Augmented Reality
12.12.2017
Augmented Reality (AR)
1. Teil: „Neue Geschäftsmodelle für virtuelle Apps“

Neue Geschäftsmodelle für virtuelle Apps

Augmented RealityAugmented RealityAugmented Reality
Apple
Augmented Reality ist bei Apple, Google & Co. das Trendthema schlechthin. Die Technologie eignet sich nicht nur für Spiele, sondern etwa auch für den kommerziellen Einsatz im E-Commerce.
  • Quelle: Research and Markets
Die meisten Pokémons sind inzwischen gejagt, ihren Platz auf den Smartphone-Displays werden aber bald wohl ganz andere AR-Anwendungen einnehmen. Denn Augmented Reality bedeutet weit mehr als das Platzieren virtueller Spielfiguren in realen Umgebungen. Die Erfassung echter Umfelder profitiert von immer mehr Leistung der High-End-Smartphones, die als Terminal für den Zugang in die neuen Augmented-Reality-Welten dienen.
Vor allem Google und Apple forcieren das Thema seit diesem Jahr: Google setzt mit Tango auf ein umfassendes AR-Konzept, das Hersteller in ihre Smartphones integrieren können, was Asus und Lenovo als Erste auch schon getan haben. Ebenfalls auf Android als Betriebssystem, aber nicht speziell Google Tango, will Huawei seine AR-Hardware aufbauen, die mit dem neuen Kirin-970-Chipset möglich wird. Dieses feiert seine Premiere im Mate 10, das kürzlich auf den Markt gekommen ist.
Einen besonders leistungsfähigen Prozessor nutzt auch Apple als Wegbereiter für das Thema, dessen große Bedeutung Konzernchef Tim Cook jüngst betonte: Der im iPhone 8 verwendete A11 Bionic ist der derzeit schnellste Chip in einem Smartphone. Ähnliche Leistungen bringt auch der A10X im iPad Pro.
Die Unterstützung für Augmented Reality ist außerdem Teil des aktuellen mobilen Betriebssystems iOS 11, was dieses Thema noch mehr für den Massenmarkt öffnet.
Augmented Reality
Samsung
AR und VR: fließende Grenzen
Die Begriffe Augmented Reality und Virtual Reality werden oft zusammen verwendet. Die Abgrenzung ist in der Tat schwierig.
In der virtuellen Realität (Virtual Reality, VR) werden Welten komplett im Computer erschaffen oder zumindest mit vorher gefilmten 360-Grad-Videos abgebildet. Beide Techniken sind auch kombinierbar. Der Anwender wird dann meist über eine Brille mit Bildschirmen in diese Welten hineinversetzt und nimmt visuell sowie akustisch deren Signale wahr. Über Sen­soren kann er sich sogar in dieser virtuellen Welt bewegen.
Bei der erweiterten Realität (Augmented Reality, AR) werden die vom Computer generierten Elemente in ein reales Bild eingeblendet – das von einer Live-Kamera im Smartphone-Display oder Smart Glasses geliefert wird. Auch hier werden Bewegungen über die Sensorik erkannt und umgesetzt.
Alle Systeme, die die natürliche Wahrnehmung mit einer künstlichen Wahrnehmung vermischen, fasst man unter dem Begriff Mixed Reality zusammen.
Übrigens: Microsoft bezeichnet eine Software-Plattform für Windows 10 als Windows Mixed Reality. Dabei handelt es sich, anders als der Name vermuten lässt, jedoch um eine Virtual-Reality-Umgebung zur Nutzung des Betriebssystems.
2. Teil: „Ausgefeilte Smartphone-Sensorik“

Ausgefeilte Smartphone-Sensorik

Neben einem rasanten Prozessor und viel Arbeitsspeicher sorgt auf Smartphones vor allem eine ausgefeilte Sensorik für echte AR-Erlebnisse. Das ZenFone AR von Asus hat drei Kameras: Auf der Rückseite befinden sich eine 23-Megapixel-Hauptkamera, die auch für normale Fotos geeignet ist, eine Infrarot-Tiefenkamera und eine Bewegungsverfolgungs­kamera. Das System erkennt Räumlichkeit, Entfernung und Bewegung dreidimensional. Die Kamera zur Bewegungserfassung stellt sicher, dass das ZenFone AR jederzeit weiß, wo es sich im Raum befindet – und ob sich der Anwender bewegt.
  • Aufwendige Kameratechnik: Damit erfasst das ZenFone AR von Asus detailliert die Umgebung.
    Quelle:
    Asus
Zur Erkennung der räumlichen Tiefe misst die Infrarot­kamera permanent den Abstand des ZenFone AR zu Objekten im Raum, also Möbeln oder Wänden. Die Hauptkamera dient dazu, die Umgebung detailliert zu erfassen.
Als Prozessor kommt der Snapdragon 821 mit einem Adreno-530-Grafikchip zum Einsatz, den Qualcomm speziell für Google Tango optimiert hat. Außerdem spendiert Asus seinem Smartphone stolze 6 GByte Arbeitsspeicher.
Ein erster Test, den wir mit dem ZenFone AR durchführen konnten, zeigt, dass dieses Paket tatsächlich die nötige Leistung bringt, um die vielen Informationen zügig zu verarbeiten: In den Apps für Augmented Reality werden Objekte nach einer kurzen Rechenzeit im Raum platziert und auf dem 5,7 Zoll großen Display immer wieder neu dargestellt, wenn man sich um sie herumbewegt. Allerdings wird das Smartphone bei solchen AR-Trips sehr heiß und auch der Energieverbrauch des Akkus mit seinen 3300 mAh steigt rapide an.
Mehr als eine Stunde Dauerbetrieb einer AR-App ist so kaum möglich. Zudem stürzen die Apps immer mal wieder ab oder frieren zeitweise auf dem Display ein. Das zeigt, dass die Hardware noch am Rand ihrer Möglichkeiten arbeitet.
Doch wer sich mit „echter“ Augmented Reality und Google Tango beschäftigen will, kommt am rund 900 Euro teuren ZenFone AR kaum vorbei. Selbst Google verzichtet bei seinen gerade vorgestellten Smartphones der neuen Pixel-Generation noch auf die umfangreiche Sensorik.
Auch das Huawei Mate 10 hat zwar einen leistungsfähigen Chip, der für AR bereit ist, nutzt aber keine räumliche Erkennung mit Tango.
3. Teil: „Entertainment im Vordergrund“

Entertainment im Vordergrund

Genauso wichtig wie die Hardware ist aber auch die Software. Bei den Apps für Augmented Reality spielen aktuell in erster Linie Entertainment-Programme eine große Rolle, sie werden nach Ansicht der Marktforscher auch in den nächsten Jahren das Thema am stärksten treiben.
  • DA! Minigolf: Mit der App kann man auf dem iPhone auf nahezu jeder ebenen Fläche eine kleine Runde Putten üben, das Smartphone wird zum Schläger.
Vor allem Spiele nutzen mehr oder weniger sinnvoll AR, um etwa Charaktere wie Pokémons in reale Umgebungen zu setzen.
Ein weiteres Beispiel ist die App DA! Minigolf für iOS, die Bahnen auf Fußböden platziert und das Smartphone über den Bewegungssensor zum Schläger werden lässt.
Auch Infotainment ist bereits ein starker Bereich: So zeigt beispielsweise Peakfinder die Namen von Gipfeln im Kamerasucher an. Andere Apps leiten Museumsbesucher mit Erklärungen zu den einzelnen Exponaten durch eine Ausstellung oder platzieren medizinische Modelle dreidimensional im Raum. Hier könnte gerade bei Jugendlichen ganz neues Interesse am Lernen erzeugt werden.
  • Virtueller Einrichtungsplaner: Mit der Ikea-App lassen sich neue Möbel einfach im Zuhause einblenden, die App erkennt auch, ob diese von den Abmessungen her überhaupt passen.
    Quelle:
    Inter IKEA Systems B.V. 2017
Immer mehr in den Fokus rücken kommerzielle Anwendungen, die beim Marketing helfen. So gibt es zum Beispiel eine App von Ikea, die Möbel vor dem Kauf in reale Räume projiziert und mit Hilfe der Raumerfassung von Google Tango auch berechnen kann, ob diese von den Abmessungen her überhaupt passen.
Autohersteller haben das Potenzial ebenfalls erkannt, in der BMW-App kann sich der Kunde etwa in seinem künftigen Auto umsehen und die Ausstattung verändern. Schließlich lassen sich Kommerz und Unterhaltung über AR auch gut verknüpfen, zum Beispiel für ein Gewinnspiel, bei dem Kunden mit dem Smartphone im Möbelhaus virtuelle Monster suchen.
Vor allem für Augmented-Reality-Brillen wie die HoloLens von Microsoft werden viele professionelle Anwendungen entwickelt. So hat Motorola Solutions in Berlin ein Innova­­­tion Center eröffnet, in dem die neue Technologie für Polizei und Feuerwehr weiterentwickelt wird. Eine App projiziert etwa die Daten der Einsatzkräfte auf reale Gebäude, in denen es einen Notfall gibt. Das Feld möglicher Arbeitshilfen wie Wegweiser durch Lager oder Montageanleitungen ist sehr groß.
4. Teil: „Indoor-Navigation“

Indoor-Navigation

  • Nicht täuschend echt, aber dennoch beeindruckend: Ein ausgewachsener virtueller Dino auf dem Basketball-Court.
    Quelle:
    Apple
In Deutschland gibt es allerdings noch kaum Unternehmen, die die neuen Möglichkeiten der Indoor-Navigation erkannt haben. In den USA ist das anders, so hat Airbnb bereits ein Konzept vorgestellt, bei dem Vermieter über AR ihren Mietern Tipps zur Bedienung von Elementen in der Wohnung geben können. Die Baumarktkette Lowe’s wiederum geleitet Käufer per Smartphone mit Tango-App zu den einzelnen Bereichen des Ladens, in denen sie die gewünschten Produkte ihrer Shopping-Liste finden.
Doch noch ist das Angebot an speziellen AR-Apps sowohl in Apples App Store als auch im speziellen Tango-Bereich des Google Play Stores eher dürftig. Es ist aber zu erwarten, dass sich das bald ändert. Vor allem für Apple-Apps sind die Aussichten gut, da die Programme auf allen neueren Geräten laufen und somit eine viel attraktivere Nutzerbasis für die Entwickler bereitsteht als bei Google Tango, das hardwareseitig von den Herstellern kaum unterstützt wird.
Dass mit Augmented Reality langfristig ein großer Markt entstehen wird, prognostizieren die meisten Marktforscher. So wurden damit laut den Analysten von Research and Markets im vergangenen Jahr lediglich 2,4 Milliarden Dollar umgesetzt, bis 2023 soll dieser Betrag aber auf 61,4 Milliarden anwachsen.
Wenn die Technologie zum Standard-Feature in Smart­phones wird – womit die Marktbeobachter rechnen –, muss der Großteil der Erlöse allerdings aus den Apps generiert werden, lediglich AR-Brillen würden noch Hardware-Umsätze bringen.

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