19.10.2011
Sicherheit
Staatstrojaner jetzt auch als 64-Bit Version
Autor: Thorsten Eggeling
Die Suche nach Varianten des Staatstrojaners geht weiter. Kaspersky liegt jetzt eine Installations-Datei für den Trojaner vor, der mehr Kommunikations-Programme überwachen kann.
Bei dem vom Chaos Computer Club (CCC) vor zwei Wochen analysierten Staatstrojaner handelte es sich um eine 32-Bit-Verision. Der zugehörige Treiber kann auf einem 64-Bit-Windows-System nicht verwenden werden. Für einen 64-Bit-Treiber wäre ein gültiges Zertifikat nötig, denn ein 64-Bit-Windows akzeptiert keine Treiber ohne Zertifikat.
Einigen Herstellern von Antiviren-Software, beispielsweise Kaspersky und F-Secure, sind jetzt in den Besitz der Trojaner-„Droppers“, also des Installationsprogramms für den Trojaner, mit dem Namen scuinst.exe (Skype Capture Unit Installer) gelangt. Skype Capture Unit ist der Name des von DigiTask entwickelten Trojaners. Diese Version läuft nicht nur auf 32-Bit-Systemen sondern auch auf 64-Bit-Systemen. Der Treiber ist mit einem Zertifikat von „Goose Cert“ versehen. Diese Zertifizierungsstelle existiert jedoch nicht. Der Versuch den Treiber zu installieren würde also fehlschlagen, weil Windows dem unbekannten Zertifikat nicht vertraut. Wenn jedoch etwa eine Behörde vollen Zugriff auf den Rechner hat, stellt das nicht wirklich ein Hindernis dar. Bei der Installation des Trojaners müsste nur das zugehörige Zertifikat installiert und als vertrauenswürdig eingestuft werden. Diese Manipulation würde nur auffallen, wenn der Nutzer die Liste der Zertifikate genau untersucht.
Die neu entdeckte Version des Trojaners überwacht auch mehr Programme, als bisher bekannt war. Die Liste der Prozessnamen enthält:
- explorer.exe
- firefox.exe
- icqlite.exe
- lowratevoip.exe
- msnmsgr.exe
- opera.exe
- paltalk.exe
- simplite-icq-aim.exe
- simppro.exe
- sipgatexlite.exe
- skype.exe
- skypepm.exe
- voipbuster.exe
- x-lite.exe
- yahoomessenger.exe
F-Secure berichtet, das der Skype Capture Unit Installer (scuinst.exe) von virustotal.com stammt. Unbekannte Personen haben hier den Trojaner seit Dezember 2010 mehrfach hochgeladen. Virustotal ist ein kostenloser Online-Dienst, bei dem sich verdächtige Dateien mit mehren Virenscannern prüfen lassen. Die hochgeladenen Dateien stellt Virustotal dann den Herstellern von Sicherheitssoftware zur weiteren Untersuchung zur Verfügung.
Es ist unwahrscheinlich, dass ein Opfer des Staatstrojaners die Dateien bei Virustotal hochgeladen hat. Eher ist zu vermuten, das es die Entwickler des Trojaners selbst waren. Bei F-Secure heißt es dazu:
„Wenn Virustotal die Dateien weitergibt, warum sollte dann jemand so dumm sein eine Datei hochladen, die er lieber geheim halten sollte?
Das stimmt, professionelle Autoren von Schadsoftware verwenden dafür Multi-Scanner vom Schwarzmarkt.
Aber warum haben die Hersteller von R2D2 [Name des Staatstrojaners bei F-Secure] die Datei dann weitergegeben?
Vielleicht kannten Sie nur dieses Verfahren das Installations-Programm zu 'testen'. Vielleicht zeigt das aber auch, dass es den deutschen Regierungsstellen (und der Entwickler-Firma des Trojaners) an Kenntnissen darüber mangelt, was die Antiviren-Hersteller tun und wie sie miteinander zusammenarbeiten, um die Kunden zu schützen.“
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