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13.08.2019
Unternehmensseite
1. Teil: „Ein Webauftritt aus dem Baukasten“

Ein Webauftritt aus dem Baukasten

Rawpixel.com / shutterstock.com
Baukastenlösungen ermöglichen ein einfaches Erstellen einer Webpräsenz. Einige Angebote ermöglichen eine kostenlose Testphase und setzen nur ein geringes Maß an Know-how voraus.
Wer heute als Firma keine Präsenz im Internet hat, ist für viele Kunden schlichtweg nicht sichtbar. Oftmals sind die Auftritte auch viele Jahre alt, mit längst veraltetem Design und - schlimmer noch - veralteten Informationen, etwa über nicht mehr angebotene Produkte und Services, und ohne Angaben zum aktuellen Portfolio. Die Folge: Die Kunden, ob nun B2C oder B2B, assoziieren das Unternehmen mit verstaubtem Laden.
Viele Unternehmen scheuen den zeitlichen und finanziellen Aufwand für die erstmalige Erstellung einer aktuellen Webseite und ihre kontinuierliche Pflege. Dabei gibt es zahlreiche Website-Baukästen aus dem Internet. Die Anzahl der Anbieter in diesem Bereich ist mittlerweile sehr groß, entsprechend unübersichtlich gestaltet sich die Suche nach dem passenden Paket.

Zunächst austesten

Abhilfe versprechen spezialisierte Webseiten, auf denen die aktuellen Angebote von Jimdo, Strato & Co. präsentiert und auch beurteilt werden.
Robert Brandl ist der Gründer von WebsiteToolTester und überzeugt, jeder könne „heute eine eigene Website erstellen, ohne viel Zeit und Geld investieren zu müssen“. Gerade weil viele Anbieter auch kostenlose Testversionen im Programm haben, erhält man schnell ein Bild davon, ob einem das Content-Management- System zum Einstellen und Pflegen der Inhalte zusagt, ob das Tool genügend Auswahlmöglichkeiten bei der Gestaltung bietet und so weiter.
Wer nun aber hofft, mit einer komplett kostenlosen Lösung das Thema „eigene Website“ schnell und ohne finanziellen Einsatz abhaken zu können, der wird enttäuscht.
Denn einerseits ist der Funktionsumfang der Gratisvarianten immer sehr klein und dürfte vor allem Händlern nicht ausreichen. Zum anderen erhält man ohne Bezahlung keine Domain mit der Endung .de oder .com, sondern eine Subdomain vom Anbieter. Diese lautet dann etwa Unternehmen0815.jimdo.com. „Das mag für private Hobbyseiten völlig in Ordnung sein - für geschäftliche oder gewerbliche Projekte ist das aber nicht zu empfehlen“, so Brandl. Er führt mehrere Gründe gegen so eine Website an: Ein solcher Domain-Name sieht unprofessionell aus. Die Auffindbarkeit bei Suchmaschinen ist deutlich schlechter als bei eigenständigen Seiten. Diese URL kann man sich nur schwer merken. Zudem zeigen manche Anbieter ihre eigene Werbung oder die von Fremdfirmen - auch das kann nicht im Interesse einer Firma sein.
Grundsätzlich ist es laut Brandl empfehlenswert, sich zunächst eine oder mehrere Baukastenlösungen in der Gratisvariante anzusehen, sich dann aber doch zügig für ein Produkt zu entscheiden, bei dem man auch die kommenden Jahre bleiben möchte. Denn der Umzug eines einmal fertiggestellten Online-Portals zu einem anderen Anbieter ist mit enormem Aufwand verbunden, zudem ist nicht gewährleistet, dass dieser dann auch alle Features unterstützt, beispielsweise die nahtlose Integration eines kleinen Webshops.
Die Preise für Websites aus dem Baukasten sind höchst unterschiedlich, je nachdem bei welchem Anbieter man sie bucht und welche Funktionen man benötigt. 1&1 beispielsweise hat mit mindestens sieben Euro einen relativ hohen Minimalpreis pro Monat, dafür lässt sich auch ein Webshop einbinden. Auch bei dem Hamburger Anbieter Jimdo ist man mit mindestens neun Euro monatlich dabei, und auch hier gibt es auf Wunsch einen Online-Shop. Wer es günstiger will, kann sich bei Webnode umsehen, hier starten die Grundgebühren bei 2,95 Euro, und beim Wettbewerber GoDaddy beginnen die Preise schon bei einem Euro im Monat.
2. Teil: „WordPress - eine knifflige Sache“

WordPress - eine knifflige Sache

  • Webseite mit Wordpress: Die Lösung bietet maximale Flexibilität. Das Management erfordert aber Zeit und Fachwissen.
    Quelle:
    com! professional / Screenshot
Eine Alternative, an der man beim Thema Website-Erstellung nicht vorbeikommt, ist WordPress. Viele Betreiber schwören auf diese Lösung, da die damit erstellten Seiten sehr vielfältig erweiterbar sind, etwa wenn man seinen Kunden eine Datenbank zur Verfügung stellen möchte, einen abgeschlossenen Kundenbereich eröffnen oder ein individuelles Design umsetzen will.
Allerdings sind die Grundvo­raussetzungen hier deutlich höher als bei den Baukastenlösungen, die komplett ohne Kenntnisse von FTP (Netzwerkprotokoll zur Datenübertragung) oder MySQL (System zur Verwaltung von Datenbanken) auskommen. WordPress muss zudem regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht werden. „Das Update an sich ist schnell gemacht, allerdings gibt es häufig Konflikte mit einzelnen Plug-ins, die schlimmstenfalls die komplette Website lahmlegen können“, erklärt Robert Brandl.
Support gibt es zudem nur über diverse Foren, eine Hotline wie bei den in der nebenstehenden Tabelle aufgeführten Anbietern sucht man vergebens.
Auf der anderen Seite steht die hohe Zukunftsfähigkeit von WordPress als mit Abstand meistgenutztes Content-Management-System.
Egal für welche Lösung man sich am Ende entscheidet, es muss jedem neuen Website-Betreiber bewusst sein, dass diese kein Selbstläufer sein wird. Es gilt, die Seite für Suchmaschinen gut auffindbar zu machen, den Kunden eine logische Struktur zu präsentieren und ansprechende Inhalte auf die Seite zu stellen. Mit einem News-Bereich kann man etwas fürs Google-Ranking tun und die Kunden dazu animieren, immer wieder auf der Website vorbeizuschauen. Eine Webpräsenz ist also in jedem Fall mit zusätzlicher Arbeit verbunden, diese kann sich aber sehr schnell in zusätzlicher Kundschaft auszahlen.
Baukastenlösungen für Webseiten (Auswahl)
3. Teil: „Im Gespräch mit Robert Brandl, Betreiber von WebSiteToolTester“

Im Gespräch mit Robert Brandl, Betreiber von WebSiteToolTester

  • Robert Brandt: Betreiber von WebSiteToolTester
    Quelle:
    WebSiteToolTester
Welche ersten Schritte sollten Firmen bei der Erstellung einer neuen Website unternehmen und welche Fehler gilt es zu vermeiden? com! professional sprach darüber mit Robert Brandl von WebSiteToolTester.
com! professional: Was sind die größten Fehler, die Unternehmen beim Erstellen einer Website machen?
Robert Brandl: Wir erleben es oft, dass die Leute versuchen, erst den kompletten Markt der Homepage-Anbieter zu analysieren und vorab zig Fragen beantwortet haben möchten, bevor sie anfangen, die Website zu erstellen.
Mein Tipp wäre, sich zwar durchaus zu informieren, welche Homepage-Baukästen oder welches Content-Management-System infrage kommt, dann aber auch schnell loszulegen und auszuprobieren, ob man mit den Tools zurechtkommt. So gut wie alle Anbieter stellen einen kostenlosen Test zur Verfügung, sodass es praktisch kein Risiko gibt.
com! professional: Welche Zusatzfunktionen lohnen sich, um die Basisbaukästen der Anbieter sinnvoll aufzuwerten?
Brandl: Als Unternehmen, das vor allem lokal Geschäfte macht, muss man natürlich in der lokalen Google-Suche vertreten sein. Dadurch kann man sehr viele Besucher auf die Website be­kommen. Von daher ist der Google-Maps-Eintrag unentbehrlich. Noch immer gibt es viel zu viele lokale Geschäfte, die ihren Google-Eintrag nicht aktiv managen.
In der heutigen Zeit ist es natürlich essenziell, dass die Web­site auch mobilfreundlich ist. Glücklicherweise haben das alle modernen Homepage-Baukästen berücksichtigt. Auch sollte man sich E-Mail-Adressen besorgen, die über die Domain der Website laufen. Es kommt etwas unprofessionell rüber, wenn die Mail-Adresse zum Beispiel „xyzhandel@gmx.de“ lautet.
Eine weitere Zusatzfunktion könnte ein eigener Online-Shop sein. Heutzutage ist es weder teuer noch besonders kompliziert, ein E-Commerce-Business zu starten. Wichtig ist aber, dass die Prozesse durchdacht sind, worunter vor allem die Kundengewinnung und die Logistik fallen.
com! professional: Wie viel Zeit muss man für die fortlaufende Pflege und Aktualisierung der Website einplanen?
Brandl: Das kommt darauf an, was man damit machen möchte. Wer immer die aktuellen Tarife und Angebote auf seiner Website widerspiegeln möchte, der muss schon etwas Zeit einplanen. Wer dies nicht tut, kommt wahrscheinlich mit zwei bis vier Updates im Jahr hin. Wer hoch in der organischen Google-Suche positioniert sein möchte, sollte natürlich eher einmal öfter die Website aktualisieren.
com! professional: Ist ein News-Bereich sinnvoll oder reicht für den Anfang auch eine einfach Seite, um den Kunden eine Anlaufstelle im Web zu bieten?
Brandl: Ein News-Bereich beziehungsweise ein Blog kann sich aus zwei Gründen lohnen: Man hat bereits eine Leserschaft und will diese unterhalten und informieren. Dies kann dann auch gut in Kombination mit Social Media und einem Newsletter passieren. Der andere Grund heißt Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO. Man möchte auf Google mit relevanten Suchbegriffen zu finden sein und darüber neue Kunden gewinnen.
In beiden Fällen bedarf es einer durchdachten Strategie, damit der Aufwand am Ende auch fruchtet. Wer einfach nur locker darauflosschreibt, wird in den meisten Fällen leider keine allzu großen Erfolge genießen können.

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