Smartphone
19.06.2023
Rote Versuchung
1. Teil: „Das Falt-Smartphone Motorola Razr 40 Ultra im Test“

Das Falt-Smartphone Motorola Razr 40 Ultra im Test

Das Motorola Razr 40 UltraDas Motorola Razr 40 UltraDas Motorola Razr 40 Ultra
Motorola
Mit dem neuen Razr 40 Ultra bringt Motorola ein sehr schickes Smartphone. Der Test belegt, dass der Hersteller auch bei den technischen Features viel dazugelernt hat. Konzeptionell bedingt, gibt es aber auch Schwächen.
Smartphones mit faltbarem Display haben es auf dem Weg zum Massenmarkt schwer: In Deutschland dominierte bisher Samsung dieses hochpreisige Segment, die Herausforderer der chinesischen Hersteller kamen meist gar nicht nach Europa. Motorola hat die drei Vorgängergenerationen des aktuellen Razr 40 Ultra zwar hierzulande auf den Markt gebracht, doch die Stückzahlen und die Vertriebswege waren sehr begrenzt.
Das soll sich jetzt ändern, zudem umfasst die Razr-Serie erstmals zwei Modelle: Neben der Basis, deren Preis auf 899 Euro sinkt, gibt es das Razr 40 Ultra für 300 Euro mehr, das wir bereits testen konnten. Beide Versionen folgen der Tradition der Baureihe, ähnlich wie Samsungs Flip-Modelle, das faltbare Display vor allem für eine kompakte Bauweise zu nutzen, während viele chinesische Foldables eher große Smartphones sind, die ausgeklappt auf Tablet-Niveau wachsen.
Dagegen passt das Razr 40 Ultra in jede Hosentasche: Zusammengeklappt ist es gerade einmal 88 Millimeter lang. Auch das Gewicht fällt mit 185 Gramm angenehm aus. Im Vergleich zu den Vorgängern ist die Höhe auch zusammengeklappt mit 15 Millimetern deutlich geringer geworden, zudem liegen die beiden Hälften dank eines neuen Scharniers nun fast nahtlos aufeinander auf. Der Buckel im inneren Display an der Faltstelle ist ebenfalls weniger deutlich fühlbar als bei früheren Generationen und auch nur bei direktem Lichteinfall noch sichtbar. Der Klappmechanismus wirkt grundsätzlich solide, allerdings gab es beim Öffnen bei unserem Testexemplar nach einer Woche manchmal ein leichtes Reibegeräusch.
Ein echter Hingucker ist das Smartphone in der Farbe "Viva Magenta", die vom Kooperationspartner Pantone zur "Farbe des Jahres" erklärt wurde. Nur mit diesem Rot gibt es auch die Rückseite aus "veganem Leder", das man auch schlicht als Kunststoff bezeichnen könnte. Das Material ist sehr griffig und bewahrt das Smartphone vor Rutschpartien. Die Varianten in Schwarz oder Hellblau sehen zwar ebenfalls hochwertig aus, sind mit ihren Rückseiten aus gehärtetem Glas hier aber deutlich anfälliger. Geschützt ist die edle Hülle gemäß IP52, also zumindest vor Spritzwasser, mehr dürfte beim Klappmechanismus wohl nicht gehen.
Was die technische Ausstattung betrifft, muss sich der Falter nicht verstecken. Als Prozessor gibt es den Snapdragon 8+ Gen 1, das letztjährige Flaggschiff von Qualcomm, das immer noch sehr schnell ist. Die 8 GB RAM und 256 GB nicht erweiterbarer Datenspeicher sind ausreichend. Allerdings wird die Rückseite des Smartphones bei starker Ausnutzung des Prozessors und teilweise auch beim Laden unangenehm warm. Trotz des kleinen Resonanzkörpers klingen die Stereo-Lautsprecher überdurchschnittlich gut.
Sehr gut zeigen sich die Displays: Innen gibt es entfaltet 6.9 Zoll mit 2.640 mal 1.080 Bildpunkten, außen mit 3,6 Zoll im fast quadratischen Format deutlich mehr Fläche als auf den Klappen der Konkurrenz. Der Hauptbildschirm bietet mit 165 Hertz eine hohe Bildwiederholrate, die automatisch heruntergeregelt wird, wenn kein Bedarf besteht. Der Clou ist das Zusammenspiel der beiden Displays, wenn man außen eine App nutzt und diese nach dem Aufklappen ohne Verzögerung im großen Bildschirm weiterläuft. Das klappt schon mit einigen, aber nicht allen Apps. Vor allem, wenn man Mails und Nachrichten ohne großes Öffnen der Klappe lesen oder mal eben auf Google Maps den Standort checken will, reicht der Außenbildschirm völlig aus. Er hat keine Always-on-Funktion, zeigt aber zumindest beim Antippen schicke Uhren-Designs.
2. Teil: „Kleines Gehäuse – kleiner Akku“

Kleines Gehäuse – kleiner Akku

Der Akku fällt mit 3.800 mAh bauartbedingt eher kleiner aus, entsprechend hält er bei stärkerer Nutzung auch nicht länger als einen Tag durch. Zumindest ist jetzt drahtloses Laden mit allerdings langsamen 5 Watt an Bord. Mit dem beigelegten Ladegerät ist dank 33 Watt die Füllung des Kraftspenders in rund einer Stunde möglich.
Bei den Kameras erreichte bisher kein Foldable Spitzenniveau und da macht auch das Razr keine Ausnahme. Motorola die Linsen vor allem harmonisch ins Design integriert, denn sie sitzen auf der Klappe im Bereich des Front-Displays, dem sie auch etwas Platz wegnehmen. Neben der 12-Megapixel-Hauptlinse mit einer recht großen Blende von F/1,5 gibt es noch eine zweite Linse mit 13 Megapixel, die 108-Grad-Ultraweitwinkel- und auch Makroaufnahmen schießt. Bei guten Lichtverhältnissen können sich die Bilder vor allem dank der realistischen Farben durchaus sehen lassen, doch bei wenig Licht werden sie schnell unscharf. Das gilt auch für Bilder mit dem digitalen Zoom, eine optische Vergrößerung fehlt.
  • Das Außendisplay dient auch als Sucher der Doppelkamera
    Quelle:
    Motorola
Eine Stärke des Kamerasystems ist dessen Flexibilität: So kann man Selfies mit der guten 32-Megapixel-Kamera im Innen-Display oder auch mit der Doppelkamera schießen – in diesem Fall dient der äußere Bildschirm als Sucher. Für Videokonferenzen adjustiert man die stufenlose Klappe im passenden Winkel und stellt das Smartphone einfach auf den Tisch.
Fazit: Für Samsungs Galaxy Fold ist das neue Razr der stärkste Konkurrent, aber die Koreaner dürften schon in einigen Wochen den Nachfolger bringen, der allen Gerüchten nach ebenfalls ein größeres Außen-Display haben dürfte. Aktuell ist das Motorola nicht nur eines der attraktivsten Smartphones am Markt und voll alltagstauglich. Dass der Akku schwächelt und die Kamera für die Preisklasse nur durchschnittlich ist, liegt am Gehäusekonzept, das weniger Platz für den Einbau solcher Komponenten lässt.
  • Quelle:
    Telecom Handel


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