29.08.2016
Wärmebild fürs Smartphone
1. Teil: „Seek Thermal Compact im Praxis-Test“
Seek Thermal Compact im Praxis-Test
Autor: Christopher Bertele
Seek Thermal
Vom Hersteller Seek Thermal gibt es zwei kompakte Ansteckkameras, mit denen auch Privatanwender Wärmebildaufnahmen mit dem iPhone machen können. com! professional hat beide Modelle in der Praxis getestet.
Was waren das noch für Zeiten, als man an sein Siemens S55 die mitgelieferte VGA-Kamera anstecken musste, um mal eben ein Foto zu schießen. Wer heute an sein Smartphone ein klar als Kamera erkennbares Gerät ansteckt, wird von den Passanten schon mal neugierig und auch misstrauisch beäugt. Bei dem Gadget handelt es sich um eine kompakte Thermalsicht-Cam vom Hersteller Seek Thermal, das Gerät verwandelt jedes iPhone oder Android-Gerät in eine Wärmebildkamera.
Eine Installation ist quasi nicht erforderlich, man muss sich und das Produkt lediglich bei Seek Thermal registrieren. Die App wurde vor einigen Wochen komplett überarbeitet und bietet nun verschiedene Video-Tutorials, die den User durch die einzelnen Funktionen führen. In der Hauptansicht kann man verschiedene Einstellungen wählen, etwa das Farbspektrum, mit dem die Temperaturunterschiede dargestellt werden sollen. So kann man beispielsweise von einer einfachen und kontrastreichen Schwarz-Weiß-Anzeige mit einem Klick auf Rot-Blau umschalten, wobei Rot wärmere Bereiche kennzeichnet, Blau steht für kühlere.
Bei der Benutzung muss man sich im Vergleich zur integrierten Smartphone-Kamera etwas umstellen, da die Seek Thermal Compact (35 Grad) ebenso wie die XR-Version (20 Grad) einen anderen Winkel besitzen. Das 300-Euro-Modell eignet sich mit dem Fixfokus vor allem für den Indoor-Einsatz, wer beispielsweise Tiere im Wald erkennen will, bekommt mit der XR ein deutlich weiteres Erfassungsfeld. Die versprochenen 550 Meter konnten wir im Test allerdings nicht bestätigen, ab 480 Metern waren auf dem Kamerabild keine Temperaturunterschiede mehr auszumachen.
2. Teil: „Hohe Genauigkeit bei der Temperaturmessung“
Hohe Genauigkeit bei der Temperaturmessung
Im Testbetrieb reichten die Pixel locker aus, um den Zweck zu erfüllen. So konnten wir bei einem Fließenboden die verlegte Fußbodenheizung genau erkennen, einen möglichen Defekt hätten wir somit auch ohne den teuren Besuch eines Handwerkers feststellen können. In einem Solarpark ließ sich mit einem Blick herausfinden, dass eines der Panels offenbar defekt war.
Ein Einsatzszenario für Gebrauchtwagenkäufer konnten wir ebenfalls ausprobieren. Das zu begutachtende Fahrzeug wird aus der kühlen Garage in die pralle Sonne gefahren, wo sich natürlich das Metall der Karosserie erhitzt. Hat der Vorbesitzer an einer Stelle gespachtelt, so sieht man das durch den zeitlich versetzten Anstieg der angezeigten Temperatur im betreffenden Bereich der Karosserie. Dieselbe Methode bieten übrigens Spezialisten für mehrere hundert Euro an – dann natürlich mit professioneller Ausrüstung in einer mobilen Werkstatt mit hochauflösender Kamera.
3. Teil: „Akku-Killer Seek Thermal Compact“
Akku-Killer Seek Thermal Compact
Sie denken, Pokémon Go würde den Akku des Smartphones schnell leer saugen? Die Seek Thermal-Kameras schaffen einen vollen iPhone 6s-Akku in 40 Minuten! Wer längere Einsätze plant, kommt also um eine Powerbank nicht herum – allerdings kann man während des Ladens die Kamera nicht benutzen, da ja der Steckplatz belegt ist. Für Videoaufnahmen sind die Geräte übrigens nur sehr bedingt geeignet, da alle zwei Sekunden eine Selbstkalibrierung der Kamera stattfindet, was die ohnehin magere Bildrate von 9 fps zusätzlich einschränkt.
Der Preis ist mit 299 beziehungsweise 349 Euro akzeptabel, sofern man vorhat, die Kamera regelmäßig zum Einsatz kommen zu lassen, etwa zum Aufspüren von Kältebrücken in der Wohnung, der Kontrolle von Motoren aller Art oder dem schlichten Aufspüren der ausgebüxten Katze. Negativ aufstoßen dürfte manchem Nutzer dagegen die seit dem App-Update zwingend erforderliche Registrierung.
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