27.02.2017
Mobile Computing
1. Teil: „Die Highlights des Mobile World Congress“
Die Highlights des Mobile World Congress
Autor: Stefan Bordel, dpa
Toni Albir/EFE/Archiv
Eine Menge neuer Smartphones und ein Blick in die Zukunft: Die Mobilfunk-Industrie versammelt sich in Barcelona zu ihrem wichtigsten Branchentreff. Diesmal wollen sich beim Mobile World Congress auch verblasste große Marken wie Nokia und Blackberry zurückmelden.
Die Mobilfunk-Branche schwärmt schon jetzt von den künftigen superschnellen 5G-Datennetzen. Einen HD-Film soll man dann in weniger als einer Sekunde herunterladen können, die Reaktionszeiten sollen so kurz sein, dass sich sogar ein Auto per Funk steuern ließe.
Die Vision von einer Welt, in der Daten jederzeit ungehindert fließen können, beherrscht auch den größten Branchentreff, den Mobile World Congress in Barcelona (27. Februar bis 2. März). Doch bis diese Zukunft eintrifft, werden noch Jahre vergehen - und die Industrie steckt tief in Alltags-Problemen.
Smartphones sind zwar nach wie vor ein Bestseller: Allein im vergangenen Jahr wurden weltweit 1,5 Milliarden Smartphones verkauft. Doch unter den Geräteherstellern sichert sich Apple mit seinem hochprofitablen iPhone fast die gesamten Gewinne der Branche, obwohl der Konzern einen Marktanteil unter 20 Prozent hat. In der Masse der Anbieter von Telefonen mit dem Google-System Android verdient noch Marktführer Samsung gutes Geld - die vielen anderen Hersteller stecken in den roten Zahlen fest oder müssen sich mit schmalen Profiten zufriedengeben.
Dennoch nutzen die Unternehmen die Messe in Barcelona wieder, um ein Neuheiten-Feuerwerk zu zünden. Allen voran die chinesischen Anbieter, die inzwischen die führenden Plätze in den Ranglisten nach Samsung und Apple besetzen. So zeigt der Netzausrüster und Smartphone-Anbieter Huawei das neue Top-Modell P10 und vom Konkurrenten ZTE kommt das "Gigabit Phone", das schon für anstehende schnellere Datennetze gerüstet sein soll - unter anderem zur Übertragung von Video in hoher Qualität. Die im Westen weitgehend unbekannte Marke OPPO, die mit dem Erfolg in China aber unter die vier größten Smartphone-Anbieter weltweit vorgestoßen ist, will in Barcelona mit innovativer Kamera-Technik von sich reden machen.
Nokia & Blackberry sind zurück
Auch große Namen aus der Vergangenheit, die inzwischen an Glanz verloren haben, wollen den diesjährigen Mobile World Congress für Comeback-Versuche nutzen. So ist Nokia mit vier neuen Geräten vor Ort. Darunter auch die internationale Variante des bereits im Januar vorgestellten Nokia 6.
Der Handy-Pionier Motorola, der jetzt zum weltgrößten PC-Hersteller Lenovo aus China gehört, kommen die Mittelklasse-Smartphones G5 und G5 Plus. Lenovo räumte bereits ein, dass die Integration des von Google übernommenen Motorola zäher als gedacht gestaltete. Blackberry zeigt mit dem KeyONE ein neues Smartphone mit Hardware-Tastatur, das komplett beim chinesischen Hersteller TCL entworfen und gebaut wird. Das Gerät läuft mit Android, nach jüngsten Zahlen liegt der Marktanteil von Blackberrys eigenem Betriebssystem inzwischen bei Null.
2. Teil: „Samsung, Facebook und die eSIM“
Samsung, Facebook und die eSIM
Facebook-Chef Mark Zuckerberg verzichtet diesmal auf eine Reise nach Barcelona. In den vergangenen Jahren versuchte er dort wiederholt, die Bosse der Netzbetreiber für sein Projekt Internet.org zu gewinnen, mit günstigen Internet-Verbindungen Milliarden neue Nutzer ins Netz bringen soll. Doch die Mobilfunk-Anbieter blieben skeptisch.
Sie haben ohnehin ein schwieriges Verhältnis zu Facebook und klagen in Barcelona Jahr für Jahr über einen ungleichen Wettbewerb mit Online-Diensten, für die nicht die strikten Regulierungsvorgaben der Telekom-Branche gälten. So ersetzten WhatsApp, iMessage & Co. die SMS, der stetig steigende Videofluss bei YouTube und Facebook lastet die Netze aus. Die Internet-Dienste kontern, ihre Beliebtheit gibt den Telekom-Firmen erst die Möglichkeit, den Nutzern teure Daten-Tarife zu verkaufen.
Netzbetreiber fürchten eSIM
Zugleich kommt auf die Netzbetreiber ein neues Risiko zu: Ihre heutigen SIM-Karten, die man ins Telefon reinstecken muss, gelten als Auslaufmodell und dürften in wenigen Jahren einer fest verbauten eSIM weichen, die man auf verschiedene Anbieter umprogrammieren kann. "Die Handy-Hersteller hätten das lieber heute als morgen, weil es Platz spart - das Wertvollste, was es für Geräte-Hersteller derzeit gibt", sagt Branchenexperte Olaf Acker, Partner bei PwC. Die Netzbetreiber fürchteten sich davor, weil sie sich immer noch nicht sicher seien, ob das nicht ihr Kerngeschäft gefährden werde.
"Wenn in dem Gerät eine SIM steckt, die nur mit relativ großem Aufwand zu wechseln ist, bin ich als Mobilfunk-Anbieter in meiner Vertragsbeziehung einigermaßen geschützt. Und das nicht nur durch den Ein- oder Zweijahresvertrag, sondern auch dadurch, dass der Nutzer keine Lust hat, dauernd die SIMs zu wechseln", argumentiert Acker. "Wenn die eSIM das vereinfacht, wächst das Risiko des Wechselns."
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