Linux
25.08.2016
Vom Hobbyprojekt zum verbreiteten Betriebssystem
1. Teil: „Linux feiert 25. Geburtstag“

Linux feiert 25. Geburtstag

Pinguine im EisPinguine im EisPinguine im Eis
Vor 25 Jahren kündigte Linus Torvalds auf Usenet an, ein kostenloses Betriebssystem für x86-PC zu schreiben. Das "Hobby" des Finnen sollte die Informatikwelt verändern.
"Just a hobby" – so beschrieb Linus Torvalds sein Betriebssystem Linux, als er es am 25. August 1991 in der Usenet-Gruppe comp.os.minix ankündigte. 25 Jahre später ist das Betriebssystem nicht mehr wegzudenken. Ein paar Zahlen hierzu: Laut IDC ist Linux das am schnellsten wachsende Betriebssystem. Über 97 Prozent der Webserver arbeiten mit Linux, gleiches gilt für 99,4 Prozent der schnellsten Supercomputer der Welt. Außerdem laufen mehr als 80 Prozent aller Smartphones mit Android, das auf einem Linux-Kernel basiert. Linux hat also allen Grund, seinen 25. Geburtstag gebührend zu feiern.
  • "I’m doing a (free) operating system (just a hobby, won’t be big and professional like gnu) for 386(486) AT clones." Mit diesen Worten kündigt Linus Torvalds am 25. August 1991 auf Usenet sein Linux-Projekt an
Die Entwicklung vom Hobbyprojekt zu einem der führenden Betriebssysteme geschah jedoch nicht von heute auf morgen. Sie begann mit der Vision Linus Torvalds, ein offenes, kostenloses System bereitzustellen, und wurde getragen von unzähligen freiwilligen Helfern, die sich seit den Anfangstagen bereit erklärten, Millionen von Arbeitsstunden in das Projekt zu investieren.

Die bescheidenen Anfänge einer großen Idee

Wer in den 1980er und frühen 1990er Jahren das Rechenzentrum einer westlichen Universität betrat, fand dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Unix-System vor. Für Informatikstudenten stellte das ein Problem dar: Da der Quellcode von Unix seit 1979 proprietär war, konnten sie nicht nach Belieben darauf zugreifen – weder im Rahmen ihres Studiums noch in der Freizeit. Auf den sich damals verbreitenden Personal-Computern liefen andere Betriebssysteme. Eines davon war Minix, ein Unix-Klon, der eigens für den Lehreinsatz konzipiert worden und zwar nicht kostenlos, aber zu einem für Studenten erträglichen Preis verfügbar war.
Linus Torvalds begann die Arbeit am Linux-Kernel im Winter der Jahres 1991. Anfänglich konzipierte er es als Terminalemulation, die er nutzte, um auf die großen Unix-Server der Universität in Helsinki zuzugreifen. Das Minix-System und der GNU-C-Compiler dienten dabei zwar als Grundlage, allerdings legte Torvalds von Anfang an Wert auf Hardwarenähe und Plattformunabhängigkeit. Auf diese Weise wollte er die Funktionen seines neuen Heimcomputers ausreizen, den er auf Raten gekauft hatte. Schließlich realisierte er, dass sein Programm zunehmend die Gestalt eines Betriebssystems annahm. Am 25. August 1991 schrieb er deshalb das bereits erwähnte Usenet-Posting, teilte seine Pläne mit der Öffentlichkeit und bat die Minix-Community um Feedback. Am 17. September 1991 wurde Linux in der Version 0.01 das erste Mal auf einem FTP-Server zur Verfügung gestellt.
2. Teil: „Wieso ausgerechnet Linux?“

Wieso ausgerechnet Linux?

  • Tux: Das Linux-Maskottchen ist aus der Open-Source-Szene nicht wegzudenken.
Die Geschichte von Linux wirft eine entscheidende Frage auf: Wieso entwickelte sich ausgerechnet Torvalds‘ Betriebssystem vom Hobbyprojekt zum Welterfolg? Zwei wesentliche Gründe lassen sich ausmachen: Erstens gelangen bereits in der Frühphase des Projekts einige maßgebliche Weichenstellungen – die wichtigste war sicherlich, Linux unter die GNU GPL zu stellen. Das Betriebssystem stand somit kostenlos zur Verfügung, was seine Verbreitung rasant beschleunigte.
Zweitens traf Torvalds mit seinem Projekt den Nerv der Zeit: Immer mehr Haushalte konnten sich zu Beginn der 1990er Jahre einen PC leisten. An bezahlbaren Betriebssystemen, die den Anforderungen von Entwicklern, Informatikstudenten und anderen Computerbegeisterten vollständig gerecht wurden, herrschte jedoch Mangelware. Entsprechend schnell fand das Projekt Unterstützer. Viele Programmierer begeisterte vor allem die Idee, ein freies System zu erschaffen, dessen Code von jedermann eingesehen und an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann. Bereitwillig beseitigten sie Fehler im jungen Betriebssystem und erweiterten es um neue Funktionen. Auch UNIX-Magazine wurden schnell auf das Projekt aufmerksam und veröffentlichten erste Artikel, die zur wachsenden Bekanntheit von Linux beitrugen.

Unternehmen entdecken Linux

  • Professioneller Einsatz: Auch auf Mainframes, wie hier dem IBM Z, ist Linux lauffähig.
Der vielleicht größte Wendepunkt in der Geschichte von Linux war die Eroberung der Rechenzentren von Unternehmen und Universitäten. Auch die IT-Abteilungen großer Organisationen waren mit dem verfügbaren Angebot an Betriebssystemen lange unzufrieden. Zwar standen mit UNIX und Windows gleich zwei erprobte Alternativen zur Verfügung, allerdings handelte es sich um proprietäre, geschlossene Systeme, die sich in vielerlei Hinsicht als unflexibel erwiesen. Die Geschlossenheit führte zur beinahe zwangsläufigen Bindung an einen einzelnen Hersteller, dem sogenannten Vendor Lock-In – hierdurch entstanden hohe Kosten. Zudem waren Anpassungen am Code nur in begrenztem Umfang möglich, wodurch spezifische Anforderungen häufig nicht erfüllt werden konnten.
Auch in der Unternehmenswelt traf Linux also auf einen vorhandenen Bedarf. Den Stein ins Rollen brachten einige große Unternehmen, die sich zunächst auf experimenteller Basis mit dem neuen Betriebssystem beschäftigten. Oracle und SAP verwirklichten 1998 erste Portierungen auf Linux, 1999 brachte IBM das System auf den Mainframe. Im Jahr 2000 erschien SUSE Linux Enterprise – das erste Linux, das für den Einsatz in Unternehmen optimiert worden war. Mit dem Ziel, teure proprietäre Hardware durch Standard-Hardware zu ersetzen, wagten immer mehr IT-Abteilungen den Umstieg.
3. Teil: „Linux heute“

Linux heute

  • Mobiler Einsatz: Selbst in Autos wie dem Tesla steckt heute Linux.
    Quelle:
    Tesla
Für Unternehmen ist Linux mittlerweile in vielen Fällen die erste Wahl. Big-Data-Lösungen etwa wären ohne das Betriebssystem kaum denkbar; Technologieführer wie Intel, SAP oder Teradata empfehlen und unterstützen Linux als grundlegende Plattform für ihre Big-Data-Anwendungen. Auch fast jeder Verbraucher hat täglich mit Linux zu tun – oft allerdings unwissentlich: Nur wenige Smartphone-Besitzer beispielsweise sind sich bewusst, dass Android auf einem Linux-Kernel aufbaut, und nur wenige BMW-Fahrer wissen, dass ihr Bordcomputer mit Linux läuft.
Wer hätte 1991 gedacht, dass die fixe Idee eines finnischen Studenten die IT-Welt grundlegend verändern würde? Wie würde die digitale Landschaft heute aussehen, wenn Linus Torvalds sein Projekt nie veröffentlicht hätte? Wenn Sie am heutigen Tag Ihr Android-Smartphone in die Hand nehmen, eine Suchanfrage an Google schicken oder einen Beitrag auf Facebook verfassen, denken sie daran: alle drei Systeme dahinter laufen auf Linux.
Happy Birthday Linux – auf viele weitere erfolgreiche Jahre!
Dieser Artikel wurde von Ralf Flaxa verfasst, President of Engineering bei SUSE

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