Mobile Geräte
02.03.2017
Testing für mehr Qualität
1. Teil: „Schlechte Apps bekommen keine zweite Chance“

Schlechte Apps bekommen keine zweite Chance

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Fotolia.com / Dream79
Mobile Apps müssen auf Anhieb funktionieren, sonst werden sie sofort wieder gelöscht. Tests sind deshalb unabdingbar. Agenturen bieten dafür verschiedene Methoden an.
Mehr als 2,3 Millionen sind es im Google Play Store, weitere gut zwei Millionen sind im Apple App Store zu finden - die Anzahl an Apps ist schier unüberschaubar, jede buhlt um die Gunst der Anwender. Entscheiden sich Nutzer für ­eine App, muss dieser erste Kontakt unbedingt erfolgreich sein. Denn wenn die App sich nicht problemlos installieren lässt, beim Öffnen abstürzt, die Handhabung zu kompliziert ist oder die Verbindung mit Gadgets wie Fitnessarmbändern nicht klappt, gibt es keine zweite Chance.

Imageschäden durch schlechte Rezensionen

"Wenn unzufriedene Nutzer ihrem Unmut über die mangelnde Qualität dann auch noch in App-Store-Rezensionen Ausdruck verleihen, ist der Imageschaden perfekt", resümiert Jan Wolter, EU-Geschäftsführer bei Applause. Die Berliner haben sich auf das Testen von Apps spezia­lisiert.
Grundsätzlich, so meinen die Experten übereinstimmend, müssen alle Apps getestet werden - ganz gleich ob E-Commerce- oder Fitness-App oder eine Anwendung für das mobile Bezahlen. Ausnahmen gibt es keine, denn: "Es gibt keine Software, die von Anfang an fehlerfrei auf unterschiedlichen Geräten läuft und außerdem noch benutzerfreundlich ist", ist sich Philipp Benkler, Geschäftsführer des Dienstleisters Testbirds, sicher.
Generell geht es beim Testen darum, die Qualität einer App zu verbessern, indem gezielt nach möglichen Fehlern und Pro­blemen gesucht wird. Dabei steht ein Funktionstest an erster Stelle. Hier werden zum Beispiel die Funktionalität sowie die Offline-Zugänglichkeit und die Netzwerkstärke der App überprüft. Weitere Tests umfassen die Überprüfung der Interoperabilität und von möglichen Speicherlecks. Ganz wichtig sind Usability-Tests, die die Nutzererfahrung unter die Lupe nehmen. Etliche Dienstleister bieten zudem Installations-Testings an, bei denen die neue App installiert, deinstalliert und dann noch einmal neu installiert wird. Auch ­Sicherheits-Testings, bei denen Codestatistiken ausgewertet und Datenverschlüsselungen überprüft werden, sowie Lokalisierungs- und Belastungstests sind möglich.

Eine Möglichkeit: Crowd-Testing

Wer eine Überprüfung seiner App anstrebt, hat die Wahl zwischen Tests, die von Nutzern durchgeführt werden, dem sogenannten Crowd-Testing, und Tests, die mithilfe von Cloud-Technologien umgesetzt werden. Beim Crowd-Testing steht den Kunden ein Pool an Testern zur Verfügung, die mit ihren eigenen Geräten die Apps überprüfen. Der Kunde kann dabei genau die Personen auswählen, die seiner potenziellen Zielgruppe entsprechen.
Applause hat sich auf Crowd-Testing spezialisiert. Die Berliner Agentur verfügt über eine Community von mehr als 250.000 Testern aus über 200 Ländern. Diese testen Anwendungen in gängigen Alltagssituationen.
Auf der Kundenliste von Applause steht unter anderem die Telekom-Tochter Congstar, die so ihre native App "Meincongstar" für Android und iOS testet. Mit der App können Kunden Guthaben aufladen, Rechnungen einsehen oder ihre Mobilfunkoptionen verwalten. Congstar ist es wichtig, spezifische Testszenarien mit Blick auf Hardware und Betriebssystem durchzuführen, die mit den eigenen internen Tests nicht abgebildet werden können. Zudem schätzt der Mobilfunkanbieter das Usability-Feedback der Crowd-Tester. Der Mobilfunkanbieter lässt die Apps jeweils etwa einmal pro Monat von der Crowd testen. Zu den Preisen möchten sich die Projektbeteiligten nicht äußern. Man sei mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis zufrieden, erklärt Congstar.
2. Teil: „Zweite Variante: Kombination aus Crowd- und Cloud-basierten Services“

Zweite Variante: Kombination aus Crowd- und Cloud-basierten Services

Eine Kombination von Crowd- und Cloud-basierten Services bietet Testbirds an. Die Münchner Agentur arbeitet mit 200.000 Testern aus 193 Ländern zusammen, die auf über 450.000 unterschiedlichen Geräten testen. Für das Cloud-­basierte Testing hat Testbirds verschiedene Technologien selbst entwickelt. So können beispielsweise komplette virtualisierte Testumgebungen mit verschiedenen Betriebssystem- und Software-Kombinationen aufgesetzt werden.
Als besonderen Dienst bietet Testbirds das "Global Real Device Network" an. Die Kunden können darüber auf die einzelnen Geräte der Nutzer in ihrer realen Nutzungssitua­tion zugreifen - mit deren Einverständnis. Auf diese Weise können beispielsweise Wechselwirkungen mit ­anderen Anwendungen auf den mobilen Devices überprüft werden. Die Preise für die Tests richten sich nach den Anforderungen des Kunden. Als Beispiel nennt Testbirds einen explorativen Bug-Test, den es ab einem niedrigen vierstelligen Betrag gibt, oder einen Starter-Cloud-Test ab 149 Euro pro Quartal.

Dritte Variante: Reines Cloud-Testing

Komplett auf Cloud-Testing setzt Perfecto Mobile und hat dafür das "Continuous Quality Lab" entwickelt. In dem ­digitalen Testlabor können Kunden auf eine große Auswahl mobiler Geräte zurückgreifen. Diese Geräte sind an Echtzeitnetzwerke auf der ganzen Welt angeschlossen. „Entwickler und Tester haben so die Möglichkeit, die Apps in einer Testumgebung ­unter realen Bedingungen zu testen“, erklärt Kristine Englert, Senior Manager Global Awareness bei Perfecto Mobile.
Daneben ist eine Teststrategie wichtig. Philipp Benkler betont: "Firmen sollten sich Gedanken darüber machen, wann im Lauf des Entwicklungsprozesses sie welche Testarten am besten einsetzen können."

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