Software
04.04.2016
Modernisierung
1. Teil: „Legacy-Systeme und alte Applikationen loswerden“

Legacy-Systeme und alte Applikationen loswerden

Legacy-Systeme loswerdenLegacy-Systeme loswerdenLegacy-Systeme loswerden
Shutterstock / maigi
Wechseln Unternehmen in die Cloud, gibt es viele Strategien im Umgang mit Legacy-Anwendungen. com! zeigt, wie Sie mit in die Jahre gekommenen Applikationen umgehen.
Softwaredienste sollten möglichst flexibel sein, um die individuellen Anforderungen des Unternehmens zu erfüllen. Als wesentlicher Bestandteil jeder Organisation hat die Business-IT die anspruchsvolle Aufgabe, Mitarbeiter, Prozesse und Systeme miteinander zu verbinden.
Anwendungen können heute nicht mehr isoliert behandelt werden. Sie müssen Supply Chain, Produktion, betriebliche Abläufe und Kunden in einer einzelnen, integrierten Lösung in die Wertschöpfungskette einbinden. Um im Wettbewerb zu bestehen, sind personalisierte Angebote notwendig, die auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.

Immer mehr, immer komplexer

Die Fertigung möchte spezifisch auf den Kundenwunsch abgestimmt produzieren, das Marketing will personalisierte Produktempfehlungen abgeben. Viele Unternehmen bereiten sich zudem auf die Herausforderungen durch die Industrie 4.0 vor, die beispielsweise vorausschauende Wartung ermöglicht. Dazu müssen allerdings die unterschied­lichen Back­end-Systeme wie die Kunden­datenbank und das Enterprise Resource Planning, die Analyse-Tools im Marketing und das SAP miteinander verknüpft sein. Denn Big-Data-Anwendungen bedingen den Daten- und Informationsaustausch.
In vielen Unternehmen sind die Applikationslandschaften moderner Geschäftsanwendungen jedoch oft riesig, komplex und verstreut. Über die letzten Jahrzehnte wurde die IT-In­frastruktur immer wieder aktualisiert, ergänzt und erweitert – mit den unterschiedlichsten Technologien – von Cobol, Microsoft VB, Java oder C# bis hin zu Standardpaketen wie SAP, Oracle oder Hyperion.
Das Problem ist, dass zwar immer mehr Anwendungen in die Applikationslandschaft aufgenommen wurden, bereits implementierte Lösungen aber weiter betrieben werden. Das hat zur Folge, dass die Kosten für die Pflege einer derart verstreuten Landschaft von Unternehmensanwendungen laufend steigen.
Die verschiedenen Technologien, die für die Anwendungen verwendet werden, verhindern außerdem deren Verbindung und den Aufbau eines integrierten Systems. Genau dies ist aber von entscheidender Bedeutung, sollen die heutigen Unternehmensziele erreicht werden.
Hinzu kommt: Die Kosten sind wegen der Pflege mehrerer Systeme mit mehr oder weniger dem gleichen Funktionsumfang bei gleichzeitig knappen Ressourcen und Fähigkeiten der verschiedenen Technologien unverhältnismäßig hoch. Es erstaunt daher kaum, dass ein effi­zientes Application-Management der Legacy-Umgebung derzeit ganz oben auf der Agenda des CIO-/IT-Managements steht.
2. Teil: „Outsourcing im Application-Management“

Outsourcing im Application-Management

Um die Kosten in den Griff zu bekommen, lagern viele Unternehmen schon seit geraumer Zeit ihr Application-Management aus. Anfangs beschränkte sich das Outsourcing auf die Server-Infrastruktur und die Datenbanken – mit Fokus auf Verfügbarkeit, Antwortzeit und Kostenreduktion.
  • Transformation: So lassen sich Schritt für Schritt Legacy-Systeme in eine agile Applikationslandschaft transformieren.
    Quelle:
    Atos
Später kamen technologielastige Applikationen wie standardisierte oder maßgeschneiderte SAP- oder Oracle-Applikationen hinzu. Durch die Einführung von Prozessmodellen, zum Beispiel ITIL- und CMMI-Dienste, wurde die Verwaltung der Infrastrukturen und Anwendungen in den vergangenen Jahren immer weiter professionalisiert. Im Zentrum standen dabei IT-getriebene Zielsetzungen wie Antwortzeiten, Anzahl Zwischenfälle sowie Verfügbarkeit der Server und Applikationen.

Integriert statt isoliert

Die Diskrepanz zwischen Infrastruktur- und Anwendungsverfügbarkeit führt aber immer wieder zu Problemen: Fällt ein Dienst aus, geht kostbare Zeit für die Suche nach der Ursache verloren. Es gilt zu klären, ob der Vorfall von einer Datenbank oder einem Server verursacht wurde oder ob ein Fehler in einer der Anwendungen dafür verantwortlich ist. Sind die Anbieter nach einer Multi-Vendor-Politik unterteilt und unterschiedliche Dienstleister für das Infrastruktur- und das Application-Management zuständig, dann sind gegenseitige Schuldzuweisungen keine Seltenheit.
Währenddessen warten Verbraucher oder Fertigung immer noch auf die Verfügbarkeit der Dienste, die wegen fehlender Kontrolle und Verantwortung durch die gesamte Wertschöpfungskette hindurch ausfallen. Als Folge einer ungenügenden Qualität verliert das Unternehmen schlimmstenfalls Kunden und Umsatz, trotz aller Service Level Agreements zu einzelnen IT-Komponenten.
Der heutige Bedarf an Outsourcing konzentriert sich daher auf die Verwaltung sämtlicher Anwendungen, die End-to-End-Geschäfts­abläufe unterstützen. Unternehmen wollen einen Integrator mit umfassenden Fähig­keiten: Er sollte in der Lage sein, die Verant­wortung für Verfügbarkeit und Leistung sämtlicher IT-gestützten Geschäftsabläufe zu übernehmen – inklusive der datenschutzrechtlichen Aspekte. Neben den typischen ITIL-Prozessen werden weitere Lieferprozesse hinzugefügt, um Geschäftsabläufe zu verwalten und zu überwachen.
3. Teil: „Applikationslandschaft Schritt für Schritt aufräumen“

Applikationslandschaft Schritt für Schritt aufräumen

Bei der stetig wachsenden Applikationslandschaft sind oft unterschiedliche Dienstleister für den Unterhalt und Betrieb verantwortlich. Es lohnt sich daher, diese Strukturen zu unter­suchen, gegebenenfalls zu verschlanken und kon­sequent an den Geschäftszielen auszurichten.
Idealerweise holt man sich dafür einen Partner an seine Seite, der über die typischen ITIL-Prozesse hinaus zusätzliche Lieferprozesse hinzufügt und verwaltet und die gesamte Wertschöpfungskette überwacht: vom Chain-Management über die Geschäftsprozessüberwachung und die Geschäftsprozessoptimierung bis hin zu Chain-Konfiguration und Release-Management. Mit einem solchen Vorgehen kann die Kontinuität einer End-to-End-Wertschöpfungskette gewährleistet werden, die sich voll und ganz an den Geschäftszielen orientiert.
In einer Analyse der Applikationslandschaft ist deshalb in einem ersten Schritt gemeinsam mit dem Outsourcing-Partner zu klären, welche Applikationen und Services aktuell eingesetzt werden und welche Lizenzmodelle damit verbunden sind.
Nach der Identifikation der Basis­applikationen lässt sich in einem zweiten Schritt Transparenz hinsichtlich der operativen Kosten schaffen. Dann gilt es, die Applikationen danach zu beurteilen, ob sie geeignet sind, die Geschäftsziele zu erreichen.
Erst jetzt kann man dazu übergehen, die Applika­tionslandschaft zu verbessern und die aktuellen Kosten mit den Kosten abzugleichen, die beim Betrieb durch einen Dritt­anbieter anfallen.

End-of-Life-Management

Das Application-Management muss sich immer auch mit der Frage beschäftigen, wie mit alten Lösungen umzugehen ist, die nicht mehr benötigt werden. Wechseln Unternehmen in die Cloud, gibt es viele technische Strategien im Umgang mit Legacy-Anwendungen: Re-Hosting, Re-Platforming, Re-Engineering oder der komplette Neuaufbau der gesamten Applikationslandschaft.
Bei Anwendungen, deren Betrieb noch für mehrere weitere Jahre vorgesehen ist, lohnt sich die Migration in die Cloud (Re-Hosting). Dienst­leister können Unternehmen bei der Beurteilung und Kosten-Nutzen-Schätzung unterstützen.

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