Business-IT
28.07.2016
Virgin-Gründer im Talk
1. Teil: „Richard Branson über Erfolge und Niederlagen“

Richard Branson über Erfolge und Niederlagen

Virgin-Gründer Richard BransonVirgin-Gründer Richard BransonVirgin-Gründer Richard Branson
virgingroup
Virgin-Gründer und Raumfahrtpionier Richard Branson sprach auf dem Sage Summit über sein Erfolgsgeheimnis, seine Führungsprinzipien und die schwärzeste Stunde seines Leben.
  • Sage CEO Stephen Kelly (li.) und Raumfahrtpioniert Richard Branson diskutieren, wie Unternehmen erfolgreich werden.
KMUs sind das Rückgrad der Wirtschaft. 66 Prozent der Jobs werden von kleineren und mittleren Unternehmen geschaffen. Wie aber wird man ein erfolgreicher Unternehmer? Der Virgin-Gründer und Raumfahrtpionier Sir Richard Branson erzählte auf dem Sage Summit in Chicago aus seinem Leben: seine schwärzeste Stunde, seine größten Erfolge, und wie man seine Mitarbeiter dazu motiviert, das Unmögliche zu versuchen.
Branson will mit seinem Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic Tickets in den Weltraum für 250.000 Dollar anbieten. Seine Fluglinie Virgin Unite behauptete sich gegen die ganz Großen am Markt.
Richard, was war die schwärzeste Stunden in deinem Leben?
Richard Branson: Als wir am 31. Oktober 2014 ein Raumfahrzeug verloren haben, war das ein gewaltiger Rückschlag, ein wahnsinniger Hieb in die Magengrube. Ich bin sofort an die Absturzstelle in die Mohave-Wüste gefahren. Untersuchungen haben ergeben, das nicht ein technisches Problem, sondern ein Fehler des Piloten zum Absturz geführt hat.
Der Co-Pilot Michael Alsbury kam dabei ums Leben, Pilot Peter Siebild wurde schwer verletzt. Das war eine der schwärzesten Stunden in meinem Leben. Wir haben dann überlegt, ob wir mit der Crash-Rakete SpaceshipTwo weitermachen sollen. Aber die 800 Astronauten weltweit haben uns ermutigt, fortzufahren. Und das haben wir dann auch getan.
Wie motivierst Du die Menschen, das Unmögliche zu versuchen? Wie schaffst Du das?
Branson: Es ist wichtig, exzellente Leute um sich zu scharen. Wenn Du Erfolg hast, dann wird Dir auf einmal klar, dass der Himmel keine Grenzen kennt. Und es ist nicht so schwer, Menschen für ein Raumfahrtprojekt zu begeistern. Jeder will in den Weltraum fliegen, jeder will als Junge Astronaut werden. Ich wollte das von Kindesbeinen an.
Also haben wir uns gesagt: Lasst uns endlich damit anfangen, und wir haben die besten Ingenieure gesucht, um unser Raumfahrtprojekt zu verwirklichen. Es hat dann aber viel länger gedauert, als wir anfangs gedacht haben.
2. Teil: „Bransons glücklichster Moment“

Bransons glücklichster Moment

  • Virgin-Gründer und Unternehmer Richard Branson auf dem Sage Summit in Chicago.
Wie bist Du auf die Idee gekommen, die Fluglinie Virgin zu gründen?
Branson: Ich bin früher sehr oft geflogen, und dann flogen die Maschinen zu spät ab, das Essen an Bord war schlecht, der Service ließ zu wünschen übrig. Ich glaube, dass die Manager der großen Fluglinien nicht mit ihren eigenen Maschinen fliegen. Ihnen fehlt diese Erfahrung, sonst würden solche Missstände nicht auftreten.
Du musst in jedem Geschäft ganz genau auf die Details achten, die müssen bis aufs i-Tüpfelchen stimmen. Und das war damals bei den bekannten Fluglinien nicht der Fall.
Was war der befriedigendste Moment in Deinem Leben?
Branson: Die meisten Geschäftsideen, das glaube ich, werden aus einem Gefühl der Frustration heraus geboren. Ich war in Puerto Rico auf dem Flughafen und wollte zurück zu den Virgin Islands fliegen. Ich hatte meine Freundin drei Wochen lang nicht gesehen, und dann kam diese amerikanische Fluglinie an und sagte uns: Wir haben für den Flug nicht genügend Passagiere, deshalb wird der Flug auf den nächsten Morgen verlegt.
Ich habe dann mit meinem Geschäftskontakten telefoniert, um eine eigene Maschine zu chartern. Und als wir dann alle im Flugzeug saßen, sagte der Passagier neben mir: Richard, Du musst noch ein wenig am Service feilen, aber sonst stimmt alles. Du könntest ins Airline Business einsteigen.
Wir waren eine kleine AIrline, hatten 18 Flugzeuge, und traten gegen die ganze Großen mit ihren Flotten aus hunderten von Maschinen an. Aber es ist wie in jedem anderen Geschäft auch: Man muss ein Qualitätsprodukt auf den Markt, um sich von der ganzen Konkurrenz zu unterscheiden.
3. Teil: „Wir können nicht alles den Politikern überlassen“

Wir können nicht alles den Politikern überlassen

  • Bransons Spaceship VSS Unity
    Quelle:
    Virgin Galactic
Wofür kannst Du dich wirklich begeistern?
Branson: Ich hatte in meinem Leben niemals vor, ein Unternehmer zu werden. Mit 15 Jahren habe ich auf der Schule ein Magazin herausgebracht, das sich mit dem Krieg in Vietnam und der US-Politik auseinandergesetzt hat. Das hat uns damals sehr beschäftigt. Dann habe ich nach Möglichkeiten gesucht, die Zeitschrift, die ich für wichtig hielt, zu finanzieren.
Ich habe sehr viele Situationen auf der Welt gesehen, wo die Dinge besser hätten laufen können. Das können wir nicht alles den Politikern überlassen. Die werden für einige Jahre gewählt, stehen ihrem Departement vor, und das war's dann.
Gründer und Geschäftsführer von Unternehmen aber haben 15 oder 20 Jahre Erfahrung. Mein Vorschlag: Jedes Unternehmen könnte sich eines der Probleme in dieser Welt vornehmen. Die kleinen Unternehmen kümmern sich um die kleinen Probleme, die großen Unternehmen um die großen. Das müssten wir doch auf die Beine stellen können. So ließe sich jedes Problem lösen.
Wie hast Du es geschafft, Dich in deinen Anfangsjahren um Deine Familie zu kümmern und trotzdem erfolgreich ein Unternehmen zu führen?
Branson: Glückliche Fügung und Geld spielen schon eine entscheidende Rolle. Wir hatten Glück. Ich empfehle Unternehmensgründern, nach Menschen zu suchen, die besser oder zumindest gleich gut wie sie selbst sind, und dann zu delegieren.
Die Mitarbeiter im Unternehmen wollen die Nummer 1 im Gebäude, im Unternehmen sehen. Und wenn Du selbst nicht vor Ort bist, muss diese Arbeit ein anderer übernehmen und sich um die dringenden Alltagsprobleme kümmern. Der Schlüssel zum Unternehmenserfolg besteht darin, diese eine richtige Person zu finden, die das schafft.
Wie lautet Dein wichtigstes Führungsprinzip, Dein "golden nugget"?
Branson: Ein guter Vorgesetzter sollte seine Mitarbeiter loben, und zwar überschwänglich, dann werden sie aufblühen und ihr Bestes geben. Wer Menschen kritisiert, erreicht genau das Gegenteil. Damit macht er die Leute kleinmütig, und verhindert damit den Erfolg.

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