Business-IT
04.09.2017
Standortübergreifende Kollaboration
1. Teil: „Konferenzsysteme für bessere Zusammenarbeit“

Konferenzsysteme für bessere Zusammenarbeit

Marktüberblick KonferenzsystemeMarktüberblick KonferenzsystemeMarktüberblick Konferenzsysteme
Iconic Bestiary / Shutterstock.com
Standortübergreifende Zusammenarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Anbieter für Konferenzsysteme liefern die passende Software und Hardware für eine zeitgemäße Kommunikation.
Ein Mantra der Digitalisierung lautet, dass sich die Kommunikation ändern muss und Besprechungen in sauerstoffarmen Meeting-Räumen und Telefonkonferenzen mit knisternden Leitungen nicht mehr zeitgemäß sind. Denn längst müssen nicht mehr nur bei multinationalen Konzernen Partner, Lieferanten und Kunden sowie Mitarbeiter an anderen Standorten, im Homeoffice oder auf Reisen in das Unternehmensnetzwerk eingebunden werden. Doch noch haben hochmoderne Konferenzsysteme, Videokonferenzen oder Whiteboard-Systeme Seltenheitswert in deutschen Unter­nehmen. Durch die Integration von Anwendungen wie Skype in vielen Betriebssystemen und mobilen Endgeräten ändert sich das aber allmählich.

Warum eine Konferenzlösung?

Für moderne Konferenz- und Videokonferenzsysteme wird ein Argument immer gern ins Feld geführt – Einsparungen beim Energie- und Reisebudget. Sascha Hirschoff, Director Systems Engineers Central Europe bei Polycom, stimmt dem zwar zu, hält andere Vorteile aber für wichtiger: „Einsparungen bei Reise- und Energiekosten sind sicherlich vorteilhaft, jedoch nur ein Teilaspekt. Kommunikation per Collaboration-Tools wie Videokonferenzen erleichtert und stärkt die standortübergreifende Zusammenarbeit von Teams über Grenzen hinweg. Dieser Aspekt führt letztlich zu einer Beschleunigung der Geschäftsprozesse und schnelleren Entscheidungen. Die Folge sind verkürzte Markteinführungszeiten und Vorteile gegenüber dem Wettbewerb. In einem Umfeld, wo es auf Geschwindigkeit und die langfristige Vereinfachung der Geschäftsprozesse ankommt, sind das die Aspekte, die einen Geschäftsführer umtreiben – nicht Reisekosten.“
Hirschoff betont, dass die Mitarbeiter Collaboration-Technologien für Chats, Video- und Konferenzmöglichkeiten be­­nötigen, um flexibel arbeiten zu können.
Das findet auch Anton Döschl, Collaboration Architecture Sales/Channels und Consulting Lead bei Cisco: „Video-Chat ist ein bereits weit etablierter Weg der Kommunikation. Zudem sehen wir einen starken Trend hin zu Software, etwa zu Webkonferenz-Lösungen wie WebEx oder neueren Team-Applikationen wie Cisco Spark.“ Er grenzt dabei die Profi-Lösungen gegenüber anderen Programmen ab: „Günstige Lösungen wie Skype oder Google Hangouts mögen für den alltäglichen Gebrauch der Mitarbeiter genügen, reichen jedoch für professionelle Kunden-Meetings längst nicht mehr aus.
Eine wichtige Rolle spielt für Döschl auch die mittelfristige Kunden- und Mitarbeiterstrategie einer Firma: „Vor allem bei kleineren Unternehmen sehen wir häufig das Problem, dass eine Firma, die sich anfangs keine Gedanken um ihre Collaboration-Strategie gemacht hat, zu einem späteren Zeitpunkt vor der Herausforderung steht, dies nachzuholen. Wir sehen professionelle Videosysteme nicht als luxuriöses Add-on, sondern als Teil der Unternehmensstrategie, die sich einer globalisierten Welt mit vielen verschiedenen Partnern, Kunden und Zulieferern anpassen muss.“
Jesper Springer-Wichmann, Sales-Engineer bei Starleaf, hebt die Benutzerfreundlichkeit von Konferenzsystemen als wichtiges Auswahlkriterium hervor: „Ein Anwender möchte sich keine Gedanken machen, wie oder was er zu tun hat, um in eine Konferenz zu gelangen. Er möchte sich vor das System setzen und mit möglichst einem Klick verbunden werden. Je geringer die Komplexität des Systems, desto größer ist die Akzeptanz und desto häufiger werden die Systeme genutzt.“
2. Teil: „Cisco, Logitech, Microsoft, Polycom und Starleaf“

Cisco, Logitech, Microsoft, Polycom und Starleaf

com! professional stellt im Folgenden die wichtigsten Anbieter von Konferenzlösungen und ihre Produkte vor.

Cisoc WebEx

Schon seit den 90er-Jahren auf dem Markt, war WebEx lange so etwas wie das Synonym für Webkonferenzen. Seit Cisco 2007 WebEx Communications übernommen hat, positioniert es die Software als komplettes Portfolio rund um das Thema Remote-Zusammenarbeit. So können etwa zusätzliche Funktionen für Webinare, Schulungen oder Remote-Support gebucht werden.
Um den Bereich Collaboration noch stärker abzudecken, bietet Cisco mit Cisco Spark einen cloud- und App-gestützten Dienst an, dessen Funktionen speziell auf die Teamarbeit ausgerichtet sind. Hier stehen dann auch entsprechende Whiteboard-Funktionen zur Verfügung.

Logitech

Logitech, einst reiner Hardware- und PC-Peripherie-Anbieter, hat sich in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch seine sehr gute Kamera-Hardware, die in vielen kleineren Unternehmen für Videokonferenzen verwendet wird, im Umfeld der Konferenzsysteme etabliert.
René Schulz, Head of Video Collaboration DACH bei Logi­tech, fasst die Strategie seiner Firma so zusammen: „Für uns als Hardware-Hersteller bedeutet das: Die Geräte sollten sich überall schnell und unkompliziert und ohne weitere Software­-Installationen per Plug and Play in Betrieb nehmen lassen. Unsere Strategie: Wir setzen auf die Partnerschaft mit Anbietern von cloudbasierten Videokonferenz-Anwendungen wie zum Beispiel Microsoft mit Skype for Business, Google Hangouts oder neueren Anbietern auf dem Markt wie Zoom und BlueJeans. Das ermöglicht es uns, optimal aufeinander abgestimmte Lösungen zu entwickeln.“

Microsoft Surface Hub

  • Microsoft Surface Hub: Kombination aus Videokonferenzsystem und Whiteboard-Lösung, die der Hersteller als „Großbild-Device auf Basis von Windows 10“ bezeichnet.
    Quelle:
    Microsoft
Es ist kaum möglich über Konferenzsysteme und speziell Videokonferenzen mit Whiteboards zu sprechen, ohne Micro­softs Lösung Surface Hub zu nennen. Microsoft will dieses System als zusätzliche Möglichkeit zu gängigen Konferenz- und Whiteboard-Systemen verstanden wissen und bezeichnet Surface Hub auch als „Großbild-Device auf Basis von Windows 10“. Aktuell steht das System mit Bildschirmgrößen von 84 Zoll und 55 Zoll zur Verfügung.
Es handelt sich dabei im Prinzip um All-in-one-PCs auf Intel-Basis mit Windows-10-Oberfläche, erweiterten Touch-Funktionen und Microsoft-Office-Apps (wie Skype for Business und PowerPoint).
Surface Hubs haben Kameras, Mikro­fone und Lautsprecher für Videokonferenzen. Passive Infrarot-Anwesenheitssensoren sowie Umgebungslichtsensoren erkennen außerdem, wenn sich ein Nutzer dem Bildschirm nähert.
Dmitry Pakhomov, Product Marketing Manager Surface Hub bei Microsoft Deutschland, unterstreicht die vielen Einsatzmöglichkeiten der Surface-Lösung: „Im Zeitalter der digitalen Transformation geht es in allen Industriebereichen darum, bestehende Arbeitsabläufe zu optimieren und neue Wege für eine produktive Zusammenarbeit zu schaffen. Dafür braucht es Alternativen zu bestehenden Videokonferenzsystemen oder Whiteboards.“
Firmen würden das Großbild-Device bereits in den unterschiedlichsten Szenarien einsetzen. So werde etwa die Patientenversorgung im Unfallkrankenhaus Berlin mit dem Surface Hub verbessert, und die auf die Optimierung von Fertigungsprozessen spezialisierte Stuttgarter Becos GmbH habe mit dem Becos Smart Scheduling Board eine Software auf Basis des Microsoft Surface Hubs entwickelt, die eine Art intelligente Plantafel für Industrie 4.0 darstelle.

Polycom Pano

Das Portfolio der Firma Polycom umfasst ein breites Spek­trum an Geräten und Software, die für Konferenzsysteme benötigt werden. Das reicht von speziellen Kameras wie der Polycom EagleEye Director über Audiokonferenz-, Management- und Netzwerkinfrastruktur-Systeme bis zu Raum- und Telepräsenz-Systemen.
Eine Lösung speziell für kleinere Gruppen ist Pano. Mit Hilfe dieser Hardware kann eine Präsentation oder ein Video per Miracast oder AirPlay drahtlos auf bis zu vier Displays simultan dargestellt werden. Kommt ein touchfähiges Display zum Einsatz, stehen einem Vortragenden laut Polycom auch Interaktionen wie Annotation und Whiteboard-Funktionen zur Verfügung. Damit lässt sich eine kleine Konferenz on-the-fly aufbauen und durchführen.
Die Firma bietet darüber hinaus Videolösungen an, die direkt mit Skype for Business und Office 365 zusammenarbeiten.

Starleaf GT Mini 3300

Ähnlich wie Polycom verfügt auch Starleaf über eine große Bandbreite an Produkten und Diensten rund um Konferenzsysteme, besonders für Videokonferenzen. Ein Schwerpunkt liegt auf Systemen für Microsofts Skype for Business, das Starleaf auf Lösungen mit unterschiedlichster Hardware und für unterschiedliche Raumgrößen unterstützt.
Besonders gefragt ist laut Starleaf das GT Mini 3300. Es soll sich für sämtliche Raumgrößen eignen und kann auch vorhandene Audio- und Videolösungen, beispielsweise von Cisco oder Lifesize, sowie SIP-Systeme einbinden.
Starleaf tritt darüber hinaus als Hersteller und Service-Provider der sogenannten Starleaf OpenCloud auf. Als Basis für dieses Kommunikationsnetzwerk hat Starleaf eine eigene Infrastruktur entwickelt. Damit steht dem Anbieter zufolge eine stabile und verlässliche Videokonferenz-Serviceplattform für Unternehmen weltweit zur Verfügung.
Starleaf betont, dass man keine Infrastruktur Dritter benutze und deshalb schnell reagieren und den Service kontinuierlich entwickeln könne. Die Architektur von Starleaf stelle sicher, dass sämtliche Verbindungen verschlüsselt aufgebaut werden.
3. Teil: „Amazon und Google“

Amazon und Google

Wer sich auf dem Markt nach modernen Konferenzsystemen umschaut, stößt unweigerlich auch auf die Produkte von Google und Amazon.
Dabei scheint sich das von Google vorgestellte System Jamboard sowohl im Aussehen als auch hinsichtlich des Funktionsumfangs mit Microsofts Surface Hub messen zu wollen, während Amazons Chime eher als Konkurrent zu Skype for Business beziehungsweise Ciscos Web­Ex angelegt ist.
Weder Google noch Amazon sind besonders auskunftsfreudig, was diese beiden noch relativ neuen Produkte angeht. Möglicherweise ist man sich selbst noch nicht ganz im Klaren darüber, wie man die Angebote auf dem deutschen Markt positionieren möchte – beide Lösungen stehen im Moment nur in englischer Sprache zur Verfügung, auch kann man die Hardware der Jamboard-Systeme in Deutschland noch nicht kaufen.
Amazon Chime: Amazon bietet Chime-Anwendungen für Windows- und Mac-OS-X-Systeme sowie für mobile Endgeräte unter Android und iOS an. Zu einer möglichen Unterstützung von Windows 10 Mobile, für das andere Lösungen wie WebEx Anwendungen zur Verfügung stellen, macht Amazon keine Angaben.
Chime ist außerdem Teil der Cloud-Lösung Amazon Web Services (AWS). Dementsprechend können Nutzer eine 30-Tage-Testversion mit ihrem Amazon-Konto oder einem anderen AWS-Konto ausprobieren.
In den Beschreibungen zu Chime hebt Amazon zwei Dinge besonders hervor: einfache Bedienung und hohe technische Qualität. Um diesen Versprechungen bei Übertragung und Wiedergabe gerecht zu werden, kommen laut Amazon eine HD-Videoverbindung, die auf das jeweilige Endgerät hin optimiert sein soll, und eine High-Quality-Audioübertragung zum Einsatz. Die Übertragung wird per AES-Verschlüsselung mit 256 Bit gesichert.
Zur Ausstattung von Chime zählen Chat-Funktionen einschließlich Chat-Rooms. Chime erlaubt File-Sharing via Drag and Drop, das Teilen von Bildschirminhalten und die Teilnahme an Konferenzen über normale Telefonverbindungen.
  • Konkurrenz: Googles Jamboard ähnelt dem Microsoft Surface Hub, ist aber eng mit Googles Cloud-App-Paket G Suite verknüpft und basiert auf Android 6.0. Derzeit ist nicht klar, ob und wann diese Technik in Deutschland verfügbar sein wird.
    Quelle:
    Google
Google Jamboard: Das Jamboard ist eine Alternative zu Microsofts Surface Hub. Ebenso wie die Konkurrenz aus Redmond setzt man bei Google für die Zusammenarbeit auf ein Whiteboard. Die Hardware für das Jamboard wurde von  BenQ entwickelt.
Google verknüpft das Jamboard eng mit der G Suite, dem cloudbasierten Business-Apps-Paket von Google. So stammt etwa die eingesetzte Meeting-Software – sie heißt ebenfalls Jamboard – aus der G Suite.
Bei dem auf Rollen montierten Whiteboard handelt es sich um einen All-in-one-Rechner mit 55-Zoll-Display mit 4K-Auflösung, das unter Android 6.x Marshmallow betrieben wird.
Wer das Gerät in seinem Konferenzraum einsetzt, kann dort Tabellen und Dokumente sowie Fotos aus Google Drive und Präsentationen anzeigen. Im Jamboard sind Webcam, Mikrofon und Lautsprecher verbaut, sodass die Anwender Videokonferenzen via Google Hangouts durchführen können.
Tabelle:


mehr zum Thema