Digitalisierung
11.04.2018
Preiswert, digital und effizient
1. Teil: „Schneider Electric zeigt die Energieversorgung der Zukunft“

Schneider Electric zeigt die Energieversorgung der Zukunft

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zhengzaishuru / Shutterstock.com
Energie ist die Ressource, ohne die alle Räder stillstehen – insbesondere auch in der IT, die in Europa zum größten Energieverbraucher aufsteigen dürfte. Wie die Energieversorgung der Zukunft aussieht, demonstrierte Schneider Electric auf dem Paris Innovation Summit.
  • Schneider-Chef Jean-Pascal Tricoire stellte am Innovation Summit zahlreiche Neuheiten vor.
    Quelle:
    Schneider Electric
5.000 Kunden und Partner waren auf das Innovation Summit von Schneider Electric in Paris gekommen – ein Besucherrekord. Der französische Elektrotechnik-Konzern ist einer der weltweit führenden Spezialisten in Energie-Management und -Automation, entsprechend hoch waren die Erwartungen. Das Wirtschaftsmagazin Cash bescheinigte Schneider Electric einen Fünf-Jahre-Vorsprung vor der Schweizer ABB, und beruft sich dabei auf eine Branchenstudie der Deutschen Bank. Fünf Jahre, das sind in der Technologiebranche eine halbe Ewigkeit.
Eine effiziente, kostengünstige und sichere Energieversorgung sei die wichtigste Grundlage erfolgreichen Wirtschaftens, ja des Lebens, betonte Jean-Pascal Tricoire, Chairman und CEO bei Schneider Electric, in seiner Auftakt-Keynote in Paris. Die Franzosen versorgen Gebäudekomplexe, große Industrie-Anlagen, Infrastrukturprojekte und Rechenzentren mit dem nötigen Saft.

Energieparameter en détail messen

An Neuheiten herrschte auf dem Innovation Summit in Paris kein Mangel. Schneider-Chef Tricoire präsentierte zum Beispiel eine neue Version von EcoStruxure Building. Das Ziel besteht darin, sämtliche Energieparameter wie Strom (Verbrauch und Eigenproduktion), Heizung, Klima/Kühlung, Licht und Wasser en détail zu messen und auf eine möglichst effektive Nutzung des Gebäudes abzustimmen. Der Komfort der Nutzer soll maximiert, der Energieverbrauch und damit die Kosten minimiert werden. Schneider-Electric-Offizielle beziffern das Einsparpotenzial auf durchschnittlich 30 Prozent, in Einzelfällen sogar darüber. Denn die meisten Gebäude sind bis heute mit wenig Intelligenz ausgestattet. Das heißt, sie verschwenden aufgrund des fehlenden Gebäudemanagements viele Ressourcen.
Die neue Version von EcoStruxure Building besteht zum Beispiel aus den Komponenten Building Operations 2.0 und dem Building Advisor. Die Verbesserungen, gemessen in KPIs wie Energie-Effizienz, Skalierbarkeit, und Deployment-Aufwand, sollen sich alle im zweistelligen Prozentbereich bewegen.  Mit den EcoStruxure Building Operations ließen sich etwa 80 Prozent der Vorfälle (Issues) remote bearbeiten, ohne dass ein Techniker vor Ort sein müsse, sagte Kevin Brown, SVP of Innovation und CTO bei Schneider, als Wegmarke. Mit dem Building Advisor hätten sich ausserdem die gebäudebedingten Beschwerden, zum Beispiel auf Flughäfen, um etwa 50 Prozent reduziert, so Brown weiter.

Drei-Layer-Architektur

  • Aufbau der EcoStruxure-Plattform
    Quelle:
    Schneider Electric
Vor zehn Jahren hatte der französische Energiekonzern mit seiner offenen, skalierbaren und auf das Internet der Dinge (IoT) optimierten Plattform EcoStruxure die Grundlage für den Erfolg gelegt. EcoStruxure ist nach einer Drei-Layer-Architektur aufgebaut. Auf dem Basislayer 1 sind die miteinander vernetzten Produkte (Connected Products) wie der Leistungsmesser ION9000 und das Protection Relay Easergy P3 angesiedelt. Das Mittel-Layer 2 (Edge Control) enthält Module für die effiziente Steuerung und Kontrolle von Ereignissen in Echtzeit, wie den Power Monitoring Expert 9.0 und Power Scada Operation 9.0 (Edge Control genannt). Auf dem Layer 3 legen Apps Analytics & Services die Basis für intelligente Geschäftsentscheidungen. Benutzer können aufgrund von Daten rechtzeitig fundierte Entscheide treffen, um so Zuverlässigkeit zu gewährleisten, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern.
Wir stecken mitten in einer digitalen Transformation der Energie. Schneider-Chef Tricoire wagte in Paris einige Prognosen, in welche Richtung sich der Energiemarkt bis 2030 bewegt. In 12 Jahren, so Tricoire werde Sonnenenergie preiswerter sein als Energie, die aus herkömmlichen fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Außerdem wird die IT zum größten Energieverbraucher aufsteigen und in Europa würden etwa die Hälfte der Fahrzeuge durch E-Mobile ersetzt. Große Autobauer wie Daimler oder die Volkswagengruppe arbeiten heute schon an der Verwirklichung dieses Ziels.
2. Teil: „Microgrids in Uttar Pradesh“

Microgrids in Uttar Pradesh

Eine sichere Versorgung mit Energie sei Menschenrecht, unterstrich Schneider-Chef Tricoire weiter. Die Vereinten Nationen haben sich in ihren "Sustainable Development Goals" dazu verpflichtet, bis 2030 allen Menschen einen sicheren Zugang zu Energie zu verschaffen und den Anteil erneuerbarer Energie zu erhöhen. Besonders für ländliche, von der Infrastruktur abgeschnittene Gebiete in der afrikanischen Sub-Sahara, in Indien und in Südostasien sind dabei sogenannte Microgrids eine valable Option.
In Malpur, einem Dorf im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh, hat Schneider Electric mit seiner EcoStruxure for Energy Access bereits erfolgreich ein Energienetz installiert. In Uttar Pradesh müssen 54 Prozent der Haushalte ohne Elektrizität zurechtkommen. Sie benutzen zur Beleuchtung ihrer Heime auch heute immer noch Kerosinlampen. Das Potenzial für die Elektrifizierung von Haushalten, Straßenlaternen und Wasserpumpen mithilfe von Microgrids sei gross.
Bis heute haben die Franzosen weltweit 350 Picogrids mit einem Kilowatt-Peak von unter 4 kWp und mehr als 600 Microgrids für die Elektrifizierung abgelegener, ländlicher Gebiete im Einsatz. Die versorgten Haushalte spüren die Vorteile sofort, auch im Portemonnaie. Typischerweise verschlingen die Kosten für Energie zwischen 20 und 25 Prozent des Einkommens der Familien. Microgrids konnten diese Kosten um 15 bis 20 Prozent senken.

Machine-as-a-Service

Im Fiskaljahr 2017 setzte Schneider Electric 24,7 Milliarden Euro um. 43 Prozent des Umsatzes entfielen im vierten Quartal dabei auf Gebäude, 23 Prozent auf Industrieanlagen, 20 Prozent auf den Sektor Energie/Infrastruktur und 14 Prozent auf IT. Mit seiner Plattform EcoStruxure Machine stösst das Unternehmen auch in den profitablen Markt der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) vor. Ziel ist dabei, für den Betrieb des Maschinenparks wichtige KPIs zu messen, zu analysieren und falls nötig Wartungs- und Reparaturarbeiten remote durchzuführen. Das betriebswirtschaftliche Konzept dahinter heißt Machine-as-a-Service. Die Zeiten, in denen Maschinenbauer ein Produkt ablieferten und das wars dann, die sind endgültig vorbei. Anbieter müssen sich heute durch ein kombiniertes Produkt- und Dienstleistungspaket von der Konkurrenz absetzen, um weiterhin am Markt erfolgreich zu sein.

Blockchain mit Microsoft

Mit seiner neuen EcoStruxure for Food & Beverage stellt Schneider Electric einen neuen Prototyp für eine End-to-End-Lösung für den sicheren Transport von Nahrungsmitteln und Getränken vom Produzenten bis zum Händler vor. Der französische Konzern partnert dabei mit Microsoft, nutzt die Microsoft Azure Cloud – wie für die gesamte EcoStruxure-Architektur – und die Blockchain-Technologie aus Redmond. Denn der Transport verderblicher Ware unterliegt einem strengen Reglement: Gesetzesvorschriften müssen eingehalten werden, um Gesundheitsrisiken für den Verbraucher möglichst auszuschließen. Und so funktioniert die Lösung: Ein Sensor erfasst wichtige Daten wie Temperatur, Lichtexposition oder Luftfeuchtigkeit und sendet sie in regelmäßigen Zeitabständen in die Blockchain-Cloud. Händler oder Versicherer können anhand dieser Daten sicher nachvollziehen, ob ein Transport sachgemäß durchgeführt worden ist und ob zum Beispiel Schadensersatzansprüche gerechtfertigt sind.

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