Business-IT
17.10.2017
Für KMUler
1. Teil: „Webhosting-Markt: Mehr als nur ein Baukasten“

Webhosting-Markt: Mehr als nur ein Baukasten

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Maksim Kabakou / Shutterstock.com
Der Webhosting-Markt für kleine und mittelständische Unternehmen wandelt sich. Weg von reinen DIY-Baukastenprinzip hin zu branchenspezifischen "Build it for me" (BIFM)-Angeboten.
Dieser Artikel wurde von Steffen Heym verfasst, Mitglied der Geschäftsleitung und CMO bei web4business.
Ganz gleich ob Handwerker, Friseur oder Steuerberater - wer einen lokalen Dienstleister sucht, der bemüht nicht erst seit gestern zuerst das Internet. Wir suchen auf Google nach Firmen, wollen Preise und Produkte vergleichen, wissen, wie das neue Sofa in unserem Wohnzimmer aussehen könnte, oder per E-Mail und Chat mit Firmen in Kontakt treten. Die Fülle digitaler Services aus Empfehlungs-, Vergleichs- und Branchenportalen belegt: Ohne eine eigene Webseite kann im Grunde kein Unternehmen mehr überleben.

Eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten

Diese Erkenntnis war die Geburtsstunde der Homepage-Baukästen. Der Webdesigner ist zu teuer, komplett selber machen ist zu kompliziert und es mangelt an Kompetenz in diesem Bereich? Dann ist ein Baukasten mit Vorlagen und vorkonfigurierten Bausteinen genau das richtige, dachten sich die Telekommunikationsunternehmen und Webhoster vor einigen Jahren. Doch so ganz ist die Rechnung nicht aufgegangen. 30 Prozent der Unternehmen in Deutschland hatten laut Statistischem Bundesamt 2016 noch immer keine eigene Webseite - mal ganz abgesehen von stümperhaft erstellten Webseiten oder den immer gleichen, austauschbaren Vorlagen.
DIY-Lösungen rechnen sich besonders für das globale Geschäft der Webhoster - wenig Kosten, wenig Service, wenig Aufwand. Doch damit scheitert der standardisierte Bausatz an unterschiedlichen regionalen Bedürfnisse oder branchenspezifische Besonderheiten, wie wir sie insbesondere in Deutschland kennen.
Darüber hinaus liegt der natürliche Fokus gerade von Kleinunternehmen auf dem eigentlichen Kerngeschäft - da bleibt wenig Zeit für die branchenspezifische Anpassung eines DIY-Angebots. Die Alternative ist wiederum ein Profi, der die Seite für das Unternehmen erstellt. Diese sind aber meist zu teuer, haben zu lange Bearbeitungszeiten und es scheitert zudem auch hier nicht selten am branchenspezifischen Know-how. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte, denn ein standardisierter Ansatz, den ein Baukasten bietet, ist für kleine und mittelständische Unternehmen durchaus attraktiv. Allerdings braucht es oft jemanden, der die Umsetzung für die Unternehmen in die Hand nimmt und die Webseite für die Unternehmen erstellt. Und zwar schnell und bezahlbar und mit dem Wissen um die Bedürfnisse und Besonderheiten der jeweiligen Branche.

DIY alleine reicht nicht

Während DIY weiterhin das Rückgrat der Branche bilden wird und sicher auch für nachfolgende Managergenerationen nochmal an Attraktivität gewinnen wird, verlangt die aktuelle Situation nach einer zusätzlichen Service-Ebene, die speziell die Bedürfnisse von Kleinstunternehmen bedient.
Die Werbebranche redet gerne über die Digitalisierung, zitiert Erfolgsbeispiele wie Airbnb oder Tesla und treibt digitale Trends wie Säue durch das Dorf. Dabei vergessen wir aber, dass Zielgruppen in kleinen und mittelständischen Unternehmen eine ganz andere Sprache sprechen. Die Digitalisierung der kleinen Unternehmen fängt damit an, dass wir uns von Begriffen wie "Digitalisierung" verabschieden, denn das Thema ist zu groß und umfangreich und schreckt eher ab. Wir müssen uns auf die konkreten Anwendungsfälle digitaler Services für diese Klientel fokussieren und dafür stellt die Webseite (so sie denn existiert) den zentralen Dreh- und Angelpunkt dar.
Diese Services klingen für Experten dann teils banal, sind Kontaktformulare, Kostenkalkulatoren oder Download-Bereiche bei vielen Unternehmen bereits Gang und Gäbe. Für kleine Betriebe sind sie jedoch der Einstieg in die digitale Anschlussfähigkeit ihres Angebots. Und je nach Branche kommen dann individuelle Tools hinzu - etwa die Online-Tischreservierung im Restaurant, ein Farbdesigner beim Maler oder die Terminvereinbarung im Kosmetikstudio.
Der Bedarf der hier herrscht und der sich je nach Branche unterscheidet, lässt sich kaum mit einem globalen One-Size-Fits-All-Ansatz bedienen. Dafür sind die Unterschiede nicht nur zwischen Branchen, sondern auch zwischen den lokalen Märkten zu groß. Es braucht also im Webhosting lokale und branchenspezifische Kompetenzen, um - aufbauend auf einem standardisierten Ansatz - Kleinunternehmen bei der Professionalisierung ihres Webauftritts zu unterstützen.
2. Teil: „B2B-Händler sollten die Entwicklung im Auge behalten“

B2B-Händler sollten die Entwicklung im Auge behalten

Wer sich jetzt denkt "Was interessiert’s mich?", der denke bitte einmal kurz über die eigenen Vertriebskanäle nach. Sie vertreiben nur über Ihre eigenen Kanäle und Läden? Mit Kleinbetrieben haben Sie nichts zu tun? Glückwunsch - lehnen Sie sich zurück.
Aber wer ein Netzwerk aus lokalen Vertriebspartnern oder Händlern hat, oder Produkte im Einzelhandel anbietet, muss aktiv werden. Das gleiche gilt, wenn Ihre Lösungen als Brücken zwischen Händler und Endkunde fungieren. Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie Ihre Produkte bei Weiterverkäufern dargestellt werden? Würden Sie einen Vertragshandwerker mit dem Einbau eines Luxus-Badezimmers beauftragen, wenn auf dessen Webseite nur grob-pixelige, veraltete Bilder und keine aktuellen Informationen oder Kosten zu sehen sind? Oder wenn die Webseite allgemein nicht sehr vertrauenserweckend daherkommt?
Bei den Online-Auftritten von Kleinbetrieben geht es oft auch um die Darstellung und das Image der eigenen Produkte von B2B-Unternehmen, die von diesen Partnern vertrieben werden. Daher sollte es im Interesse aller B2B-Händler sein, ihre Partner zu schulen und abzuholen; auch um die Lücke derer zu schließen, die noch über gar keine Webseite verfügen.
Wer den Weiterverkäufer hier alleine lässt, der legt sein Schicksal schlimmstenfalls in die Hände eines 16jährigen Familienmitglieds des Firmenchefs, der im Unternehmen als Digital Native für die Webseite verantwortlich ist. Wenn es besser läuft, kommt ein Webseiten-Baukasten zum Einsatz. Eine Web-Agentur werden sie in den wenigsten Unternehmen finden, denn sie ist den meisten Unternehmen zu teuer. 
Es gilt zudem zu überlegen, welche Services der B2B-Händler seinen Vertriebspartnern an die Hand geben kann, damit dieser die eigenen Produkte besser vertreiben kann. Im Falle des Luxus-Badezimmer-Herstellers könnte es ein Widget zum virtuellen Showroom sein, oder ein interaktiver Badezimmerplaner. Ein Farbenhersteller könnte einen Online-Farbplaner zur Verfügung stellen, damit der Kunde Online überprüfen kann, wie welche Farbmischung an der Wand wirken würde.

"Bin ich schon drin?"

Trotz 28 Jahre World Wide Web haben längst nicht alle Unternehmen den Sprung ins Netz geschafft - nun, zumindest nicht viel weiter als Boris Becker im 1999er AOL-Werbespot. Wer von Laufkundschaft lebt, der mag damit auf den ersten Blick gut leben können, aber auch für solche Unternehmen ändert sich die Welt durch die digitale Realität. Denn die Webseite wird auch zum zentralen Anlaufpunkt für Bewerbungsprozesse, Ausschreibungen, Aktionen oder sogar Personalplanung. Je mehr unserer tagtäglichen Aktionen und Interaktionen online stattfinden, desto wichtiger wird eine professionelle Webpräsenz auch für Kleinbetriebe - ganz praktisch und ohne das wortgewaltige Bohei der "Digitalisierung".

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