Business-IT
29.05.2020
Ab in die Cloud
1. Teil: „So gelingt die Transformation mit SAP“

So gelingt die Transformation mit SAP

SAPSAPSAP
Iurii Motov / shutterstock.com
Für SAP-Nutzer ist die Digitalisierung ein mühsamer Weg.
  • Die größten Hürden: Fehlende Ressourcen und eine fehlende digitale Unternehmenskultur hemmen die Digitalisierung von SAP-Projekten am meisten.
    Quelle:
    DSAG, Sommer 2019 (n = 270)
Digitalisierung hat viele Seiten: Auf den richtigen Dreh kommt es an - so lautete das Motto der Technologietage 2020 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Viele SAP-Nutzer suchen offensichtlich noch diesen richtigen Dreh: Der Status der digitalen Transformation hinkt in den Mitgliedsunternehmen der SAP-Anwendergruppe zufolge den Erwartungen aus dem Vorjahr hinterher, meldete die DSAG auf Basis einer Mitgliederumfrage im Sommer 2019.
Als Hürden wurden organisatorische Herausforderungen in den Unternehmen, aber auch spezifische Ursachen seitens der SAP-Lösungen genannt. „Fast die Hälfte der Ideen für Digitalisierungsvorhaben verlaufen im Sand. Dafür gibt es organisatorische, aber auch technische Gründe“, erklärte der DSAG-Vorstandsvorsitzende Marco Lenck. Im technischen Bereich spielen insbesondere die Cloud-Lösungen von SAP wie S/4HANA eine Rolle, die die Grundlage der weiteren SAP-Strategie und der Digitalisierungsprojekte der SAP-Nutzer bilden.
In den kommenden drei Jahren sind in vielen Unternehmen Umstellungsprojekte geplant, so die DSAG. Abgeschlossene S/4HANA-Projekte können aktuell nach wie vor nur wenige Unternehmen verkünden. Das liegt aber nicht nur an den Anwendern. DSAG-Technologievorstand Steffen Pietsch stellte anlässlich der Technologietage 2020 fest, dass insbesondere einige Cloud-Produkte von SAP noch nicht den Reifegrad der bisher eingesetzten On-Premise-Lösungen aufweisen.

Richtige Orientierung finden

SAP-Anwender, die in Richtung Cloud Computing gehen, sollten sich zuerst über ihr wirkliches Ziel klar werden. „Cloud ist das Fahrzeug auf dem Weg der Transformation, nicht das Ziel”, sagt der Gartner-Analyst Paul Saunders. „Unternehmen, die in die Cloud wechseln wollen, verpassen den Punkt, und SAP war in seinen Aussagen nicht klar genug. SAP und seine Partner müssen den Wert des intelligenten Unternehmens erläutern und erklären, wie Cloud-Technologien helfen können. SAP und seine Kunden sind oft noch zu technologieorientiert.”
Paul Saunders empfiehlt, den Blickwinkel auf die Digitalisierung zu ändern, um besser transformieren zu können. „Bei der Digitalisierung geht es nicht um Anbieter und Technologien. Unternehmen, die sich der Digitalisierung aus SAP- oder Vendor-Sicht nähern, werden also nicht gut abschneiden”, so Saunders. „SAP hat einige großartige Angebote und einige wirklich engagierte Leute, aber sie müssen ihren Kunden helfen.” Der Gartner-Analyst hat konkrete Vorschläge, wie SAP seine Kunden mehr unterstützen kann: „SAP muss seine fünf Jahrzehnte lange Erfahrung und sein Wissen in Geschäfts-, Industrie- und Unternehmensanwendungen nutzen, um seinen Kunden zu helfen. Beim ersten Gespräch mit einem Kunden muss es darum gehen, zuzuhören, nicht zu verkaufen”. SAP verfüge über viele großartige Programme und Teams, die Kunden unterstützen, wie SAP Movement, SAP Embrace, SAP Design, SAP Customer First. Aber: „Nur wenige Unternehmen sind sich dessen bewusst.”
2. Teil: „Die Cloud alleine digitalisiert nicht“

Die Cloud alleine digitalisiert nicht

  • "Plant Ihr Unternehmen den Umstieg auf S/4HANA?"
    Quelle:
    DSAG-Investitionsreport 2020 (n = 288), rundungsbedingt nicht 100 Prozent
„Digitale Transformation hat ja bekanntlich nicht nur mit Software zu tun, sondern auch mit der richtigen Innovationskultur”, betont auch Frank Niemann, Vice-President Enterprise Applications & Related Services beim Beratungsunternehmen PAC. „Oft ist nicht allein die Technik, sondern die handelnden Personen und die Führungsetage der limitierende Faktor für Veränderungen.”
Trotzdem: SAP-Nutzer, die veraltete Software nutzen und welche die heutigen Geschäftsprozesse in den einzelnen Firmenbereichen mehr schlecht als recht unterstützen, stehen vor der Herausforderung, ein modernes ERP-Backend zu schaffen, das die heutigen und vor allem die zukünftigen Anforderungen unterstützt.
„Die Migration auf SAP S/4HANA inklusive einer Transformation der ERP-gestützten Geschäftsprozesse kann ein Weg dahin sein”, meint Frank Niemann. „Je nach Größe des Unternehmens kann diese Migration jedoch einen großen Teil des IT-Budgets verschlingen, so dass für Digitalisierungsvorhaben Ressourcen fehlen. Somit müssen Firmen mitunter andere Projekte verschieben.”

Beziehung von SAP und Cloud

SAP-Nutzer sollten zudem ein differenziertes Bild ihrer Cloud-Aktivitäten vor Augen haben. Sie sind nicht am Beginn ihrer „Cloud-Reise“, sondern schon mittendrin. Dabei spielt SAP aber nicht die führende Rolle. Bei Cloud sollten sich SAP-Kunden nicht zu stark auf SAP konzentrieren. So nutzen SAP-Kunden schon länger Cloud-Anwendungen, und zwar sowohl von SAP (zum Beispiel SuccessFactors, Ariba und die SAP Analytics Cloud) als auch von zahlreichen Wettbewerbern wie Salesforce, Workday und Microsoft (Office 365, Dynamics CRM), wie Frank Niemann von PAC unterstreicht.
Die Cloud ist im SAP-Kontext auch als Betriebsumgebung für SAP S/4HANA relevant. Firmen planen, ihre ERP-Software in den Cloud-Rechenzentren von AWS, Google, Microsoft, IBM oder SAP zu betreiben und somit den Betrieb von In-house auf die Cloud umzustellen, erläutert der PAC-Analyst. „Hier spielt SAP zwar auch eine gewisse Rolle, doch die anderen Cloud-Provider werden hier deutlich schneller wachsen und mehr Kunden gewinnen. SAP arbeitet daher mit diesen Cloud-Anbietern beim Thema Public-Cloud-Hosting von ERP-Software zusammen, statt ihnen in großem Stil Konkurrenz zu machen“, so Frank Niemann.
Daneben gibt es Nutzer von Platform-as-a-Service-Umgebungen wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud Platform. Diese bieten zahlreiche Services etwa für Datenanalyse, Künstiche Intelligenz, Integration und Internet of Things, mit denen immer mehr Firmen arbeiten. Die Nutzung steht dabei nicht unbedingt in Zusammenhang mit den SAP-Systemen, die die Firmen betreiben, sagt der PAC-Analyst.
„Auch SAP Cloud Platform bietet solche Dinge, allerdings finden wir, dass die genannten Cloud-Spezialisten mehr zu bieten haben. Letztere sind jedoch gleichzeitig Partner der SAP: Die SAP Cloud Platform nutzt als Betriebsumgebung die Cloud-Infrastruktur von Microsoft, Google und AWS“, erläutert Frank Niemann.
Forderungen an SAP der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe
Harmonisierung
  • OneSAP-Experience: Benutzeroberflächen, Erweiterungskonzepte und Betriebsaspekte aus einem Guss
  • Security-by-Default für alle Produkte
  • Übergreifendes Security-Dashboard mit allen sicherheitsrelevanten Aspekten für On-Premise-Produkte und Cloud-Lösungen
Technische und semantische Integration
  • Durchgängige, konsistent und konsequent umgesetzte API-Strategie
  • Technisch und semantisch kompatible Datenmodelle
  • Klare Aussagen zur Weiterentwicklung des Business Partners
Planungs- und Investitionssicherheit
  • Evolutionäre Software-Entwicklung statt disruptivem Wechsel
  • Klar verständliche, verlässliche und zukunftssichere Planung und Roadmap
3. Teil: „Der richtige Ansatz: Brownfield oder Greenfield“

Der richtige Ansatz: Brownfield oder Greenfield

Eine der zentralen Fragestellungen bei der Migration auf S/4HANA ist zudem die Überlegung, ob der Brownfield-Ansatz - also die Migration des bestehenden Systems sowie dessen Prozesse zum neuen System - oder der Greenfield-Ansatz - die Neuimplementierung des SAP-Systems - genutzt wird. „Mehr als jedes zweite untersuchte Unternehmen (57 Prozent) wird sich nach aktuellem Planungsstand für den Brownfield-Ansatz entscheiden und die Prozesse weitestgehend unverändert lassen“, so Mario Zillmann, Partner bei den Analysten von Lünendonk & Hossenfelder und Autor der Studie „Mit S/4HANA in die digitale Zukunft - Status, Ziele und Trends bei der Einführung von S/4HANA im deutschsprachigen Raum”.
Die wesentlichen Gründe für den Brownfield-Approach sind vor allem die weitere Nutzung und die Optimierung der bestehenden Prozesse und Strukturen (51 Prozent). Ein Drittel spricht sich dafür aufgrund der schnelleren Umsetzung im Vergleich zum Greenfield-Ansatz aus. Weitere Gründe stellen der geringere Aufwand sowie niedrigere Kosten durch den Brownfield-Ansatz dar.
Demgegenüber bevorzugen 25 Prozent der befragten Unternehmen den Greenfield-Ansatz. Die Hälfte der Unternehmen gibt an, sich für diesen Ansatz zu entscheiden, um sich von Altlasten zu befreien und eine neue Systemlandschaft aufbauen zu können, mit der sie für die Zukunft gerüstet sind. Weiterhin entschieden sich 25 Prozent der Befragten für die Neuaufsetzung des ERP-Systems, da somit keine Einschränkung der laufenden Geschäftsprozesse stattfindet.

Sicherheit optimieren

Die Bedeutung von Sicherheit bei der digitalen Transformation wird kaum jemand bestreiten. Deshalb müssen SAP, die SAP-Anwender und die SAP-Dienstleister noch deutlich mehr tun für die Security. „SAP verfügt bereits heute über eine Vielzahl von Security Features, wie Datenbankverschlüsselung, und informiert Anwender und insbesondere deren Administratoren über eine Vielzahl von Features“, erklärt der PAC-Analyst Frank Niemann. „SAP verhindert aber nicht, dass beispielsweise Systeme mit Standard-Passwörtern betrieben werden. Es wäre ein leichtes, dies zu unterbinden.“
Niemann hat eine weitere Empfehlung zur Steigerung der Security: „SAP und ihre Partner sollten den SAP-Nutzer über mögliche Bedrohungen informieren. Denn auch ein an sich sicheres Produkt nutzt wenig, wenn die Anwenderunternehmen nicht selbst für Sicherheit sorgen. Hierbei geht es nicht nur um die Produkte von SAP, sondern auch jenen von Drittanbietern, etwa Betriebssysteme, Middleware und Datenbanken.“
Bei Security darf es also nicht nur um die SAP-Sicherheit oder nur um Cloud-Sicherheit gehen. Der Forrester-Analyst George Lawrie rät zu einer anderen Sicht auf die Security, eine Sicht auf die Daten selbst: „S/4 HANA bietet die Möglichkeit, alle Arten von Unternehmensdaten auf Mobilgeräten Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und anderen Dritten zugänglich zu machen. Während wir häufig von den ziemlich veralteten Bedenken hinsichtlich Unternehmensdaten in der Cloud gehört haben, erkennen anspruchsvollere SAP-Benutzer, dass in der digitalen Wirtschaft der Schlüssel nicht mehr die Perimetersicherheit, sondern die Tiefenverteidigung (Defense in Depth) ist. Zum Beispiel welche Datenelemente und welche Wertebereiche nach Datenelementen darf dieser Benutzer sich anzeigen lassen oder aktualisieren?“ Der Fokus sollte also nicht auf Cloud oder Perimeter liegen, sondern auf der Datensicherheit selbst.

Fazit

Es zeigt sich: Es gibt viele Bereiche, in denen sich SAP-Anwender neu orientieren sollten, sei es die Wahl des für das Unternehmen passenden Migrationsverfahrens, die Steigerung der Sicherheit duch einen Fokus auf die Daten, die Betrachtung der Cloud-Strategie insgesamt im Unternehmen und die Planung der digitalen Transformation auch losgelöst von Cloud und SAP. Digitale Transformation bedeutet immer auch eine Transformation der Sichten und des Denkens. Dafür ist die Cloud-Migration der SAP-Nutzer nur ein Beispiel von vielen.
SAP S/4HANA - Erfahrungen von Unternehmen in der DACH-Region
  • 47 Prozent der befragten Unternehmen haben das Umstellungsprojekt zu SAP S/4HANA gestartet oder umgesetzt.
  • Rund 50 Prozent der Unternehmen rechnen für die Umstellung mit einer Projektdauer von mindestens drei bis fünf Jahren.
  • 75 Prozent aller befragten Unternehmen wollen im Zuge der Umstellung ihre Prozesse standardisieren.
  • Zur Sicherstellung der Ressourcen greifen die Unternehmen, die mit der Umstellung bereits begonnen haben, zu 70 Prozent auf SAP-Implementierungspartner zurück, 30 Prozent holen sich Unterstützung für die fachliche Konzeption.
  • Als größten Kostentreiber identifizieren 68 Prozent aller Unternehmen den externen Aufwand für die Umstellung. Immerhin 65 Prozent der Befragten rechnen aber nach der Umstellung mit jährlich wiederkehrenden Einsparungen. Zugleich rechnet mehr als die Hälfte der Unternehmen mit geringeren Prozesskosten.
4. Teil: „Im Gespräch mit Steffen Pietsch, Vorstand Technologie bei der DSAG“

Im Gespräch mit Steffen Pietsch, Vorstand Technologie bei der DSAG

  • Steffen Pietsch: Vorstand Technologie bei der DSAG
    Quelle:
    DSAG
Steffen Pietsch ist seit Oktober 2018 Vorstand Technologie bei der Deutschen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Von 2009 bis Dezember 2018 war er Sprecher des Arbeitskreises Development. Hauptberuflich verantwortet er in dem Softwareudn Medien-Unternehmen Haufe Group den Bereich Business Applications.
com! professional: Das Interesse und die Investitionen im Bereich Cloud Computing steigen insgesamt. Laut DSAG ist bei den Cloud-Lösungen von SAP noch Luft nach oben und bei den Applikations-Plattformen liegt Microsoft Azure deutlich vor der SAP Cloud Platform (SCP). Warum ist dies so?
Steffen Pietsch: Dass Microsoft Azure bei den Applikations-Plattformen vor der SAP Cloud Platform liegt, kann darauf zurückzuführen sein, dass Unternehmen Microsoft vorrangig als generelle Digitalisierungsplattform einsetzen. Die SCP wiederum ist - so unsere Einschätzung - eher als Plattform für Lösungen von SAP die erste Wahl.
com! professional: Sind SAP-Nutzer mit Azure besser beraten oder ist dies nur als Zwischenlösung zu sehen?
Pietsch: Wir erwarten auch mittel- und langfristig, dass Unternehmen mehrere Platform-as-a-Service-Lösungen einsetzen. Für Anwendungsfälle mit starkem SAP-Bezug ist und bleibt die SAP Cloud Platform die naheliegende Wahl. Für Digitalisierungsvorhaben ohne oder nur mit geringer SAP-Integration werden Unternehmen vermutlich auch künftig eher auf Non-SAP-PaaS-Lösungen setzen.
com! professional: Was muss geschehen, damit die SAP Cloud Platform stärker genutzt wird?
Pietsch: Generell muss SAP in die Integrationsfähigkeit ihres Applikationsportfolios investieren. Das gilt für On-Premise- und Cloud-Applikationen gleichermaßen. Dazu zählen insbesondere geeignete APIs zur Daten- und Prozessintegration sowie die Implementierung des Event-Konzepts. Damit wird es möglich, in PaaS-Lösungen auf Business-Events zu reagieren, zum Beispiel auf die Anlage oder Änderung eines Kundenauftrags oder einer Bestellung. Für eine stärkere Adaption der SCP müssen die Services zu einem wettbewerbsfähigen Preis und einem Cloud-fähigen Preismodell wie Pay-per-Use angeboten werden.
Gerade letzteres hilft, um die SCP beziehungsweise einzelne Services im produktiven Umfeld zu evaluieren. Darüber hinaus ist es zwingend erforderlich, dass SAP betriebswirtschaftlich ausgerichtete Business-Services bereitstellt und darüber einen Mehrwert bietet, während wir bei den klassischen Hyperscalern eher einen reinen Technologiefokus sehen.
com! professional: Der Status der digitalen Transformation hinkt in den DSAG-Mitgliedsunternehmen den Erwartungen aus dem Vorjahr hinterher. Welche besonderen Herausforderungen gibt es für SAP-Nutzer bei der Digitalisierung?
Pietsch: In erster Linie stehen SAP-Anwenderunternehmen vor drei großen Herausforderungen. Erstens: Das SAP-Portfolio ist in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Akquisitionen gewachsen, wie durch Hybris, Gigya, CallidusCloud und Qualtrics. Durch die Zukäufe und Eigenentwicklungen ist ein heterogenes Portfolio unterschiedlichster Technologien und Konzepte entstanden.
Zweitens: Durch die Weiterentwicklung des SAP-Portfolios und Akquisitionen überschneiden sich Produkte einerseits funktional. Gleichzeitig weisen einige Cloud-Produkte noch nicht den Reifegrad der bisher eingesetzten On-Premise-Lösung auf.
Drittens: Unternehmen setzen bei Digitalisierungs- und Transformationsvorhaben in der Regel auf verschiedene Applikationen und Systeme. Um eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie umsetzen zu können, müssen die eingesetzten Komponenten integrierbar sein. So lassen sich Bruchstellen bei systemübergreifenden Prozessen vermeiden. Beim Thema Integration muss SAP aber noch an der einen oder anderen Stelle nachbessern.
com! professional: Wo müsste SAP mehr unterstützen?
Pietsch: Neben einer nahtlosen technischen und semantischen Integration muss SAP aus Anwendersicht auch bei der Dualität von Cloud und On-Premise nachbessern, Investitions- und Planungssicherheit schaffen sowie realistische Migrationsstrategien liefern.
com! professional: Wo müssten SAP-Dienstleister neue oder andere Services anbieten, um die Digitalisierung zu beschleunigen?
Pietsch: Digitalisierungsvorhaben benötigen technische und betriebswirtschaftliche Kompetenz. SAP-Partner sind daher aufgefordert, Beratungskompetenz in beiden Dimensionen aus einer Hand zu liefern. Bezogen auf den Technologie-Aspekt ist es erforderlich, dass Dienstleister einerseits Expertise in aktuellen SAP-Technologien aufbauen und nicht erst gemeinsam mit dem Kunden im Projekt lernen. Andererseits basieren Digitalisierungsprojekte vielfach nicht ausschließlich auf dem Einsatz von SAP-Software. Wir erwarten daher neben ausgeprägter SAP-Expertise den Blick über den Tellerrand. Im Hinblick auf betriebswirtschaftliche Kompetenz ist es erforderlich, dass Partner den Business-Case des Kunden im Blick haben, beziehungsweise dabei helfen, weitere Potenziale zu identifizieren.
com! professional: Und was muss sich im Bereich Security bei SAP tun?
Pietsch: SAP muss die Kunden bestmöglich unterstützen, um die Sicherheit der IT-Landschaften zu gewährleisten. Eine Kernforderung der DSAG an SAP ist daher, dass die Software bereits im Auslieferungszustand sicher konfiguriert sein muss. Bei S/4HANA 1909 ist das mittlerweile der Fall. Aus Anwendersicht war das ein wichtiger Schritt, und wir wünschen uns, dass dieses Konzept weiter ausgebaut und auch auf andere SAP-Produkte ausgerollt wird. Darüber hinaus wünschen wir uns bereits seit längerem ein übergreifendes Security-Dashboard. Wir erwarten, dass SAP endlich ein übergreifendes Design entwickelt und die sicherheitsrelevanten Aspekte in einem Dashboard sowohl für On-Premise-Produkte als auch für Cloud-Lösungen zusammenfasst.
com! professional: Was müssen die SAP-Nutzer selbst tun?
Pietsch: Die Sicherheit von SAP-Systemen erfordert auf Kundenseite Expertise und Zeit. Davon betroffen sind verschiedene Rollen im Unternehmen, unter anderem Entwickler und Administratoren. Hierfür müssen Unternehmen die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen und entsprechende Kompetenzen aufbauen.
Wir nehmen wahr, dass die Unternehmen unterschiedlich sensibilisiert sind für SAP-Security und somit die vorhandenen Angebote ungleich stark genutzt werden. Wir empfehlen SAP-Kunden einen klaren Fokus auf SAP-Security zu legen. Sicherheit ist nicht optional.

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