05.10.2018
Blockchain
1. Teil: „Die Blockchain macht vor keiner Branche halt“
Die Blockchain macht vor keiner Branche halt
Autor: Christiane Fröhlich
Production Perig / shutterstock.com
Jenseits des Hypes ist längst klar: Auch der Handel wird sich spürbar verändern. Während einige jedoch das große Geschäft mit neuen Lösungen wittern, bleiben andere weiterhin skeptisch.
Die Blockchain-Technologie spaltet derzeit die Unternehmen. Die einen setzen sich gründlich mit Blockchains auseinander und verstehen sie als einen wichtigen, wenn nicht sogar den entscheidenden Baustein für die Digitalisierung. Wie einst die Goldgräber wittern sie eine Chance für neue Geschäftsmodelle, hoffen auf Wettbewerbsvorteile und effizientere Prozesse. Die anderen halten die Technologie für unsicher und fürchten hohe Kosten für die Implementierung. Sie sehen oft keine Anwendungsszenarien für ihr eigenes Business, fühlen sich aber gleichzeitig durch die neuen Geschäftsmodelle in ihrer Existenz bedroht.
„Fast keine Branche wird in den kommenden Jahren davon unberührt bleiben“, ist Dirk Siegel, Leiter des Blockchain Institute bei der Unternehmensberatung Deloitte, überzeugt. „Insbesondere dort, wo das Produkt eines Unternehmens stark auf die Abwicklung einer Transaktion fokussiert ist, bedroht die Technologie das Geschäftsmodell.“
Seiner Einschätzung nach ist die Blockchain aber nicht nur eine Technologie, sie sei vielmehr als riesiges Standardisierungswerkzeug zu verstehen. „Bislang leben viele Intermediäre davon, dass sie einheitliche Standards geschaffen haben und deren Einhaltung gewährleisten“, so Siegel. Wenn sich nun aber viele Partner über Unternehmensgrenzen hinweg mit Hilfe einer Blockchain direkt auf ein gemeinsames Regelwerk verständigen und dessen Einhaltung gesichert ist, dann schaffen die Partner ihre Standards selbst.
Auswirkungen auf die Lieferkette
Doch was bedeutet das konkret zum Beispiel für den Handel – online wie offline? Eine wesentliche Rolle wird das Blockchain-Konzept künftig entlang der Supply Chain spielen, also bei der Warenbeschaffung, der Lagerung, Auslieferung und Bezahlung. Siegel rechnet hier mit unterschiedlichsten Projekten rund um die Sendungsverfolgung: „Heute stellen Unternehmensgrenzen oft Brüche in der Lieferkette dar. Die Blockchain kann einen Prozess ohne solche Brüche abbilden, indem zum Beispiel eine Ware vom Schiff in den Lkw und weiter ins Lager von allen Beteiligten lückenlos nachverfolgt werden kann.“
Gleichzeitig wird sich die Blockchain-Technologie auf die Art des Handels niederschlagen. Neben Start-ups werden etwa Banken und Börsen, bisher klassische Vermittler zwischen Parteien, zunehmend auf die dezentrale Technologie setzen, um nicht von den Start-ups komplett aus dem Geschäft gedrängt zu werden.
So hat die New Yorker Börse Nasdaq gemeinsam mit einem Start-up eine Handelsplattform für Werbeplatzierungen entwickelt – die New York Interactive Advertising Exchange (NYIAX) –, die auf dem Blockchain-Prinzip beruht. Sie ermöglicht den direkten Handel von Werbeplätzen zwischen Publishern und Werbungtreibenden. Im Dezember haben die beiden Partner ein Patent auf ihre Plattform-Technologie angemeldet, sodass auch andere Branchen sie nutzen können.
2. Teil: „Peer-to-Peer-Handel“
Peer-to-Peer-Handel
Ähnliches ist für den Vertrieb von Versicherungen denkbar, aber auch für den Handel mit Recyclingmaterial oder digitalen Gütern wie Software-Lizenzen.
Amazons Rolle
Sogar Amazon könnte die Auswirkungen der Blockchain-Technologie zu spüren bekommen. Denn zumindest für die Marktplatz-Händler fungiert der Handelskonzern lediglich als Intermediär zwischen Anbieter- und Käuferseite.
An den von Amazon diktierten Vorgaben stoßen sich jedoch immer mehr Händler. Ein dezentrales Netzwerk aus Händlern und Käufern als gleichberechtigte Partner könnte hier Abhilfe schaffen.
Der Bremer Shop-Software-Hersteller Gambio verfolgt diese Idee und entwickelt Gamb.io (Global Alliance of Merchants on the Blockchain), eine Händlerplattform, die nach dem Blockchain-Prinzip funktioniert. Damit die Plattform wirklich unternehmensunabhängig ist, soll sie künftig von einer Stiftung geführt werden. Ob eine solche Allianz allerdings genügend Marktmacht aufbauen kann, um großen Anbietern wie Amazon, Ebay, Otto oder Zalando wirklich gefährlich zu werden, bleibt abzuwarten.
3. Teil: „Börsen für Kryptowährungen“
Börsen für Kryptowährungen
Und natürlich werden auch Kryptowährungen im digitalen Handel eine größere Rolle spielen. So wie Kodak auf seiner Plattform für Bildrechte den Kodak Coin geschaffen hat, werden viele Plattformen Währungen kreieren. Entsprechend steigt der Bedarf an Börsen, über die Kryptowährungen gehandelt werden.
Um Händlern die Akzeptanz von Kryptogeld in ihrem Shop zu erleichtern, hat beispielsweise Utrust eine mit Paypal vergleichbare Payment-Lösung entwickelt. Sie ermöglicht den Kunden das Bezahlen in nahezu jeder Kryptowährung, der Händler erhält den Betrag aber sofort in Euro gutgeschrieben.
Die Vielzahl der Projekte kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Technologie noch in der Experimentierphase befindet. „Im Moment wird sehr viel ausprobiert, kaum etwas ist derzeit schon massentauglich“, erklärt Siegel. Der Unternehmensberater beobachtet, dass viele Firmen nur auf den Zug aufspringen, um dem Trend zu folgen. „Sinnvolle Konzepte, bei denen die Blockchain echten Mehrwert bietet, sind oft nicht zu erkennen.“ Von Vorteil ist der Einsatz meist nur dort, wo mehrere Parteien mit immer wieder wechselnden Vertretern im Spiel sind, zwischen denen Vertrauen geschaffen werden muss.
Deswegen wird eine ganze Reihe von Projekten scheitern: „Die Technologie differenziert sich aus: Viele Blumen werden blühen, viele davon werden aber auch schnell wieder verblühen“, warnt Siegel. Denn in dieser frühen Phase sind etliche Probleme noch nicht abschließend gelöst. So fehlt es vielerorts noch am nötigen Rechtsrahmen, etwa der Schaffung neuer Rechtsformen im Unternehmensrecht für dezentrale Organisationsformen. Auch die Digitalisierung von Unternehmensanteilen über Token muss rechtlich verankert werden. Estland, die Schweiz und Luxemburg sind hier Vorreiter und daher als Unternehmenssitz bei Blockchain-Start-ups besonders beliebt. Auch die Frage nach der Führung eines Blockchain-Projekts stellt sich für die Projektgründer immer wieder. Sie wollen oft die Unabhängigkeit des Projekts sicherstellen und entscheiden sich daher für dessen Übertragung an eine Non-Profit-Organisation oder den Betrieb durch ein Konsortium.
Daneben steigen mit zunehmender Zahl der Projekte auch die Sicherheitsprobleme. Wird eine Blockchain mit Drittsystemen wie etwa externen Datenbanken verknüpft, bergen diese Schnittstellen Unsicherheiten, denen mit klassischen Maßnahmen der IT-Sicherheit begegnet werden muss.
Projekt-Welle im nächsten Jahr
Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis solche Hindernisse beseitigt sind – zumal durch die Vielzahl der Projekte alle voneinander lernen.
Sichtbar werden die ersten Veränderungen schon bald sein: „Spätestens Anfang 2019 wird das Eis brechen und dann wird eine Welle von Projekten produktiv gehen“, ist sich Siegel sicher.
Künstliche Intelligenz
Memary - Langzeitgedächtnis für autonome Agenten
Das Hauptziel ist es, autonomen Agenten die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen über einen längeren Zeitraum hinweg zu speichern und abzurufen.
>>
Cloud Infrastructure
Oracle mit neuen KI-Funktionen für Sales, Marketing und Kundenservice
Neue KI-Funktionen in Oracle Cloud CX sollen Marketingspezialisten, Verkäufern und Servicemitarbeitern helfen, die Kundenzufriedenheit zu verbessern, die Produktivität zu steigern und die Geschäftszyklen zu beschleunigen.
>>
Reactive mit Signals
Neuer Vorschlag für Signals in JavaScript
Das für die Standardisierung von JavaScript verantwortliche Komitee macht einen Vorschlag für die Einführung von Signalen in die Programmiersprache. Signals sollen reaktives Programmieren in JavaScript einfacher machen.
>>
Schellerer Ausbau
Hessen, OXG und Vodafone schließen Partnerschaft für Glasfaser
Vodafone und OXG starten gemeinsam mit dem Land Hessen eine umfangreiche Ausbau-Offensive für schnelles Internet. Bis 2030 wollen die Unternehmen Glasfaser-Anschlüsse für bis zu 520.000 Haushalte bauen.
>>