Smartphone
15.02.2016
Frühwarn-System
1. Teil: „App verwandelt Smartphones in Erdbebensensoren“

App verwandelt Smartphones in Erdbebensensoren

App schaltet Smartphones zum seismischen Sensor-Netzwerk zusammen.App schaltet Smartphones zum seismischen Sensor-Netzwerk zusammen.App schaltet Smartphones zum seismischen Sensor-Netzwerk zusammen.
hakandogu / Shutterstock.com
Die Deutsche Telekom und die University of California haben gemeinsam eine App entwickelt, die mit Hilfe der Smartphone-Sensoren ein weltweites Frühwarnsystem für Erdbeben errichten soll.
Ein globales Frühwarnsystem für Erdbeben wollen die Deutsche Telekom und die University of California, Berkeley, etablieren - und haben hierzu nun eine eigene App mit dem Namen MyShake entwickelt. Diese verbindet Smartphones mit dem Ziel, ein weltweites seismisches Sensor-Netzwerk zu schaffen - und letztlich auch Nutzer vor drohenden Erdstößen zu warnen.
Gerade in erdbebengefährdeten Entwicklungsländern wie Nepal oder Peru, in denen es kaum konventionelle Überwachungssysteme, dafür aber Millionen von Smartphone-Nutzern gibt, sollen so Betroffene in Zukunft die entscheidenden Sekunden früher gewarnt werden können, teilte die Telekom mit. MyShake beruht auf einem von Berkeley-Wissenschaftlern entwickelten Algorithmus, die App selbst wurde von Programmierern des Silicon Valley Innovation Center geschrieben, einem Standort der Telekom Innovation Laboratories.
Bis die App allerdings Menschen zuverlässig vor den verheerenden Erdstößen warnen kann, wird es noch etwas dauern. Denn vorerst sammelt MyShake "nur" Informationen der im Smartphone verbauten Sensoren und analysiert diese. Das bedeutet: Falls die Daten dem Schwingungsprofil eines Erdbebens entsprechen, meldet die App Zeitpunkt und Amplitude der Erschütterung sowie die GPS-Koordinaten des Smartphones an die Berkeley Seismological Laboratories zur weiteren Analyse. Cloud-basierte Software prüft dabei kontinuierlich die eingehenden Daten.
Sollten mindestens vier Endgeräte ein Beben registrieren und dies mehr als 60 Prozent aller Smartphones in einem 10-Kilometer-Radius des Epizentrums entsprechen, bestätigt das Programm ein Erdbeben. Die Forscher vergleichen diese Werte dann mit denen der traditionellen Seismographen.

Die App zeichnet die Daten der Sensoren kontinuierlich auf. Nach einem bestätigten Erdbeben sendet sie fünf Minuten dieser Daten zu Forschungszwecken an die Seismologen: die Minute vor dem Beben sowie die vier Minuten danach. Dies geschieht jedoch nur, wenn das Smartphone sich im WLAN befindet.
2. Teil: „Warn-Funktion soll nach einjähriger Testphase folgen “

Warn-Funktion soll nach einjähriger Testphase folgen

  • Frühwarnsystem für Erdbeben: In Zukunft soll die App MyShake Menschen vor verheerenden Erdstößen warnen.
    Quelle:
    Google Play
Obwohl die im Smartphone eingebauten Sensoren kontinuierlich weiter entwickelt werden, seien sie noch nicht so zuverlässig wie klassische Seismographen, betonte die Telekom. Doch mittlerweile seien sie in der Lage, Erdbeben oberhalb des Magnitudenwerts 5 in bis zu zehn Kilometern Entfernung wahrzunehmen – also solche Erdbeben, die Schäden anrichten. Und was die Sensoren an Empfindlichkeit vermissen lassen, soll sie durch ihre Allgegenwärtigkeit wieder ausgleichen: Allein in der Erdbebenregion Kalifornien gibt es geschätzte 16 Millionen Smartphones.
Sobald genügend Menschen die App nutzen und sie zuverlässig arbeitet, wollen die Seismologen von UC Berkeley mit den Daten auch Personen vor drohender Gefahr durch Erdbeben warnen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie nach einer etwa einjährigen Testphase ein App-Update veröffentlichen können, mit dem auch Warnungen an Nutzer versendet werden.

MyShake soll im Hintergrund des Smartphones mit geringem Stromverbrauch laufen, sodass die App lokale Beben jederzeit registrieren kann - ohne den Nutzer einzuschränken, verspricht die Telekom.

Vorstellen will der Bonner TK-Konzern seine Erdbeben-App vom 22. bis 25. Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Die kostenlose Android-App steht ab sofort auf Google Play zum Download bereit. Eine App für Apples Betriebssystem iOS soll folgen.

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