalls ungelöst: Konzernkunden verwenden mobile Geräte der Apple-Plattform (und der Konkurrenz-Plattform Android), ohne dass sie mit Business-Applikationen integrierbar oder gar gegen Internetattacken geschützt wären.
Rometty gibt in dem erwähnten CNBC-Interview zu bedenken, dass laut IBM-Erfahrungen iPads et cetera zu 60 Prozent nur für so simple Aktivitäten wie E-Mails oder Kalendereinträge genützt würden und somit das eigentliche Potenzial keineswegs ausgeschöpft sei. Und den IT-Abteilungen mache zu 70 Prozent die Sicherheitsproblematik dieser Devices zu schaffen. Zusammen mit Apple wolle man hier dedizierte Lösungen auf den Weg bringen und die vorhandenen Puzzle­stücke zusammensetzen.
Rometty führt aus: „Wir haben bereits 16 Milliarden Dollar in das Big-Data- und Analytics-Geschäft investiert. Dieser Bereich wächst zusammen mit unserer Mobility-Unit um über 70 Prozent pro Jahr, während unser Cloud-Geschäft ebenfalls um über 70 Prozent zugelegt hat. Und auch bei Security verzeichnen wir ein zweistelliges Wachstum.”
4. Teil: „BYOD als Massenbewegung im Unternehmen“

BYOD als Massenbewegung im Unternehmen

Die angesprochene Lage und die angekündigten Lösungen sind eng mit dem Phänomen BYOD verknüpft. BYOD (Bring Your Own Device) ist eine Art Massenbewegung von unten, die einigen Firmen schwer zu schaffen macht. Mitarbeiter bringen ihre eigenen Geräte mit in die Büros oder Werkshallen, weil sie sie für technisch mindestens gleichwertig mit der professionellen IT-Ausrüstung halten oder weil sie aus ästhetischen Gründen und wegen der einfacheren Bedienbarkeit lieber mit ihren Smartphones, Tablets oder Notebooks arbeiten wollen. Manche Firmen haben sich auf Kompromisse eingelassen oder rüsten ihre Mitarbeiter selbst mit Apple-Geräten aus. So sind laut Apple allein bei der Deutschen Bank 20.000 iPhones im Einsatz, bei Siemens sind es etwa 30.000.
Dieser zum großen Teil wild wuchernde Mobility-Trend im Arbeitsleben bringt häufig eine ungewollte Vermischung von Privat- und Business-Sphäre mit sich: Dass brisante Geschäftsdaten zwischen den Bereichen hin und her wandern oder einfach „mitgenommen“ werden, passt naturgemäß vielen Unternehmen nicht und sie verbieten die privaten Mitbringsel einfach. Was nicht gerade zur Motivation der Mitarbeiter beiträgt.
Zudem sind die Security-Fragen für mobile Geräte großenteils noch ungelöst. Einige Anbieter von Enterprise-Software wie SAP, das 2010 Sybase übernommen hat, oder Citrix haben denn auch diese Themen für sich entdeckt und bieten eine Reihe von Tools an, um Privates und Geschäftliches scharf zu trennen.
Zwar begann Apple mit der zweiten Generation seines Betriebssystems iOS damit, Business-Features hinzuzufügen, aber Cook verweist ausdrücklich darauf, dass man den meisten Geschäftsanforderungen damit keinesfalls entspreche. Und er fügt hinzu: „Wir haben inzwischen große Marktanteile in der Geschäftswelt erreicht, was für uns die Basis abgibt, mehr in Richtung eigentliche Business-Anwendungen zu tun. Wir haben aber auch erkannt, dass wir das nicht allein schaffen können. Wir wussten, dass wir einen Partner brauchen, der die verschiedenen vertikalen Industrien und ihre Entwicklungsmöglichkeiten von Grund auf versteht. IBM ist genau dieser Partner.“
Man müsse nun zusammen Apps entwickeln, die der Komplexität der verschiedenen Geschäftszweige entsprechen, sodass die Endanwender sie an ihren mobilen Geräten nachvollziehen und so schließlich Entscheidungen treffen können. Als Veranschaulichung nennt Cook das Beispiel der Flugpiloten, die schon länger mit iPads ­Erfahrung hätten und inzwischen die umfangreichen Flughandbücher mobil nutzten, statt die dicken Manuals wie einst in gedruckter Fassung mit sich ­herumzuschleppen. In Zukunft könnten sie auch persönlich direkt vor Abflug mittels Analytics-Anwendungen den voraussichtlichen Treibstoffverbrauch berechnen und ihren Fluggesellschaften auf diese Weise Einsparungen von 10 bis 15 Prozent verschaffen.
5. Teil: „Mobile & Cloud First als Strategie“

Mobile & Cloud First als Strategie

Die neue Enterprise Mobile Platform, die aus der Partnerschaft von Apple und IBM hervorgehen soll, sieht zunächst vier Felder vor:
IBM entwickelt neue Business-Apps für iOS: Hierzu erweitert IBM die 2013 eingeführte Plattform Mobile First, die in Richtung Mobile First for iOS ergänzt wird. Auf der Kundenkonferenz Impact 2014 Ende April in Las Vegas hatte Marie Wieck, IBM General Manager für Mobile First, bereits einige Erweiterungen der Entwicklungsplattform vorgestellt – noch ohne jede Erwähnung von Apple.
  • Apple-Verkäufe: Das Geschäft mit iPhones und iPads wächst kontinuierlich, ist aber starken Schwankungen ausgesetzt.
Danach sollen mit dem Mobile First Application Development Portfolio neue industriespezifische Ready Apps entstehen. Dazu hat der Hersteller 18 sogenannte Mobile First Studios rund um den Globus eröffnet, die Firmen bei ihren mobilen Initiativen unterstützen sollen. Die in Las Vegas gezeigten Beispiele stammten zum großen Teil aus der Retail-Branche und dienen zur Produktfindung im Web oder zur Verkaufsabwicklung in Läden.
Mit Mobile First for iOS sollen über hundert Business-Apps entstehen, 15 davon sind bereits für das Jahresende 2014 vorgesehen. IBM wird für die App-Entwicklung Apples neue Programmiersprache Swift verwenden. Die Apps sollen komplett neu entwickelt werden, um sie nahtlos an Apples Hardware und Betriebssystem anzupassen.
IBMs Software Group steht traditionell für alle Plattformen offen, also auch für Android oder andere mobile Systeme. Die für iOS entwickelten Apps sollen allerdings exklusiven Charakter haben und nicht für andere mobile Umgebungen portiert werden.
IBM schafft spezielle Services- und Support-Bereiche für iOS-Entwickler: Der erste Bereich erstreckt sich auf IBMs neuen Cloud-Entwicklungs-Service Blue Mix Mobile, der für iOS angepasst wird und neue Software Development Kits (SDKs) erhalten soll.
Die Anbindung von iOS an Blue Mix betrifft Enterprise Cloud Storage, Workflow oder Analytics. Der zweite Service besteht aus einer angepassten Version von IBMs Mobile ­Management Suite MaaS360 und soll die Bereitstellung und das Management von iOS-Geräten in den Unternehmen unterstützen.
Apple ernennt IBM zum Provider für Apple Care for Enterprise: Das bedeutet zum einen, dass IBM Apple Care for Enter­prise als Rund-um-die-Uhr-Support über Internet und Callcenter für seine Kunden anbieten wird. Zum anderen wird IBM Apple Care weltweit als Vor-Ort-Dienstleistung zur Verfügung stellen und dafür seine Global Technology Services einsetzen. IBM kann laut Abkommen auch weitere Dienstleistungen entwickeln, die Apple Care for Enterprise einschließen.
IBM wird Apple-Hardware in seine Enterprise-Lösungen inte­grieren: Mit der neuen Partnerschaft wird IBM zum Reseller von Apple-Hardware, wobei die eigentliche Bedeutung darin liegt, dass IBM iPhones, iPads et cetera als Teile integrierter Enterprise-Lösungen anbieten wird.
So kann man den Kunden laut Forrester Research eine umfassende Produktpalette einschließlich Services wie Finanzierung, Implementierung, Konfiguration und gemeinsames Management von Infrastruktur-Komponenten zur Verfügung stellen. Das verschafft beiden Partnern neue Alleinstellungsmerkmale am Markt.
6. Teil: „Win-win-Situation für IBM und Apple?“

Win-win-Situation für IBM und Apple?

Forrester Research sieht in einer ersten Stellungnahme („Quick Take: Apple And IBM Team Up To Create A New Enterprise Mobile Platform“) deutliche Vorteile für beide Partner. Apple verschaffe sich eine bisher in dieser Form nicht vorhandene Glaubwürdigkeit bei den Enterprise-Kunden. Zugleich behalte man aber die Ausrichtung auf den Consumer-Markt bei. Mit anderen Worten: Man reitet praktisch auf dem Rücken von IBM durch das Haupttor in die Enterprise-Festungen hinein.
  • Entwicklung der Aktienkurse: In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Aktienkurse von Apple und IBM sehr unterschiedlich entwickelt.
Bisher waren Apple-Geräte eher chao­tisch und durch die Privatinitiativen einzelner Mitarbeiter in die Unternehmen eingedrungen. Das wird sich nun ändern, zumal das Abkommen ja auch ausdrücklich die Management- und Security-Probleme von mobilen Geräten abdecken soll.
Apple wird sicherlich davon profitieren, dass Manager auf dem C-Level (CEOs, CIOs, CTOs …) eher IBM glauben, wenn es um die Investition in neue Technologien geht, zumal dann, wenn diese ursprünglich aus dem Consumer-Bereich stammen.
IBM ist darüber hinaus – besonders seit der Softlayer-Übernahme – in Sachen Cloud relativ weit fortgeschritten, während sich Apple hier noch in einem Anfangsstadium befindet. Auf der hauseigenen Developer-Konferenz in diesem Jahr wurde zwar ein eigenes Cloud-Kit angekündigt, aber es ist noch nicht endgültig freigegeben. Laut Forrester Research ist Apples Public-Cloud-Strategie – verglichen mit den Angeboten von Amazon und Microsoft – im Moment nicht wettbewerbsfähig.

Und Android?

IBM hat in der Vergangenheit schon in mobile Lösungen für die Android-Plattform investiert. Man will aber nicht darauf aufsetzen, sondern hat sich mit Apple für einen alternativen und exklusiven Weg entschieden.
Zwar haben Android-Geräte inzwischen einen größeren Marktanteil als die Devices von Apple gewonnen, doch ist das Android-Ökosystem stark fragmentiert: Google, Samsung, Amazon, LG, ZTE und viele weitere konkurrieren hier mit­einander.
Apples iOS-Devices sind dagegen eine kompaktere Basis für industriespezifische Apps. Apple liefert im Unterschied zum Android-Markt auch kontinuierlich Betriebssystem-Updates für ältere Geräte, was den Support im Unternehmensumfeld verlässlicher macht. Außerdem müssen neue Apps nicht für sämtliche iOS-Versionen entworfen und getestet werden – eine Problematik im Android-Umfeld.
7. Teil: „Wie sieht die Konkurrenz die neue Allianz?“

Wie sieht die Konkurrenz die neue Allianz?

Die Konkurrenzunternehmen reagierten bisher betont gelassen. So sagte John Swainson, Manager von Dells Global Software Business, in einem Interview mit Reuters, dass man das Abkommen nicht besonders ernst nehme: „Ich denke, beide Firmen haben lediglich eine gut klingende Pressemeldung veröffentlicht.“
Der Blackberry-Chef John Chen spielte die Sache ebenfalls herunter. In einem Interview mit der „Financial Times“ meinte er, es erinnere ihn daran, wenn zwei Elefanten zu tanzen anfingen. Die Frage sei nur, wer von beiden die Führung übernehmen werde. Vorsichtshalber kündigte Chen allerdings bereits eigene Enterprise-Partnerschaften und -Initiativen an, um der Apple-IBM-Allianz Paroli zu bieten.
Dell und Blackberry befinden sich beide in drastischen Umstrukturierungsprozessen: Dell versucht, sich neu als End-to-End-Anbieter für Unternehmen zu positionieren, hat aber im mobilen Bereich selbst kaum etwas anzubieten. Und Blackberry hat schon lange die ehemals führende Position bei Enterprise-Handhelds eingebüßt und verliert immer mehr Marktanteile.
Analysten wie Charles King von Pund-IT verweisen aber darauf, dass der Hersteller in Sachen Security für mobile Geräte – zum Beispiel mit End-to-End-Verschlüsselung – noch immer führend sei. Diese Position versucht Blackberry weiter zu stärken, etwa kürzlich erst durch die Übernahme von Secusmart. Das deutsche Unternehmen hat unter anderem das sogenannte Merkel-Phone für die Bundeskanzlerin entwickelt.
Der SAP-CEO Bill McDermott reagierte ebenfalls auffallend zurückhaltend und sprach von einer „Me-Too-Strategie“. Bei der Bekanntgabe von Quartalszahlen seines Unternehmens sagte er: „Das ist etwas, was wir schon vor ein paar Jahren getan haben.“ SAP biete bereits 300 Apps für Apple-Produkte an.
Die eigentlichen Konkurrenten der Allianz von Apple und IBM sind eher andere Unternehmen. Da sind zum einen die großen Android-Player Google, Samsung und Amazon, die sicher nicht einfach zusehen werden, wenn Apple stark im Enterprise-Markt zulegen sollte.
Und dann sind da auch noch Hersteller wie Intel oder Hewlett-Packard – Intel als Chip- und Service-Anbieter, der sich nicht auf eine Betriebssystem-Plattform festgelegt hat und der zudem mit Mc­Afee ein Security-Portfolio besitzt, und HP als End-to-End-Anbieter, der ein natürliches Interesse an einer stärkeren Rolle im mobilen Umfeld hat.
Von Microsoft sind unter dem neuen CEO Satya Nadella ebenfalls strategische (Gegen-)Maßnahmen zu erwarten, um nach vielen gescheiterten Anläufen endlich bei Enterprise Mobility Fuß zu fassen. Die Ankündigung von Office für iPad geht bereits in diese Richtung, ebenso wie eine generelle Öffnung für andere Betriebssystem-Plattformen wie iOS oder Android.
IBM ist übrigens in der jüngsten Vergangenheit nicht ganz ohne gute Anbindung an einen Hersteller von mobilen Geräten geblieben: Mit Lenovo hat man nach dem Verkauf der PC- und Notebook-Sparte – und bald auch der x86-Server – feste Liefer- und Serviceverträge.
Der Kampf um Mobility und Mobile First bei den Unternehmen ist also noch lange nicht entschieden, auch wenn es momentan so aussieht, als ob Apple und IBM viele Trümpfe in der Hand hätten. Aber wer weiß, ob IBM nicht doch selbst daran denkt, mit den Android-Giganten bessere Geschäftsbeziehungen als bisher aufzunehmen – Coopetition eben.
8. Teil: „Das sagen Tim Cook und Ginni Rometty“

Das sagen Tim Cook und Ginni Rometty

  • Tim Cook, CEO Apple: „Das Abkommen nimmt das Beste von Apple und das Beste von IBM und verbindet es miteinander.“
Tim Cook - Das Beste von Apple und das Beste von IBM: „Ginni und ich haben schon vor Jahren damit begonnen, intensiv miteinander zu sprechen und uns so näher kennenzulernen. Und mit der Zeit haben wir ein echtes Vertrauensverhältnis zueinander aufgebaut. Wir haben dann auch begonnen darüber zu reden, wie komplementär unsere beiden Unternehmen zueinander sind. Von diesem Ausgangspunkt aus haben wir schließlich Teams in beiden Organisationen damit beauftragt, gemeinsame zukünftige Geschäftsfelder auszumachen. Das jetzige Abkommen ist eines der konkreten Resultate. Es nimmt das Beste von Apple und das Beste von IBM und verbindet es miteinander.“ (CNBC-Interview, 15.7.2014)
  • Ginni Rometty, CEO IBM: „Wir sind uns darin einig, unser Geschäft neu aufzusetzen und zu transformieren.“
Ginni Rometty - Mobility zum Durchbruch verhelfen: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beide bei den drei Top-Themen übereinstimmen, die wir zusammen voranbringen können. Ein Aspekt ist das Wachstum für unsere beiden Unternehmen, aber darüber hinaus – und das ist der zweite Aspekt – sind wir uns einig darin, unser Geschäft neu aufzusetzen und zu transformieren. Dabei geht es in erster Linie darum, Mobility in den Unternehmen zum Durchbruch zu verhelfen und neue Wertschöpfungen daraus abzuleiten. Beim dritten Aspekt geht es darum, die Haupthindernisse für diese Entwicklung zu identifizieren und auszuschalten. Und eines der Haupthindernisse besteht in der mangelnden Security im Mobility-Umfeld.“ (CNBC-Interview)
9. Teil: „Kommentar: Heldenlegende und Marktwirtschaft“

Kommentar: Heldenlegende und Marktwirtschaft

Apple zehrt noch heute von dem Ruf eines der drei Gründer des Unternehmens: Steve Jobs.
  • iPhones der neuesten Generation: Statussymbole und Marktwirtschaft in extremer Ausführung.
Jobs versuchte sich zusammen mit zwei weiteren Studenten daran, elektronische Bauteile zusammenzubasteln und zu verkaufen. Soweit man den Quellen glauben darf, geschah das in einer elterlichen Garage – ganz wie bei den Stanford-Absolventen Hewlett & Packard. So weit die Legende. Es gab schnelle Erfolge und grandiose Pleiten, Streitereien, Rauswürfe und Wiedereintritte. Eine endlose Heldengeschichte, wie so viele aus dem Silicon Valley. Zu den gesicherten Tatsachen zählt, dass Jobs schon mit 30 Jahren Millionär war. Wer die Idee(n) zu den durchgestylten PCs, Notebooks und mobilen Geräten und zu iTunes hatte, ist letztlich egal.
Wichtiger für den nachhaltigen Erfolg dürft e gewesen sein, dass Jobs und andere AppleManager auch knallharte Geschäftsleute waren (und sind): von der Produktion in Billiglohnländern über gezieltes Marketing und als Pressekonferenzen deklarierte Feierstunden anlässlich neuer Produkte bis hin zu massiv überzogenen Preisen passte alles zusammen. Statussymbole und Marktwirtschaft in extremer Ausführung – andere Hersteller haben Gleiches versucht, sind aber kläglich gescheitert.
Muss man deswegen Jobs (und Apple) lieben und bewundern? Man muss nicht. Schön anzuschauende Geräte, die langfristig funktionieren und sicher vor Hackerangriffen geschützt sind, das würde schon reichen. Und etwas billiger wäre auch ganz nett.

Weitere Infos


mehr zum Thema