29.06.2022
Urgesteine des Messaging
Die Geschichte der SMS
Autor: Boris Boden
Vodafone
SMS, MMS und mobile E-Mail sind die Vorläufer der modernen Messaging-Dienste. Wir blicken zurück.
Für die Generation der Millennials, also jene, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, ist ein Leben ohne Smartphone undenkbar. Auch dass ihnen damit das Internet überall schnell und günstig zum Messaging und Foto- sowie Videoversand zur Verfügung steht, ist eine Selbstverständlichkeit. Dabei war der Weg dorthin höchst holprig, wie ein Blick zurück zeigt.
160 Zeichen erobern die Welt
Denn vor 25 Jahren konnte ein Handy nicht viel: telefonieren und SMS verschicken. Textnachrichten waren auf 160 Zeichen begrenzt und enthielten keine grafischen Elemente. Man musste sich kurzfassen: Schon die beiden ersten Sätze dieses Absatzes haben inklusive Leerstellen 172 Zeichen. Trotzdem wurde der Short Messaging Service, der eigentlich nur als Nebenprodukt der Telefonie in GSM-Netzen gedacht war, sehr populär. Schon 1997 wurden in Deutschland 400 Millionen SMS verschickt, den Höhepunkt erreichte die Welle im Jahr 2012 mit 60 Milliarden Kurznachrichten. Danach sollten kostenlose Messenger wie WhatsApp allerdings zunehmend die SMS ersetzen, 2020 wurden «nur» noch sieben Milliarden SMS verschickt. Das «Simsen» prägte eine ganze Generation, die lernte, immer schneller auf den dreifach belegten Zifferntasten zu tippen und mithilfe von Satzzeichen Gesichter zu simulieren. Die Industrie versuchte dem Textwahn gerecht zu werden: Ericsson brachte als Accessoire die ansteckbare Mini-Tastatur für die T-Serie, andere bauten Handys mit QWERTZ-Tasten wie Siemens mit dem SK65. Durchsetzen sollte sich aber keine dieser Lösungen.
Wer mehr Text oder Anhänge verschicken musste, konnte in den Anfangsjahren nur auf die E-Mail ausweichen. Doch das war mit dem Handy lange nicht möglich, lediglich erste Smartphones wie der Communicator 9000 von Nokia aus dem Jahre 1996 konnten mit 9,6 KBit/s im Schneckentempo mailen und faxen. Allerdings musste man die Nachrichten immer wieder manuell abrufen, Push-E-Mails gab es noch nicht. Das sollte das kanadische Unternehmen Research in Motion ändern: Deren 1999 präsentierter BlackBerry 850 konnte noch nicht telefonieren, aber Mails automatisch synchronisieren. Erste Telefoniefunktionen wurden 2002 integriert, was das skurrile Gerät mit seiner charakteristischen QWERTY-Tastatur im Bonsai-Format zum unverzichtbaren Statussymbol für Manager erhob. Doch mit zunehmend schnellerer Datenübertragung und grösseren Bildschirmen wurden auch normale Handys und Smartphones E-Mail-Profis, mit dem Siegeszug der Betriebssysteme iOS und Android ging es ab 2010 rapide bergab mit den BlackBerrys.
Grobpixeliges auf dem Display
Als die ersten Kamera-Handys auf den Markt kamen, schien es logisch, dass die Nutzer auch eine Möglichkeit brauchten, die Bilder von dort zu verschicken. In Japan zeigte der Erfolg des entsprechenden Dienstes i-shot, der im Rahmen des WebPortals i-Mode eingeführt wurde, grossen Erfolg und erreichte innerhalb kürzester Zeit 30 Millionen Nutzer. In Deutschland spielte das Verschicken von Bildern bei i-Mode, das von 2002 bis 2008 bei E-Plus angeboten wurde, keine Rolle, da fast alle kompatiblen Handys von NEC und Toshiba nicht einmal eine Kamera hatten.
Grössere Datenmengen zu verschicken, war lange nur per E-Mail-Attachment möglich. Allerdings ging das über die Mobilfunknetze quälend langsam und war sehr teuer. Bei UMTS etwa dauerte der Upload eines 1-Megapixel-Fotos mit 128 KBit/s als Attachment mehrere Minuten, dazu kamen die damals sehr teuren Datentarife ohne Flatrate. Viele Handy-Fotografen dieser Zeit spielten ihre Fotos entsprechend erst per Kabel oder Speicherkarte auf einen Computer, der mit dem Festnetz verbunden war. Mit der Einführung von LTE ab 2011 wurden die Daten dann so schnell, dass der Versand grösserer Bilder auch direkt vom Smartphone Spass machte, dazu kamen attraktivere Datentarife.
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